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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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geworden?« Ohne die gaffenden Arbeiter zu beachten, die sich nach ihm umgedreht hatten, warf er die schlammige Kelle auf den Boden und kletterte die Leiter hinunter zu seinem Leutnant. »Wir sollten die Kraft unserer wenigen noch verbliebenen Truppen für Jerusalem aufsparen und nicht für kleinere Raubzüge und Karawanenüberfälle vergeuden.«
    Logan zuckte die Schultern. »Ich bin ganz deiner Meinung. Richard hat sich von der reichen Beute wohl in Versuchung führen lassen und womöglich vergessen, dass er nach Palästina gekommen ist, um Jerusalem aus den Händen der Ungläubigen zu befreien.«
    »Er vergisst auch, dass seine Arroganz ihm keine Achtung einbringt«, sagte Sebastian und nahm seine Tunika von der Sprosse der Leiter, auf der er sie am frühen Morgen abgelegt hatte. Er zog das luftige weiße Leinenhemd über, zu schnell jedoch, denn erneut durchzuckte ihn ein schmerzhaftes Ziehen. Wenn er je den Teufel zu fassen bekam, der ihn in jener Nacht aufgeschlitzt hatte, würde er mit Freuden Gleiches mit Gleichem vergelten – ganz langsam. »Der König hat sich mächtige Feinde auf beiden Seiten gemacht«, sagte er mit einem bedeutungsvollen Blick zu Logan. »Wenigstens einer dieser Feinde will ihn tot sehen.«
    »Richard vermutet allerdings, dass der Angriff in jener Nacht von einem verrückt gewordenen Muslim ausgeführt worden ist, der auf eigene Faust gehandelt hat. Er glaubt nicht, dass er in Gefahr schwebt.«
    Sebastian schnaubte verächtlich. »Konrad von Montferrat war derselben Ansicht, bis ihn zwei als Mönche verkleidete Assassinen nachts auf der Straße überfallen und erdolcht haben.« Er hob sein Schwert und das Wehrgehänge auf und gürtete sich das breite Lederband um die Hüfte.
    Hitze und Durst hatten ihn ausgelaugt, und die Nachricht über die neueste Laune des Königs trug nicht zur Aufhellung seiner Stimmung bei. Verdrossen ließ Sebastian seine Arbeit liegen und ging zum Brunnen in der Mitte des Platzes. Logan schloss sich ihm an. »Man munkelt, dass Konrads Mord durch Richards Münze gekauft worden ist. Das haben zumindest die beiden Assassinen nach ihrer Gefangennahme erzählt.«
    »Das ist sicher bloß ein Gerücht«, entgegnete Sebastian. »Konrad und Richard waren gewiss keine Freunde, aber sie hatten immerhin ein Abkommen miteinander. Ich war zugegen, als der König beschloss, Konrad als seinen Stellvertreter einzusetzen, falls er vor der Rückeroberung von Jerusalem in dringenden Angelegenheiten nach England zurückberufen werden sollte. Er hat nichts durch Konrads Tod gewonnen, außer dem Wissen, dass der Erfolg oder die Niederlage des Kreuzzuges nun allein auf seinen Schultern lastet.«
    »Gewiss, dennoch hatten die Ungläubigen Grund genug zu feiern, da sie sich nun mit einem christlichen Anführer weniger herumschlagen müssen«, meinte Logan trocken. Er senkte die Stimme, als er sich mit Sebastian dem belebten Platz näherte. »Glaubst du, Saladin hatte seine Hände im Spiel? Könnte er sich mit dem Alten vom Berge verschworen haben, um sowohl Konrad als auch Richard den Garaus zu machen?«
    Sebastian dachte einen Moment darüber nach, den Blick auf die Gruppe englischer Soldaten und sarazenischer Arbeiter gerichtet, die sich am Brunnen erfrischten. »Ein heimtückischer Meuchelmord scheint mir zu feige für einen Mann mit Saladins Ehrgefühl«, antwortete er und schüttelte den Kopf. »Der Sultan stand jedoch schon oft genug mit dem Rücken an der Wand, und der König hat zahllose Feinde, da ist wohl niemand über einen Verdacht erhaben.«
    Als die beiden sich dem Brunnen näherten, sprang ein Junge von der steinernen Umrandung auf und füllte rasch zwei Becher. Mit eifrigem Lächeln und glänzenden dunklen Augen ging er auf Sebastian und Logan zu, um sie ihnen anzubieten. Doch nach der Hälfte des Weges blieb er plötzlich wie erstarrt stehen.
    Der markerschütternde Schrei einer Frau erfüllte die Luft.
    Er kam von der Hauptstraße, einer breiten Straße, die zu dem einst prächtigen Palast führte, der nun, verlassen von seinen früheren Bewohnern, Richards hochrangigen Offizieren als Hauptquartier diente. Wieder schrie die Frau ein einziges Wort, das das Blut der Engländer und Sarazenen gefrieren ließ …
    »Assassine!«
    Sebastian und Logan liefen sofort los und umrundeten die vor Schreck erstarrten Arbeiter, um auf die hier einmündende Hauptstraße zu gelangen. »Schließt sämtliche Tore«, rief Sebastian über die Schulter hinweg der Gruppe Soldaten zu, die

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