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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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winkte er einen anderen Ritter herbei und wies ihn an, aufzusatteln und sie zu begleiten. Dann lief er voraus und befahl den Wachen, die Tore zu öffnen und sie passieren zu lassen. Sobald die riesigen Holztore aufschwangen, trieb Zahirah die Fersen in die Flanken ihrer Stute und preschte in halsbrecherischem Tempo durch den Regen auf die Handelsstraße nach Darum zu. Sie betete, dass sie Sebastian noch rechtzeitig vor Halims Anschlag erreichen und ihn davon überzeugen konnte, mit der Karawane umzukehren.
    Der Sturm, der sich am Himmel zusammengebraut hatte, brach zwei Stunden nach ihrem Aufbruch über die Karawane herein. Er traf von Norden auf den Tross, als dunkle Wand schnell vorwärtsziehender Wolken, begleitet von mächtigen Blitzen und grollendem Donner. Der Regen schoss sintflutartig auf die Männer herunter, so heftig, dass sie kaum noch die Hand vor Augen erkennen konnten. Selbst für einen einzelnen Reiter wäre die Weiterreise beschwerlich gewesen; für einen Karawanenzug war sie so gut wie unmöglich.
    Sebastian, der neben Logan an der Spitze der durchnässten Eskorte ritt, hatte gehofft, das etwa acht Wegstunden entfernt liegende Darum bis zum Morgengrauen erreichen zu können – ein Plan, der es erforderlich machte, erst weit nach Mitternacht zu rasten. Inzwischen aber sammelte sich das Wasser auf der breiten, befestigten Straße und verwandelte sie allmählich in einen reißenden Fluss, was Sebastian mit einem lauten Fluchen quittierte. Sein weißer Hengst, der ihn schon zu Beginn des anstrengenden Marsches beleidigt angesehen hatte, schüttelte vorwurfsvoll den Kopf, als er sich seinen Weg durch das stetig steigende Wasser suchte. Der Regen lief in Bächen von den Rücken der Kamele, die in einer langen Reihe aneinandergebunden hinter ihnen hertrotteten.
    Über ihnen krachte der Donner und brachte eine heftige Bö mit sich, die der Gruppe in den Rücken stieß und an den Planen der Karren zerrte. Ein Seil löste sich mit einem peitschenden Knall und schlug im strömenden Regen umher. Sebastian gab das Zeichen zum Anhalten und zügelte sein Pferd. Während Logan und zwei andere Reiter durch tiefe Pfützen wateten, um das Seil wieder zu befestigen, winkte er den Karawanenführer zu sich.
    »Befindet sich in der Nähe eine sichere Unterkunft für uns?«
    Der stämmige Sarazene nickte. Von seinen weißen Tunikaärmeln troff das Wasser, als er mit ausgestrecktem Arm nach vorn deutete. »Im nächsten Dorf ist eine Karawanserei, dort können wir vielleicht Unterschlupf finden. Der Besitzer ist Muslim, aber er ist auch Kaufmann. Wenn Ihr ihn gut entlohnt, wird er uns sicherlich aufnehmen, bis der Sturm vorüber ist.«
    »Ausgezeichnet«, rief Sebastian laut, um das Brüllen des Sturms zu übertönen. »Zeigt uns den Weg.«
    Er wollte gerade den Befehl zum Weiterreiten geben, als etwas auf der hinter ihnen liegenden Straße seine Aufmerksamkeit erregte. Noch weit entfernt, kaum größer als ein schwarzer Fleck, kam ein Reiter angeprescht. Nein, zwei, berichtigte er sich und beobachtete, wie der vorderste Reiter auf die Karawane zugaloppierte, als sei der Teufel hinter ihm her.
    »Da kommen Reiter«, sagte Logan, der sich inzwischen wieder zu ihm gesellt hatte. »Das könnte Ärger bedeuten. Soll ich ihnen mit ein paar Männern entgegenreiten und herausfinden, was sie wollen?«
    Sebastian schüttelte den Kopf, den Blick in die Ferne gerichtet. »Das sind keine Assassinen«, meinte er, als die Gestalten größer wurden. »Das ist eine Frau.« Er erkannte die zierliche Statur, das lange schwarze Haar. »Jesus, das ist Zahirah!«
    Sein Herz krampfte sich zusammen, als er sie inmitten des Sturms auf sich zureiten sah. Er gab seinem Pferd die Sporen und preschte an der Karawane vorbei so schnell auf sie zu wie sie auf ihn. Unerbittlich peitschte der Regen auf sie herunter, doch selbst in diesem Wolkenbruch konnte er erkennen, dass Zahirah aufgeregt war. Ihr Gesicht war von Müdigkeit und Sorge gezeichnet, ihr Blick voller Furcht.
    »Haltet ein!«, rief sie über den tosenden Wind und trommelnden Regen hinweg. »Oh, Sebastian, ich bin ja so froh, dass ich Euch noch rechtzeitig erreiche. Bitte, Ihr dürft nicht weiterreiten!«
    Er brachte sein Pferd vor ihr zum Stehen, sprang aus dem Sattel und griff nach den Zügeln ihrer tänzelnden Stute. Zahirah fiel förmlich in seine Arme, erschöpft und atemlos von dem schnellen Ritt. Hinter ihr folgte einer von Sebastians Männern aus der Garnison in Askalon. Das

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