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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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er sich wieder und stützte das Kinn auf die Fäuste.
    »Du musst was essen, Papa«, sagte Josie. Er nickte zerstreut, und Josie ging durch das seltsam stille Haus und die Treppen hinunter zum Küchenhaus. Sie würde ihm einen Teller mit kaltem Braten und Brot fertig machen und vielleicht mit etwas Sauergemüse, um seinen Appetit anzuregen.
    Sie betrat die schattige Küche. »Komm rein, Kind«, sagte Louella. »Es ist heiß hier drin mit all den Kesseln und dem kochenden Wasser. Madame Emmeline braucht jede Menge heißes Wasser, wenn der Arzt kommt.«
    Louellas dunkles Gesicht glänzte vom Schweiß, und ihr Haarband war nass. Als Josie die Hitze des Herdfeuers spürte, zupfte sie an dem gestickten Schal, den sie um den Hals trug.
    »Ich brauche einen Teller, Louella«, sagte sie und wurde rot vor Scham, als sie den großen Steinguttopf auf dem Tisch sah. Irgendwie hatte Louella auch noch Zeit gefunden, die Palmherzen zu putzen und aufzuschneiden, um sie einzulegen – ohne Josies Hilfe. Jetzt musste nur noch Essig und Öl dazu-gegeben werden, dann konnten sie in dem großen Topf ruhen.
    »Ich komme gleich wieder und helfe dir mit den Palmherzen«, sagte sie. »Sobald ich Papa etwas zu essen gebracht habe.«
    »Na, mein Schatz, nun mach dir mal keine Sorgen wegen der Palmherzen, Wasserkochen ist doch keine Arbeit. Bleib du nur bei deinem Papa.« Sie schnitt Brot und kalten Braten auf. »Und du musst auch was essen, Kind.«
    Bibi kam mit einer leeren Schüssel herein, und Josie sprang auf. »Wie geht es ihr?« Aber als sie die Flecken auf Bibis Ärmel sah, ließ sie sich wieder fallen.
    »Das ist kein frisches Blut, chérie«, sagte Bibi. »Ursuline hat die Blutung gestoppt.«
    Josie bemerkte den Blick, den sich die beiden Frauen zuwarfen. »Was ist?«
    Bibi schüttelte den Kopf. »Warte auf den Doktor, Josie.«
    »Ich bin doch kein Kind mehr, Bibi«, drängte Josie weiter.
    »Das stimmt«, fiel Louella ein. »Mamsell Josie ist schon ziemlich groß, Bibi.«
    Bibi sah Josie in die Augen. »Na gut. Ursuline sagt, da ist gar kein richtiges Baby.«
    Das ergab keinen Sinn. Mamans Bauch war jeden Monat ein bisschen weiter gewachsen. Josie schüttelte den Kopf. »Das sagt Ursuline bloß so. Sie ist einfach zu alt. Ihre Augen sind trüb, und sie kann nicht mehr richtig sehen.«
    »Das hat nichts mit den Augen zu tun, chérie. Ursuline fühlt das mit ihren Händen. In dem Bauch bewegt sich nichts, und die Form ist nicht wie bei einem Baby. Hast du nicht gesehen, wie schlecht es deiner Mutter in den letzten Wochen ging?«
    »Aber es geht doch so vielen Frauen schlecht, wenn sie ein Kind bekommen. Tante Marguerite hat sich jeden Tag übergeben, und Jean Baptiste ist trotzdem ein schönes Baby.«
    Josie sah, wie Bibis Gesicht einen verschlossenen Ausdruck annahm, die alte Verteidigungshaltung aller Sklaven. Wenn Cleo oder Bibi oder Ellbogen-John das taten, fühlte sich Josie immer ausgeschlossen und allein.
    Sie nahm das Tablett auf, das Louella vorbereitet hatte. »Ihr werdet schon sehen«, sagte sie. »Wenn der Arzt kommt, werdet ihr schon sehen.«
    Der Priester kam als Erster. Pater Philippe war ein großer, dünner Mann, der immer nach schlechten Zähnen roch. Seine Stiefel waren staubig, und die weißen Halbkreise unter den Achseln seines schwarzen Habits zeugten von altem Schweiß. Er küsste Josie die Hand und bat dann darum, sofort zu Madame Tassin gebracht zu werden. Grand-mère ließ ihn in Mamans Schlafzimmer ein und schloss die Tür sofort wieder.
    In der Abenddämmerung kam Dr. Benet die Eichenallee vor dem Haus hinaufgefahren. Josie beobachtete vom vorderen Balkon aus, wie ihr Vater ihm aus dem hohen Wagen half, den er brauchte, um die schlammigen Straßen zu meistern.
    Diese kleine Hilfe beim Aussteigen war die einzige Konzession an seinen alten, gebrechlichen Körper, die Dr. Benet machte. Seine Stimme hatte den Klang eines wesentlich jüngeren Mannes.
    »Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, Emile«, sagte er und stieg die Treppe hinauf. »Ich war auf der anderen Seite meines Gebiets. Wie geht es ihr?«
    Papa berichtete seinem alten Freund, was er wusste, und begleitete ihn zum Schlafzimmer, wo Pater Philippe immer noch mit Maman betete. Dann kam Papa zurück auf den Balkon, wo er wieder ruhelos auf und ab lief, während Josie im Schaukelstuhl saß, ohne sich zu bewegen. Eine halbe Stunde verging, bevor Dr. Benet mit Grand-mère aus dem Haus trat.
    »Wie geht es ihr? Ist mit dem Baby alles in

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