Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)
vergessen – außer diesem Mund an seinem. Hatte Michaela schon immer so geschmeckt? »Du bist anders«, murmelte er an ihrem Mund und spürte, wie ihr Körper sich in seinen Armen versteifte.
Eine weiche Hand legte sich an seine Wange, und die übernatürliche Wärme ihrer Berührung fuhr ihm direkt in die Lenden. Er stieß ein tiefes Grollen aus und gab ihre Beine frei, hielt sie eng an sich gedrückt, als ihr Körper langsam an seinem herabglitt. Sie musste seine Erektion spüren. »Ich muss dich vögeln«, sagte er, und seine Stimme klang unnatürlich tief.
»Ja, so viel habe ich schon verstanden«, antwortete sie. »Aber, deine Brüder … die polizia .« Sie deutete auf die anderen. Seine Hand glitt wieder an ihr Mieder, und er grunzte missbilligend, da es wieder zugeschnürt war. Irgendwo hinter sich hörte er, wie Sevin den Wachtmeistern erklärte: »Es ist alles in Ordnung. Wir sind nur gerade auf dem Heimweg zum Esquilin. Zum Haus meines Bruders Herrn Bastian Satyr .« Den Namen betonte er besonders, da er offensichtlich dachte, die Männer würden ihn erkennen, und sein Ruf würde dafür sorgen, dass sie sich zügig entfernten. Wie es schien, lag er damit richtig, denn die Polizisten wandten sich zum Gehen.
»Geht es Ihnen gut, Signora?«, beharrte allerdings einer der Männer und kam näher. Bastian knirschte mit den Zähnen und kämpfte gegen den Drang an, den Mann zu erdrosseln.
»Oh, überaus gut.« Michaela schenkte dem Mann ein süßes Lächeln, und er nahm seine Mütze ab, eindeutig von ihr bezaubert.
»Komm schon, Mann«, rief einer seiner Kollegen, und widerstrebend wandte sich der Mann ab. Nachdem die Polizisten jedem von ihnen einen kurzen prüfenden Blick zugeworfen hatten, waren sie offenbar zufrieden und gingen weiter, durchsuchten Gassen und rüttelten an Türklinken.
»Die Nacht wird gefährlich«, verkündete Lucien, und seine Stimme klang unheilvoll, als wüsste er etwas, das die anderen nicht wussten.
Bastian sah ihn an. Lucien, ihr jüngster Bruder, war im zarten Alter von fünf Jahren aus seiner Familie verschwunden und hatte die folgenden dreizehn Jahren seines Lebens als Gefangener in einem unterirdischen Labyrinth unter den Ruinen des Forums verbracht. Irgendwann in diesen Jahren hatte er einige überaus seltsame Kräfte entwickelt. Bei den Höllen, wer wusste schon, was sein jüngster Bruder überhaupt dachte? Für die Ärzte in der Anderwelt war er ein absolutes Rätsel. Sie hatten sogar den Verdacht geäußert, er spiele nur mit ihnen, um ihr Verständnis seiner Talente zu erschweren.
Entschlossen nahm Bastian Michaelas Arm und geleitete sie an Luciens Seite. »Steige du zu Sevin auf das Pferd. Ich nehme deines«, wies er seinen Bruder an. Ohne Widerspruch glitt Lucien von seinem Ross herab und schwang sich geschmeidig hinter Sevin auf dessen Pferd.
Bastian hob Michaela schwungvoll hoch und setzte sie im Damensitz aufs Pferd; dann stellte er einen Fuß in den Steigbügel und schwang sich hinter ihr in den Sattel. Er nahm die Zügel, drückte dem Pferd die Absätze in die Flanken und lenkte es nach Südwesten zum Kapitol, einem der sieben Hügel, der das Forum Romanum umgab.
»Zum Esquilin geht es dort entlang!«, protestierte Sevin. »Wir sollten uns schon vor einer Stunde alle in deinem Haus treffen, weißt du noch? Dane und Eva warten dort bereits auf uns.«
»Zu spät!« Bastian zeigte auf den immer dunkler werdenden Himmel. »Der Salone ist näher. Und Dane wird heute Nacht auch ohne uns ganz wunderbar mit seiner Frau zurechtkommen.«
»Also dann, zum Kapitol«, stimmte Sevin zu und wendete sein Pferd, um ihm zu folgen. So eilten sie alle vier schnellstmöglich ihrer Zuflucht entgegen. Zum Salone di Passione , einem sicheren Hafen, in dem die Herren Satyr diese Nacht so verbringen würden, wie ihr uraltes Erbe es von ihnen verlangte.
Silvia saß im Damensitz vor Bastian, in seine starke Umarmung gekuschelt, ihr Kopf an seiner Schulter. Ihre Beine lagen über seinen Oberschenkeln, und sie spürte, wie seine kräftigen Muskeln arbeiteten, als er das Pferd durch die Nacht vorwärtstrieb. »Halte dich fest«, grollte er. Sein Mantel war offen, also schlang sie die Arme um seinen starken Körper. Sie drehte den Kopf und küsste ihn auf die kleine Mulde an seinem Hals. Er ließ seinen flackernden Blick kurz über sie gleiten, und seine Hand packte die Zügel noch fester. Als das Pferd sich aufbäumte und die beiden Reiter fast abwarf, lockerte er fluchend die
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