Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
Vom Netzwerk:
im Inneren des Zeltes bewegten. Wie es aussah, hatte Herr Satyr bereits Gesellschaft.
    »Was denkst du, Sal? Sollen wir Michaelas Liebhaber einen Besuch abstatten?« Sal bellte, und sie nickte ihm zu. » Sì , das denke ich auch.« Sie warf das Kerngehäuse des Apfels weg, und Sal jagte hinterher und schnappte ihn, bevor er zu Boden fiel. Dann kam er zurück, und sie setzten ihren Weg fort.
    Nicht weit von Bastians Zelt wurde gerade ein kleines Gebäude errichtet, und die Baugeräusche erklangen über das ganze Gelände. Sorgfältig darauf bedacht, nicht von den Bauarbeitern bemerkt zu werden, schlenderte sie in einem weiten Bogen zur Rückseite des Zeltes. Dort ging sie in die Hocke und hielt Sal einige Sekunden lang das Maul zu, damit er begriff, dass er leise sein sollte. Er protestierte nicht. Rico hatte ihm diesen Trick beigebracht, da die polizia gelegentlich zum Aquädukt kam, um dort illegale Bewohner zu vertreiben. Dann zog sie Ricos wertvolles rostiges Messer heraus und schnitt damit an einer Ecke in Augenhöhe einen Schlitz in eine der verschlossenen Zeltklappen. Mit einem Auge spähte sie hindurch.
    Im Inneren saß Bastian an einem enormen Schreibtisch und sah doppelt so groß aus, als sie ihn in Erinnerung hatte. Natürlich, jetzt war sie ja auch nur zwei Drittel so groß wie normal. Doch das erklärte nicht die Tatsache, dass er doppelt so attraktiv aussah wie noch am Tag zuvor.
    »Es gibt Leute im Ministerium für alte Kultur, die sich langsam Sorgen wegen der Kosten machen«, sagte der Mann, der gegenübersaß, gerade. »Sie fragen sich, ob es nicht irgendwie möglich sei, schneller Ergebnisse zu erzielen.« Silvia musterte den Mann und konnte ihn schon auf den ersten Blick nicht ausstehen. Er hatte dunkles Haar und sah zwar gut aus, hatte aber einen grausamen Zug um die Lippen.
    Bastian klopfte mit dem Finger auf seine Schreibtischunterlage, langsam und gleichmäßig, als würde seine Geduld gerade auf eine sehr harte Probe gestellt. »Mit systematischen Ausgrabungen hat man hier erst vor etwas mehr als zehn Jahren begonnen. Seit ich vor sieben Jahren die Leitung übernommen habe, habe ich das Zehnfache von dem entdeckt, was vorher gefunden wurde, und das mit weit weniger Beschädigungen und besserer Dokumentation. Meine Methoden sind gründlich. Wenn Hektik und Pfuscherei das sind, was Sie wollen, Minister Tuchi, dann suchen Sie jemand anderen, der diese Ausgrabungen leitet.«
    »Nein!« Sein Gegenüber verlegte sich aufs Schmeicheln. »Ich wollte Sie nicht beleidigen. Es ist nur so, dass schon seit November nichts mehr gefunden wurde.«
    »Sie nennen die Amphoren des Bacchus nichts?«, fragte Bastian ärgerlich, entrollte vorsichtig eine Landkarte auf seinem Schreibtisch, betrachtete sie und hörte dem Mann, der ihn augenscheinlich allmählich langweilte, kaum noch zu.
    »Ich meine, keine größeren Entdeckungen.«
    Silvia hielt den Blick auf den Minister gerichtet. Er war schlank, gut gekleidet und hatte etwas Weibisches an sich. Als Bastian aufstand, um ein Buch aus dem Regal zu nehmen, betrachtete der Mann mit kaum verhohlener Begierde die Umrisse von Bastians wohlgeformter Kehrseite, um daraufhin schnell seinen Zylinder abzunehmen und auf seinen Schoß zu legen. Ganz offensichtlich fühlte er sich zu Michaelas Liebstem so hingezogen, wie ein Mann sich normalerweise zu einer Frau hingezogen fühlte.
    »Und was ist mit den Urnen des Jupiter?«, murmelte Herr Satyr geistesabwesend. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Karte auf seinem Schreibtisch, die er offenbar gerade mit einer Illustration im Buch verglich.
    »Urnen? Bah! Gehen Sie hier in Rom ein Dutzend Schritte in irgendeine Richtung, und Sie stolpern über zwei Dutzend Urnen. Nein, das Parlament will etwas Spektakuläres. Sie wollen Nervenkitzel und Reichtum. Beides, wenn Sie es einrichten können. Juwelen! Gold! Statuen. Eine vergoldete Venus. Etwas, das den Neid eines jeden Museums auf der Welt wecken wird!«
    Ohne vom Schreibtisch aufzublicken, fragte Bastian: »Würden Vestalinnen genügen?«
    Ein erregtes Keuchen war die Reaktion. Und dann aufgeregte Fragen. »Sie meinen die Jungfrauen? Sie haben die Jungfrauen gefunden?«
    Wie in einer Art königlicher Bestätigung neigte Bastian den Kopf. »Einen Komplex, der den Tempel und das Haus enthält, sowie die Regia. Zumindest glaube ich das.« Er deutete in Silvias Richtung, und sie duckte sich, bevor seine weiteren Worte ihr sagten, dass er sie nicht bemerkt hatte. »In dem

Weitere Kostenlose Bücher