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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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wir könnten vielleicht eine Partie
Schatrandsch
spielen. Mir schien, dass Ihr Freude an unserem letzten Spiel hattet, und da Ihr erwähntet, dass Ihr Eure Fertigkeiten darin zu verbessern sucht, dachte ich, es würde Euch vielleicht gefallen, wenn ich das Brett vorbereite und wir eine Partie oder zwei spielen. Ich meine, wenn Ihr mögt …«
    Sie verhaspelte sich; die Unruhe ließ ihr die Worte schnell über die Lippen fließen, wenngleich sie auch kaum lauter waren als ein Flüstern. Sebastian hörte ihr zu, musterte sie kritisch, bevor er den abschätzenden Blick abwendete und auf die Schriftrolle richtete, die der Soldat ihm gebracht hatte. Offensichtlich war es eine Karte der südlichen Küste des Königreiches. »Ich habe keine Zeit, um mit Euch zu spielen, Mylady.«
    In seiner Stimme schwang ein seltsamer Ton mit, der sie ahnen ließ, dass seine Ablehnung nicht allein auf bloßem Zeitmangel gründete. Zweifellos brodelte immer noch die Wut in ihm, die der Streit um Abduls Tod und die unerbetene Intimität in ihrer Kammer in der Nacht ihres Albtraums ausgelöst hatte. Offen gestanden war auch sie immer noch wütend, doch sie war entschlossen, ihren Ärger zu bezwingen.
    Sie wollte sich mit Sebastian aussöhnen, den Streit begraben, der sie in den vergangenen Tagen voneinander getrennt hatte. Sie wollte wieder zu ihrer bisherigen freundschaftlichen Beziehung zurückkehren – natürlich allein, um den Erfolg ihrer Mission nicht zu gefährden, wie sie sich einredete.
    »Eigentlich«, sagte sie, die Augen auf seinen schwarz glänzenden, gesenkten Schopf gerichtet, »hatte ich gehofft, wir könnten miteinander reden, Mylord.«
    »Reden?« Wieder streifte sie sein ungehaltener Blick. Er reckte hochmütig das Kinn und lehnte sich auf der Bank zurück. Auf sein Nicken hin räumten die beiden Dienstboten seinen Teller ab und füllten seinen Becher mit Wein. Sebastian verschränkte die Arme vor der Brust und blickte sie mit ausdrucksloser Miene an. »Dann redet, wenn Ihr meint, reden zu müssen, Mylady, aber bitte, beeilt Euch. Wie Ihr seht, bin ich sehr beschäftigt.«
    Zahirah wartete darauf, dass sich die beiden Dienstboten anschickten, den Hof zu verlassen, ehe sie das Wort ergriff. »Ich hatte gehofft, wir könnten uns unter vier Augen in meiner Kammer unterhalten, Mylord.«
    Mit zusammengepressten Lippen dachte er einen Augenblick über ihren Vorschlag nach, dann schüttelte er den Kopf. »Wenn Ihr etwas sagen wollt, dann sagt es mir jetzt, Zahirah. Meine Männer und ich haben einen Auftrag zu erledigen. Ich werde Askalon noch in dieser Stunde verlassen und bin nicht gewillt, irgendjemandem vor meinem Aufbruch noch eine private Audienz zu gewähren.«
    »Natürlich, das verstehe ich«, sagte sie, betroffen von seiner Gleichgültigkeit. Es verletzte ihren Stolz, dass sie ihm nicht mehr bedeutete als alle anderen, mit denen er zu reden geneigt war. Allerdings war sie auch überrascht und enttäuscht über die Kunde, dass er die Stadt verlassen würde. Sein kalter Blick ließ sie bis ins Mark frösteln, doch sie unterdrückte ihre Beklommenheit und hielt ihm stand, in der festen Absicht, das zu sagen, was sie ihm sagen musste. »Ich wollte für meine Worte auf der Dachterrasse um Vergebung bitten, Mylord. Ich war aufgeregt, wie Ihr wohl versteht, und habe mich zu unbedachten Äußerungen hinreißen lassen. Ich meinte gar nicht, was ich zu Euch sagte. Ich hasse Euch nicht.«
    Ein langer Moment verging, ein Augenblick voller verzweifelter, endlos scheinender Spannung. Sie schluckte schwer, beobachtete, wie ein Muskel in seinem fest zusammengepressten Kiefer zuckte. Endlich, als sie schon glaubte, sein verdammendes Schweigen würde sie noch um den Verstand bringen, ergriff er das Wort. »Ist das alles?«
    »Ja«, antwortete sie rasch und betete darum, dass ihre Entschuldigung etwas von dem Eis in seinen Augen zum Schmelzen bringen würde. »Ihr solltet wissen, dass … dass es mir sehr leidtut, Sebastian.«
    Das Knurren, das er zur Antwort gab, dämpfte ihre Hoffnung auf Versöhnung. »Diese Mühe hättet Ihr Euch sparen können, Mylady. Es ist nicht das erste Mal, dass mich der Zorn einer Frau ereilt. Es wird auch nicht das letzte Mal sein.«
    Als ob er sich ihrer störenden Anwesenheit nicht länger aussetzen wollte, nahm er die Karte zur Hand und erhob sich. Im Stehen griff er nach seinem Becher, leerte ihn in einem Zug und stellte ihn mit einer heftigen Bewegung auf den Tisch zurück. Dann bedachte er sie mit

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