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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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kräftiger gebaut, auch hatte seine Stimme tiefer geklungen. Es konnte nicht derselbe Mann sein, dessen war sich Sebastian sicher. »Was ist mit ihr?«, fragte er und warf einen Blick auf die Sarazenin. »Ist sie verletzt?«
    »Sie hat sich bei dem Stoß den Fuß verstaucht«, antwortete Logan. »Ich glaub nicht, dass sie laufen kann.«
    Wie um seine Worte zu beweisen, versuchte die Frau einen Schritt zu machen und zuckte mit schmerzverzerrter Miene leise stöhnend zusammen.
    »Beseitige den Abschaum in der Straße der Gewürzhändler und stell fest, ob jemand den Mann schon mal gesehen hat«, wies Sebastian seinen Freund an. »Ich werde mich um sie kümmern.«
    Während Logans schwere Schritte durch die Gasse dröhnten, kniete Sebastian vor der Frau nieder, um sich ihre Verletzung anzusehen. Er schob den Saum ihres Schalwar – der weiten Hose, die die Sarazeninnen unter ihren langen Tuniken trugen – nach oben und befühlte ihren zarten Knöchel. Sie wich jäh zurück; zweifellos war sie noch Jungfrau und nicht gewohnt, dass ein Mann sie derart berührte. Er schaute auf und war erneut gebannt von der unvergleichlichen Schönheit ihrer Augen.
    »Wie lautet Euer Name?«
    »Zahirah«, antwortete sie leise. Ein exotischer Name für eine exotische Frau.
    »Ich werde Euch nicht wehtun, Zahirah. Ihr müsst keine Angst haben.« Auf ihr leichtes Nicken hin wandte Sebastian seine Aufmerksamkeit wieder ihrem verletzten Bein zu. Ihre Haut war wie helle Bronze und fühlte sich samtweich und warm unter seinen Fingern an. Sorgfältig untersuchte er ihr wohlgeformtes Bein nach Brüchen und Schwellungen, nahm behutsam ihren kleinen in Sandalen steckenden Fuß in die Hand und drehte ihn – nur ganz leicht –, doch sie schrie trotzdem auf.
    »Er ist nicht gebrochen«, sagte er. »Aber wenn er Euch so sehr schmerzt, sollte man ihn kühlen und wickeln.« Er ließ ihren Fuß los und stand auf. »Ist Euer Zuhause hier in der Nähe, Zahirah?«
    Sie schüttelte den Kopf und schaute ihn unter dichten schwarzen Wimpern an. »Ich bin … nur heute zu Besuch in der Stadt.«
    »Gibt es jemanden in Askalon, der sich um Euch kümmern kann? Ein Freund, vielleicht? Ein Verwandter?«
    Wieder schüttelte sie zaghaft den Kopf. »Nein, Mylord.«
    Seufzend dachte Sebastian darüber nach, was er nun tun sollte. Es gab niemanden, zu dem er sie bringen konnte, keinen Ort in der Stadt, an dem sie Hilfe von ihren Landsleuten erhalten würde. Allerdings konnte er sie auch nicht einfach auf der Straße stehenlassen, noch dazu, da ihn teilweise die Schuld an ihrem Missgeschick traf. Andererseits konnte er sich jetzt wirklich nicht mit der Sorge für das Wohlergehen einer jungen Frau belasten, wie hübsch auch immer sie war.
    Als ob sie seinen Widerwillen spürte, senkte die junge Frau ihren Blick. »Ich danke Euch zutiefst für Eure Freundlichkeit und Hilfe, Mylord. Friede sei mit Euch.« Vorsichtig trat sie einen kleinen Schritt zurück und biss sich mit schmerzverzerrter Miene auf die Lippe, als sie den verletzten linken Fuß aufsetzte. Ihr ersticktes Aufstöhnen packte Sebastian bei seiner ritterlichen Ehre.
    »Herrgott«, grummelte er und hob sie auf die Arme. »Ihr kommt jetzt mit mir zum Palast.«

2
    Zahirah schlang die Arme Halt suchend um den Nacken des finsteren Kreuzritters, der sie durch die gewundenen Gassen des geschäftigen Marktviertels zum prächtigen Palast im Herzen der Stadt trug. Sie bebte am ganzen Körper vor Aufregung, und ihr Herz raste bei dem Gedanken an das, was soeben geschehen war. Der Angriff auf die Palastwache. Die Verfolgungsjagd zum Marktviertel und das Stellen des anscheinend wahnsinnigen Mörders durch die Kreuzritter in der Gasse vor der Backstube. Ihre Bedrohung und Rettung. Und nun das: Sie wurde ins Hauptquartier der englischen Besatzer gebracht – wurde höchstpersönlich von einem der ihren durch das schwer bewachte Tor geleitet.
    Es war alles genau nach Plan verlaufen.
    Nun ja, nicht alles, berichtigte sie sich mit einem Anflug von Trauer. Jafars Tod war gewiss nicht geplant gewesen; allerdings hatte ihr Komplize trotz seiner jahrelangen Erfahrung viel zu unbesonnen gehandelt, und seine Überheblichkeit hatte ihn letztendlich das Leben gekostet. Erst einen Monat zuvor war auch Zahirah unvorsichtig gewesen. Damals hätte sie den berühmten König der Engländer in seinem Zelt töten können, doch sie hatte versagt. Ihr Scheitern war sie teuer zu stehen gekommen; umso fester war sie nun entschlossen, ihre

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