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Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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Handlanger.
    »Via«, krächzte Michaela. Sie konnte Silvia zwar auch nicht in ihrer gegenwärtigen Form sehen. Aber sie erkannte die Stimme, und in ihrer Angst hatte sie zu viel verraten.
    »Schschön.« Der Oger nickte und stürzte sich auf diese Enthüllung. Er schaute dorthin, wo er zuletzt Silvias Stimme gehört hatte, obwohl sie nun ein gutes Stück weiter links stand. »Das issst ein guter Anfang.«
    Er drehte sein Opfer in Silvias Richtung, als wolle er sie als Schild gebrauchen, und bewegte sich hinter Michaela, während er sie, eine Hand um ihre Kehle, an sich drückte. Sein klauenartiger Daumen strich über ihren verletzlichen Kehlkopf, und ein kleines Rinnsal Blut trat hervor. Sie wimmerte, sagte aber nichts.
    »Also dann, gib mir den Rest davon, und ich lass deine Freundin hier los«, versprach er Silvia. »Du weißt, dass ich es aus deinem eigenen Mund hören musss.«
    Der Impuls, ihren Namen und ihr Gesicht zu offenbaren, war stark, aber das würde nichts nützen. Dann hätte er zwei Gefangene. »Lass sie zuerst los, und wenn sie fort ist, dann gehöre ich dir«, schwor Silvia.
    Er leckte sich über die Lippen. »Zu schade, dass ich dich nicht beim Wort nehmen kann. Du klingst nach einem köstlichen Häppchen. Wette, deine Haut schmeckt süssss.« Er seufzte bedauernd. »Aber du willst mich nur reinlegen. Und ich hab meine Befehle.«
    »Befehle von wem?« Silvia sprang vorwärts und schlug schmerzhaft mit der Schulter gegen die Wand. »Pontifex? Warum sollte er ihren Tod wollen?« Ihr Verstand arbeitete fieberhaft. Oger waren eine seltene Rasse, aber Pontifex beschäftigte sie als Leibwache. Einer war wohl in Bastians Arbeitszimmer gewesen und hatte die Karaffe manipuliert, die sie gefunden hatte. Und jetzt dieser hier. Die beiden Vorfälle mussten in Zusammenhang stehen. Wenn sie nur herausfinden konnte, wie, vielleicht konnte sie dann Michaelas Angreifer überlisten.
    In der Ferne erklangen Schritte, und der Oger wandte den Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Michaelas Schreie waren inzwischen zu einem kläglichen Wimmern erstorben. Sie wurde immer schwächer.
    » Polizia! «, schrie Silvia und betete, dass jemand sie hören möge.
    Der Oger wirbelte herum, sah in ihre Richtung und gab ein zischendes Geräusch von sich wie ein Feuer, das ausgelöscht wurde. »Dummessss Weib. Hättest du nicht machen sollen. Heute Nacht ist Vollmond. Keine gute Zeit für Geschöpfe wie uns, um in einem Gefängnis der Menschen zu landen.«
    Ohne Vorwarnung packte seine Hand fest zu. Michaela traten die Augen aus den Höhlen, und sie krallte ihre Finger in die des Ogers. Knochen knackten, als er mit einem kurzen Ruck ihr Genick verdrehte und ihr gerade so viel Luft ließ, um ihr einen langsamen Tod zu bescheren.
    »Siehst du, zu was du mich zwingst?« Er grinste Silvia an und enthüllte dabei zwei Reihen kleiner scharfer Zähne. Dann machte er sich davon, in die Dunkelheit der Gasse.
    Da das Monster sie nicht länger an der Kehle gepackt hielt, sackte Michaela auf die Pflastersteine, und der Nebel wirbelte heftig um sie herum auf. Wie sie da lag, inmitten der zerdrückten Blütenblätter ihrer roten Röcke, sah sie aus wie eine schöne verwelkte Mohnblume.
    »Neeiiin!«, kreischte Silvia auf, als könnten Worte allein dem Tod sein neuestes Opfer verweigern. Wieder hämmerte sie gegen die magische Wand und stolperte nach vorn, da sie nicht mehr existierte. Das Verschwinden des Ogers hatte den Zauber beendet. Sie eilte an die Seite ihrer Freundin und kniete auf dem Steinboden nieder. Tränen liefen ihr übers Gesicht, als sie ihre wahre, körperliche Form annahm.
    Michaelas tiefschwarze Locken waren zerzaust, ihr Kopf war unnatürlich verdreht, und ihr Lebensfunke zuckte nur noch schwach. Ihre weit aufgerissenen purpurfarbenen Augen starrten blicklos in den dunkler werdenden Himmel. War sie bereits tot? Doch dann zuckte ihre Hand, und Silvia nahm sie in ihre beiden Hände und legte sie in ihren Schoß. Sie war schon so blass, so kalt.
    »Will … nicht … sterben«, flüsterte Michaela heiser.
    »Götter, Kayla«, schluchzte Silvia. »Ich würde alles dafür geben, wenn …« Ihre Stimme erstarb. Ihre Blicke trafen sich, und die schreckliche Wahrheit stand unausgesprochen zwischen ihnen. Es gab nichts, was sie tun konnte. Michaela würde sterben. Sie starben immer.
    Silvia drehte Michaelas Kopf in eine natürliche Position. Sie musste irgendwie helfen, obwohl es nichts mehr zu helfen gab. Sie strich über

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