Das Herz des Yoga: Körper, Geist, Gefühle - Die drei Säulen der Transformation
reagiert. Der undisziplinierte Geist unterwirft sich den Gefühlen anderer. Stellen Sie sich vor, Sie sehen sich einen Film an: Wenn es sich um eine Komödie handelt, lachen Sie; handelt es sich um eine Tragödie, weinen Sie; ist es ein Thriller, ängstigen Sie sich. In allen Fällen reagieren Sie auf einen äußeren Reiz. Aber außerhalb des Kinos verhalten wir uns nicht anders. Wenn uns jemand wütend entgegentritt, werden wir auch wütend; wenn eine uns nahestehende Person traurig ist, werden wir ebenfalls traurig. Unser Geist reagiert automatisch auf Unbehagen oder Vergnügen.
Ob wir glücklich oder unglücklich sind, ist ein Ergebnis der von uns getroffenen Entscheidungen; und oft sind wir uns nicht einmal bewusst, dass wir sie treffen, weil sie von Dingen im Äußeren ausgelöst werden. Sind wir uns dieses Phänomens erst einmal bewusst, können wir zu einer neuen Sichtweise gelangen und begreifen, dass wir die Macht haben, unseren Geisteszustand oder Seinszustand zu verändern.
Einmal saß ich an einem Flughafen fest, weil der Flieger massive Verspätung hatte. Als ich schon etwas gereizt wurde, weil die Fluggesellschaft ein so absurdes Verhalten an den Tag legte, passierte etwas: Viele Passagiere um mich herum waren noch sehr viel gereizter als ich, ja geradezu stocksauer. Ich sah erwachsene Männer und Frauen, die sich wie schmollende, schnippische Teenager aufführten. Ein Mann bekam einen Tobsuchtsanfall. Das ganze Benehmen rings um mich herum war beschämend. Als ich das sah, beruhigte ich mich sofort wieder. Ich war entschlossen, nicht so automatisch zu reagieren wie die Menschen um mich herum. In diesem Moment wurde mir klar, dass wir an diesem Flughafen festsitzen und wütend werden oder festsitzen und glücklich sein konnten. So oder so würden wir festsitzen, daran konnten wir nichts ändern. Ich besann mich darauf, dass Glücklichsein eine Wahl ist, und ich entschied mich dazu, glücklich zu sein. Ich setzte mich hin, begann ein Buch zu lesen und war schon bald ziemlich zufrieden.
Es ist eine Wahl, eine Entscheidung. Es geht darum, dass wir in der gegebenen Situation unsere Gefühle in den Griff kriegen können und uns darauf besinnen, dass die Umstände oft nicht unserer Kontrolle unterliegen, unsere Gefühle aber schon. Die Praxis, unseren Geisteszustand zu wählen, ist der Beginn von Glück.
Depression
Am Ende wird alles okay sein – wenn es nicht okay ist, ist es nicht das Ende. Anonym
Traurigerweise leben erschütternd viele Menschen in einem Zustand stillen Elends, oder sie führen ein nihilistisch ausgerichtetes Dasein voller Zorn und Kummer – Zustände, die wir als Depression bezeichnen. Die Depression hat sich wie eine Epidemie explosionsartig ausgebreitet und infiziert jedes Jahr Millionen. Sie verweist auf ein soziales Leiden, über das zu wenig berichtet und geforscht wird, und auf Patienten, die mit Medikamenten vollgestopft werden.
Meiner Ansicht nach lässt sich die Depression in zwei Hauptkategorien unterteilen:
1. Klinische Depression, die durch ein Ungleichgewicht im chemischen Haushalt, durch extreme Traumatisierung oder durch lang anhaltende Trauer ausgelöst wird.
2. Emotionale Depression, also Niedergeschlagenheit, düstere Traurigkeit, mangelnder Lebensmut, Zurückgezogenheit.
Der folgende Abschnitt befasst sich mit der zweiten Kategorie. Weil sich die emotionale Depression epidemieartig ausgebreitet hat, zählt die pharmazeutische Industrie nunmehr zu einer der profitabelsten in den USA. Die Depression als Krankheit zu bezeichnen, die medikamentös behandelt werden sollte, macht eine Menge Leute in dieser Industrie sehr reich. Inzwischen kann man diese neuen Medikamente ohne irgendeine Form von Therapie oder Überprüfung vom Hausarzt bekommen. Einfach ausgedrückt behandeln jetzt die Ärzte das Unglücklichsein mit Medikamenten.
1996 wurden etwa 6 Prozent aller US-Bürger – rund 13 Millionen Menschen – Antidepressiva verschrieben. 2005 war dieser Prozentsatz auf 10 Prozent bzw. 27 Millionen Menschen angestiegen. Manche glauben, dass sich diese Zahl seither noch einmal verdoppelt hat. Unbestreitbar ist, dass die Einnahme von Medikamenten viele Leute davon abgehalten hat, Selbstmord zu begehen; andere konnten dadurch aus dem scheinbar unentrinnbaren schwarzen Loch klettern, so wie jemand, der sich im pechschwarzen Zuschauerraum seinen Weg nach draußen ertastet. Wir können wahrhaft dankbar dafür sein, dass wir in einer Zeit leben, in der es diese
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