Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)
nicht so stark sein, nicht jetzt schon. Nicht so früh in der Nacht. Es war der Wein. Wenn sich der Mond zeigte, würde er sich nicht darauf verlassen können, dass er keine Vergewaltigung begehen würde.
Knapp zwei Meter von ihr entfernt blieb er abrupt stehen. Was, zur Hölle, tat er da? Der Alkohol trübte seinen Verstand, wie es immer gewesen war. Verflucht sei, wer auch immer seine Karaffe damit gefüllt hatte!
Er musste nach Hause, bevor die Wandlung über ihn kam. Mit einem letzten, zögernden, lustvollen Blick auf die Frau biss er die Zähne zusammen und wandte sich zum Gehen.
Doch da drehte sie sich um. Und das änderte alles.
»Michaela?«
Diese roten Lippen formten seinen Namen. »Bastian.« Ihre Wangen waren gerötet; ihr seidiges schwarzes Haar hatte blaue Strähnen; ihr Kleid war tiefrot. Und ihre Augen – sie waren so violett wie Stiefmütterchen. Sie erstrahlte in einem inneren Licht, das er nie zuvor an ihr gesehen hatte, wie ein Juwel in der schwarzen Nacht, das ihn an seine Seite zog.
»Wunderschön«, sagte er leise, als er sie in die Arme nahm. Sie wirkte seltsam nervös und begann mit einer weitschweifigen Erklärung, warum sie hier war. Sein Misstrauen war geweckt, doch alles, woran er denken konnte, war, sie aus diesem Kleid herauszubekommen und sie hier in einer der Gassen zu vögeln. Oder vielleicht in eines der Gebäude einzubrechen, wo er sich bis zum Morgengrauen ungestört mit ihr vereinigen konnte. Ein verzweifeltes Verlangen überrollte ihn, sich in ihre weibliche Grotte zu versenken, bevor die Farben wieder verblichen, wie sie es immer zu tun schienen, und zu demselben leichenhaften Grau wurden wie der Rest der Welt.
»Nun, und deshalb habe ich dich gebeten, mich hier in Monti zu treffen«, endete sie.
»Monti?«, echote er. Erst da erinnerte er sich an die Nachricht von ihr, die er in seinem Arbeitszimmer vorgefunden hatte. Ah ja, deshalb war er hergekommen. Sie hatte ihn gebeten, sie auf dem Platz zu treffen. Bevor er losgegangen war, hatte er noch aus der Karaffe getrunken, um dem Elixier Zeit zu geben, sich in seinem Organismus zu entfalten. Es hätte die Bestie, zu der er heute Nacht mutieren würde, im Zaum halten sollen, aber das war nicht geschehen. Als er erkannt hatte, dass die Karaffe mit echtem Alkohol verunreinigt war, hatte er sie weggeworfen. Und seit er auf dem Platz etwas gegessen hatte, stolperte er nicht länger herum oder verdrehte die Wörter. Doch innerlich konnte er noch immer die berauschende Wirkung dessen fühlen, was er unwissentlich getrunken hatte. Er war noch immer vergiftet. Und gefährlich. Für sie.
»Es spielt keine Rolle«, erklärte er und wischte ihre Worte beiseite. Seine Hand legte sich an ihren Rücken und zog sie an sich, während seine Finger an die Vorderseite ihres Mieders glitten und die Verschlüsse aufrissen.
Sie griff erschrocken nach ihrem Kleid, doch er schob ihre Hände zur Seite und ließ seine eigene Hand in ihr Mieder eintauchen, unter ihre Unterwäsche, um eine ihrer üppigen Brüste zu umfassen und zu drücken. Sein Daumen rieb über ihre Brustwarze und genoss die Wahrnehmung, dass sie für ihn hart wurde. Seine andere Hand umfasste ihren Po und drückte ihren Unterleib fest an den seinen. Sein Körper reagierte vorhersehbar.
»Götter, ich will dich«, stieß er hervor, während er sanft mit den Lippen über ihr Kinn fuhr.
»Hier?«, quiekte sie. »Aber da kommt jemand.«
Er hob den Kopf, als urplötzlich das rhythmische Klacken von Hufen auf Straßenpflaster in sein Bewusstsein drang. Zwei seiner Brüder tauchten aus dem Nebel auf und grüßten ihn.
»Wo, in den Höllen, bist du gewesen?«, wollte Sevin wissen und brachte sein Ross so abrupt zum Stehen, dass es sich aufbäumte. Neben ihm hielt Lucien seinen Rotschimmel an.
»Bin durch Monti gewandert, halb betrunken«, erklärte Bastian lapidar. »Wenn ihr uns nun entschuldigen würdet …« Er ignorierte die bestürzten Mienen seiner Brüder, hob Michaela in seine Arme und wandte sich mit ihr in Richtung der nächsten dunklen Gasse.
Genau da tauchte aus dieser Gasse vor ihnen plötzlich die polizia auf. »Götter, soll das hier eine Versammlung werden?«, knurrte er und sah Michaela lächeln. Rot. Ihre Lippen. Beeren. Er neigte den Kopf und kostete hungrig diese Lippen, als die Polizisten sie anriefen.
»Wir hörten, es gebe Probleme. Haben die Herren irgendetwas gesehen?«
Er vernahm, wie Sevin irgendetwas antwortete, und dann war alles andere
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