Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)
teilen. Und durch dich werde ich eine Armee aus Geistwandlern erschaffen.«
Plötzlich sah Silvia direkt hinter ihm eine leuchtende Erscheinung auftauchen. Sie ahnte, was es war, also fragte sie: »Was ist mit Occia?«
»Diese Schlampe?« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Sie bedeutet uns nichts. Sie bedeutet mir nichts. Wenn du ihren Tod willst, dann soll es geschehen. Wenn sie von ihrem Auftrag zurückkehrt, werde ich sie vernichten.«
»Bastard!« Hinter ihm tauchte Occia aus einem Feuertor auf und stürzte sich über den Saal hinweg auf ihn. »Ich wusste es! Du schickst mich mit einem unsinnigen Auftrag weg, nur damit du mich los bist und sie vögeln kannst!« Mit einer Schnelligkeit, die ihn unerwartet traf, stürmte sie auf ihn zu und prallte gegen seine Kniekehlen. Er stürzte und fiel in seinen eigenen Säuregraben. Es dauerte nur Sekunden, bis nichts mehr von ihm übrig war als ein paar Luftblasen. Occia stand da, verfluchte ihn und wischte sich Tränen der Wut vom Gesicht. »Stirb, du undankbarer Hurensohn!«
»Ganz deiner Meinung«, stimmte Silvia zu, drückte die Steine an ihre Brust und rannte auf die Wand der Türen zu.
Occia warf ihr einen hasserfüllten Blick zu und bedeutete den Wachen, sie zu ergreifen. Als die zögerten, schleuderte sie eine Feuerwand, die einen von ihnen in Brand setzte. Daraufhin beeilten sich die übrigen Wachen, ihrem Befehl zu gehorchen, packten Silvia an den Armen und entrissen ihr die Steine. Als man sie Occia übergab, lachte die nur und warf sie alle in den Säuregraben. »Du hast wertlose Steine mitgebracht? Du warst schon immer ein schlaues Mädchen.«
Damit setzte sie sich auf den Thron von Pontifex. Aufgeregtes Geflüster erklang im Hintergrund angesichts ihrer Kühnheit, sich den Ehrensitz anzumaßen.
»Hast du wirklich geglaubt, ich würde ihm die echten Opale bringen?«, fragte Silvia.
»Du meinst – diese hier?« Occia holte einen Beutel aus ihrer Tasche, drehte ihn um und ließ die sechs Feuersteine in ihren Schoß fallen.
Silvia keuchte auf. »Woher hast du …«
»Pontifex hat mich hinter deinem Liebhaber hergeschickt, gerade rechtzeitig, um diese rührende Szene zwischen euch in seiner Schatzkammer mit anzusehen. Danach habe ich zugesehen, wie du die Opale am Rand seines Anwesens vergraben hast, und sie dann genommen.«
»Du hast sie durch das Tor gebracht, während du in Geistwandlergestalt warst?«
Occia nickte grinsend. »Ein Talent, das ich erworben habe, indem ich Pontifex vögelte. Durch seinen Kannibalismus hatte er ein paar ganz interessante Fähigkeiten absorbiert. Und über seinen Samen hat er ein paar davon an mich weitergegeben.«
Silvia zuckte heftig mit den Schultern und versuchte, sich den Wachen zu entwinden. »Wir waren einmal Freundinnen, Occia. Im Namen dieser Freundschaft und unserer Göttin, lass uns endlich diese neun Türen öffnen und die anderen befreien.«
»Neun?«, meinte Occia boshaft lächelnd. »Ein schlaues Mädchen wie du sollte in der Lage sein, genauer zu zählen.«
Erst da fiel es Silvia auf, dass eine neue, zehnte Tür hinzugekommen war! Ihre Blicke trafen sich, und Silvia prallte zurück, als ihr klarwurde, was Occia vorhatte. »Nein!«
»Ich glaube, Pontifex hatte mich als Bewohnerin dafür vorgesehen«, sinnierte Occia. »Jetzt treffe aber ich die Entscheidungen.« Sie nickte den Wachen zu. »Sperrt sie zu den anderen.«
Silvia wehrte sich, doch vier Wachen waren mehr, als sie überwinden konnte, und ohne ihre Hände zusammenzulegen, konnte sie kein Feuertor zu ihrer Flucht erschaffen. »Was hast du vor?«
»Ich hatte die Idee, dass ich selbst Kinder bekommen kann, ohne Pontifex. Jeder dieser Wachen hier wird mir den Gefallen tun. Ich werde die Armee erschaffen, die er sich wünschte – eine Armee aus Geistwandlerkindern, die mit Hilfe von Feuertoren durch die Welten wandeln können. Nur dass sie meinen Befehlen gehorchen werden und nicht denen von Pontifex oder deinem Vater.« Ihr Blick glitt zu dem Säuregraben, wo nur noch einige Luftblasen an die Existenz ihres Geliebten erinnerten. Ihre Stimme nahm einen leicht traurigen und wehmütigen Klang an, denn offensichtlich trauerte sie unwillkürlich um ihn. »Ich werde diejenige sein, die reich und mächtig wird. Die einzige Vestalin, die sich noch immer in Freiheit befindet.«
Und dann bekam Silvia einen Schlag, und alles um sie herum wurde dunkel.
Als Silvia wieder erwachte, war es tintenschwarz um sie herum. Sie streckte die Hand aus
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