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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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dass sie die fremde Sprache nicht gut genug verstand, um das Gespräch zwischen ihm und seinem Soldaten zu belauschen. Ihr Plan schien aufzugehen.
    Mit ernster Miene wandte sich der Soldat in vertraulichem Ton an seinen Hauptmann. »Der König mag ja daran gezweifelt haben, dass man einen Anschlag auf ihn verüben wollte, aber nun wird er eine solche Gefahr nicht mehr bestreiten können.«
    Der Kreuzritter nickte leicht. »Wie es scheint, hat Richard gerade im rechten Moment die Entscheidung getroffen, vorerst nicht nach Askalon zurückzukehren.«
    Unwillkürlich sah Zahirah auf.
    Der König hatte seine Rückkehr verschoben – wie war das möglich? Ihre Kontaktmänner hatten doch alle bestätigt, dass Löwenherz am folgenden Morgen aus Darum zurückkehren sollte. Wie hatte ihr eine solch wichtige Information entgehen können?
    Die beiden Männer unterhielten sich weiter darüber, wie sie die Abwesenheit des Königs in den nächsten Wochen nutzen wollten, um die Stadt nach Handlangern des Alten vom Berge zu durchsuchen, aber Zahirah hörte ihnen nicht mehr zu. Ihre Gedanken überschlugen sich; hastig prüfte sie, ob ihre Strategie auch unter den neuen Umständen noch funktionieren konnte, worauf sich ihr Magen vor Sorge zusammenzog. Die verspätete Rückkehr des Königs bedeutete ein sicheres Scheitern ihres Unterfangens, denn ihr Plan baute darauf auf, dass Richards Eintreffen unmittelbar bevorstand. Sie hatte gehofft, sich durch ihre vorgeschützte Verletzung einen oder zwei Tage im feindlichen Hauptquartier aufhalten zu können. Ob sie diese Täuschung länger, womöglich gar über mehrere Wochen aufrechterhalten konnte, war jedoch mehr als fraglich. Das Risiko einer Entdeckung war schlicht zu groß.
    Nun blieb ihr nur noch eines übrig: ihren Plan aufzugeben und einen anderen zu ersinnen.
    Abgelenkt durch diese unverhoffte Komplikation ihres Vorhabens, nahm sie kaum wahr, dass Abdul ihr Bein inzwischen gekühlt und verbunden hatte. Nun bot er ihr den aromatisch duftenden Tee an.
    »Trinkt das gegen die Schmerzen«, wies er sie mit sanfter Stimme an.
    Wortlos nahm sie die Tasse entgegen und gewahrte vage den eigentümlichen stechenden Geruch von Opium im Dampf des Kräutertees. Mit aufgesetzt freundlichem Lächeln hob sie den Schleier und führte die Tasse an den Mund, obwohl sie nicht vorhatte, auch nur einen Tropfen des milden Opiumgebräus über ihre Lippen kommen zu lassen. Ihr Knöchel bereitete ihr keine Schmerzen, und selbst wenn er gebrochen gewesen wäre, hätte sie lieber die Pein erduldet, als sich freiwillig mit Drogen zu betäuben. Sie brauchte einen klaren Kopf, besonders da nun dieses unvorhergesehene Hindernis ihren perfekten Plan zu vereiteln drohte.
    Sie musste den Palast verlassen, und zwar bald. Noch ehe der Kreuzfahrer die Verbindung zwischen ihr und der vermuteten Falle herstellen konnte, was, dessen war sie sich sicher, nur eine Frage der Zeit war. Während Abdul sich um die Verletzung des Engländers kümmerte, zerbrach sich Zahirah den Kopf über ihr weiteres Vorgehen. Nur mühsam bezwang sie den schier überwältigenden Drang, auf der Stelle aus dem Palast zu flüchten, denn wie groß dieses Verlangen auch war, sie konnte jetzt nicht gehen, ohne Verdacht zu erwecken. Ihr blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten, womöglich bis zum nächsten Morgen. Wenn die Soldaten ihre Waffenübungen und Arbeiten aufgenommen hatten, würde sich gewiss eine Gelegenheit ergeben, unbemerkt aus dem Palast zu schlüpfen.
    Ja
, sprach sie sich selbst Mut zu,
geduldiges Abwarten ist im Moment die beste Lösung.
    Nachdem sie wieder voller Zuversicht war, wandte sie, vorsichtig über den Rand der Tasse blickend, ihre Aufmerksamkeit Abdul zu, der dem Hauptmann den Verband abnahm. Die unteren Schichten des weißen Leinens waren feucht und blutverschmiert und zeugten von der Schwere der Verletzung. Als der letzte Streifen zu Boden fiel, kam eine lange, tiefe, hässliche Schnittwunde zum Vorschein.
    Sie musste wohl aufgekeucht haben, denn als sie den Kopf hob, waren die Augen des Engländers auf sie gerichtet. »Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht«, sagte er mit einem flüchtigen Lachen, bei dem seine Zähne weiß aufblitzten. »Nun ja, tatsächlich hätte es wohl schlimmer kommen können, aber Abdul hat sich als Meister im Umgang mit Nadel und Faden erwiesen.«
    Abdul, der damit beschäftigt war, die Wunde zu säubern, stieß ein Schnauben aus. »Dankt Allah, dass der Assassine bei dem Angriff im Lager

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