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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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einem knappen Nicken, das ihr bedeuten sollte, sie könne gehen. »Oder gibt es sonst noch etwas, das Ihr mit mir besprechen wollt, Mylady?«, fragte er in ausgesucht höflichem Ton.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nun gut. Das Überbringen der Vorräte wird nur einige Tage in Anspruch nehmen. Nach meiner Rückkehr aus Darum sollten wir wohl ein passenderes Quartier in der Stadt für Euch suchen. Für Euren Schutz werde ich selbstverständlich Sorge tragen, aber ich glaube, Ihr werdet glücklicher sein und könnt ruhiger schlafen, wenn Ihr den Palast verlasst. Zweifellos stimmt Ihr mir zu.«
    Es hätte ihr Sorge bereiten sollen, dass er sie des Palastes verweisen wollte, doch ließ seine Bemerkung über die Vorratslieferung nach Darum ihr Herz vor Angst schneller schlagen. Sebastian wollte die Karawane persönlich begleiten.
    Die Karawane, die Halim und seine Soldaten überfallen wollten.
    »Alles ist bereit«, sagte eine vertraute Stimme hinter Zahirah. An dem rauen, rollenden Akzent in dem Bariton erkannte sie, dass es Sebastians Freund Logan war. »Die Vorräte sind verladen, und die Männer können es kaum erwarten, in den Sattel zu kommen. Allerdings muss ich dir sagen, mein Freund, dass mir der Himmel nicht gefällt. Der Wind wird immer stürmischer. Ich glaube, da braut sich ein mächtiger Sturm an der Nordküste zusammen. In kaum mehr als einer Stunde könnte er uns erreicht haben.«
    »Dann lass uns nicht länger herumtrödeln, sondern aufbrechen«, antwortete Sebastian und sah durch Zahirah hindurch, als ob sie gar nicht zugegen sei. Die Scheide seines Schwertes schrammte an der Kante des Tisches entlang, als er dahinter hervortrat, und unvermittelt gewahrte sie vor ihrem inneren Auge allzu deutlich die Gewalt, die ihn auf der Straße nach Darum erwartete.
    Es würde ein brutales Gemetzel geben. Blut und Tod.
    Und er ging völlig ahnungslos diesem Schicksal entgegen.
    »Sebastian, wartet! Geht nicht.« Unwillkürlich streckte sie die Hand aus und hielt ihn am Ärmel fest, versuchte ihn mit aller Macht am Gehen zu hindern. »Bitte … ich … ich möchte nicht, dass Ihr geht.«
    »Und warum nicht?« Er hielt inne und sah mit versteinerter Miene auf ihre Hand hinab, die sie so fest in den Ärmel seiner Tunika gekrallt hatte, dass die Knöchel weiß hervortraten. Die harten Stahlglieder schnitten in ihre Fingerkuppen. Langsam hob er den Blick und sah sie an. »Warum sollte ich bleiben, Zahirah?«
    An ihrer Unterlippe nagend, dachte sie über eine Antwort nach. Aus hunderterlei Gründen wollte sie nicht, dass er die Karawane eskortierte. Aber so zahlreich diese auch waren, liefen sie doch alle auf dieselbe Tatsache hinaus: Wenn er zu dieser unglückseligen Mission aufbrach, würde sie ihn vielleicht niemals wiedersehen – zumindest würden sie sich nie wieder so wie in diesem Augenblick gegenüberstehen: als Mann und Frau, die zwar miteinander gestritten hatten, aber noch keine Todfeinde waren.
    Durch Halims Hinterhalt drohte ihm große Gefahr. Sebastian konnte in dem Kampf verletzt oder, was Allah verhüten mochte, gar getötet werden. Selbst wenn er überlebte, würde er in dem Wissen um die Verschwörung zum Palast zurückkehren. Er würde ganz sicherlich zu dem Schluss kommen, dass sich in seinen Reihen ein Verräter befand, und es würde nicht allzu lange dauern, bis er Zahirah als die Schuldige entlarvte. Vielleicht verdächtigte er sie bereits in diesem Augenblick.
    Wenn er jedoch blieb …
    Allah, wenn er blieb, wäre er vor Halim und seinen Assassinen sicher. Wäre damit aber nicht auch der Erfolg ihrer Mission für ihren Vater Raschid ad-Din Sinan vereitelt? Halim hatte erwähnt, dass die Karawane Richard niemals erreichen durfte, denn nur so wäre der König gezwungen, nach Askalon zurückzukehren, wo Zahirah und das ihm vorbestimmte Schicksal ihn bereits erwarteten.
    Ihr schwirrte der Kopf von diesem verwirrenden Durcheinander ihrer Gedanken, der widerstreitenden Verpflichtungen, die in ihrem Herzen gegeneinander fochten. Alle schienen von gleich großer Bedeutung, doch keine einzige Erklärung fand den Weg über ihre Lippen.
    Als sie ihn nur stumm anblickte, kopfschüttelnd, gequält von den widerstreitenden Gefühlen in ihrem Inneren, lachte Sebastian freudlos auf und riss sich ungehalten von ihr los. Einen Augenblick lang musterte er sie schweigend von Kopf bis Fuß.
    »Lebt wohl, Zahirah«, sagte er schließlich.
    Dann wandte er sich ab und ging.

16
    Zahirah stand am Rande der Dachterrasse

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