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Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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nicht nach der wahren Natur ihrer Beziehung zu Pontifex gefragt, als sie die Chance dazu hatte, denn sie war davon ausgegangen, dass sie die Geheimnisse dieses Wirtskörpers erfahren würde, wenn sie ihn in Besitz nahm. Doch Michaelas Wille war noch immer stark, und aus Gründen, die Silvia nicht erraten konnte, verbarg sie diese Information vor ihr.
    Sie machte ein paar unsichere Schritte und blieb dann stehen. Mord war immer der schlimmste Fall, denn die Körper der Opfer waren voller Schmerz. Ihre Kehle brannte noch immer. Immerhin war sie eben erst erwürgt worden. Doch dieser Schmerz, wie auch die Spuren auf ihrer Haut, würden noch in dieser Stunde verschwinden.
    Ein Mann ging an ihr vorbei, und sein Blick wurde gierig, als er sie sah. Sie zog ihr Mieder etwas höher, und der angenehme Blumenduft von Michaelas Parfüm stieg ihr in die Nase. Sie war es nicht gewohnt, so attraktiv zu sein. Schönheit zog viel zu viel Aufmerksamkeit auf sich, in vielen Fällen ungewollte.
    »Gehen Sie weiter, Signor!«, sagte sie scharf. Er ignorierte ihre Abweisung jedoch und trat einen Schritt auf sie zu. Sie wandte sich ab und bereitete sich darauf vor, sich nötigenfalls zu verteidigen. Doch plötzlich sah der Mann an ihr vorbei, und seine Augen weiteten sich. Hinter ihr erklangen Schritte und das entfernte Klappern von Hufen. Der Mann ging weiter, offensichtlich hatte er sich eines Besseren besonnen, als sich ihr aufzudrängen.
    Silvia nahm an, die polizia sei eingetroffen, und sie wusste, dass diese sie vielleicht für eine Prostituierte halten und deshalb in Gewahrsam nehmen könnte, nachdem erst kürzlich erlassene Gesetze ein solches Vorgehen erlaubten. Also versuchte sie, sich eine glaubhafte Geschichte zusammenzuspinnen, die ihre Anwesenheit hier in unschuldigem Licht erscheinen lassen würde, drehte sich lächelnd um und sah …
    Bastian!

11
    A nfangs hatte Bastian keine Schwierigkeiten, die weibliche Geistererscheinung vom Platz aus zu verfolgen, denn ohne es zu wissen, hatte diese eine Spur aus Farbe hinterlassen. Doch allmählich begannen der Nebel, der Irrgarten gewundener Straßen und die Auswirkungen des bevorstehenden Vollmondes ihren Tribut von ihm zu fordern. Bald würde er eine Frau brauchen. Es war allerhöchste Zeit, sich an einen sicheren Ort zu begeben, um mit dem Ritual zu beginnen. Sein Unterleib fühlte sich bereits steinhart an, und schon bald würden die Krämpfe einsetzen. Und der Alkohol, den er versehentlich getrunken hatte, würde die heutige Rufnacht ganz besonders anstrengend für ihn machen.
    Doch gerade, als er entschied, sein Haus aufzusuchen, sah er zwei Häuser weiter einen Anflug von Purpurrot. Eine Gestalt erhob sich von der nebligen Straße wie ein Leichnam aus einem Grab. Es war eine Frau, wohlgeformt, in Rot gekleidet. Rot; Herzen; Blut; Mohnblumen; Lippen , purzelten die Assoziationen in seinem Verstand durcheinander. Die Geistererscheinung, die diesen Weg genommen hatte, musste ihr die Farbe verliehen haben. Er erschauerte vor Verlangen nach ihr. Nicht nach ihr in Person. Im Augenblick wäre ihm jede Frau recht gewesen. Er befand sich in einem bedauernswerten Zustand und sollte sich schnellstmöglich nach Hause begeben und eine Nebelnymphe oder zwei heraufbeschwören, damit die sich um ihn kümmerten, bevor es zu spät war. Doch noch während die Gedanken durch seinen Kopf wirbelten, ging er weiter in ihre Richtung.
    Offenbar hatte noch ein anderer Mann ähnliche Pläne, denn als die Frau gerade ihre Kleidung richtete, kam dieser andere auf sie zu. Bastian spannte sich an wie ein männliches Raubtier, das sein Revier verteidigt – diese unbekannte Frau, die er zu vögeln gedachte. Er ging schnellen Schrittes auf das Paar zu, durch Licht und Schatten der Straßenlaternen, und das Geräusch seiner Stiefel auf dem Straßenpflaster signalisierte dem Rivalen sein Näherkommen. Der Mann sah ihn und betrachtete ihn als Bedrohung, denn er wich von der Frau zurück und verschwand in den Schatten der Umgebung.
    Nun gehörte sie ihm. Bastian betete zu den Göttern, dass sie eine Hure sein möge. Eine bereitwillige Hure und nicht eines anderen Mannes Ehefrau oder jungfräuliche Tochter. Seiner inneren Uhr nach zu urteilen war der Mond auf jeden Fall noch fünfundvierzig Minuten davon entfernt, sich zu zeigen. Nichtsdestotrotz war sein Verlangen, diese Fremde gegen das nächstbeste Gebäude zu drücken und sie mit allem, was er hatte, zu vögeln, schon jetzt überwältigend. Der Drang sollte

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