Das Herz des Yoga: Körper, Geist, Gefühle - Die drei Säulen der Transformation
Medikamente gibt. Aber ich glaube auch, dass die große Mehrheit der Menschen, die diese neuen Medikamente nehmen, der zweiten Kategorie zuzurechnen sind: Sie haben sich für ein Leben – oder eher Existieren – entschieden, bei dem sie die Antidepressiva einsetzen, um zurechtzukommen, und nicht zur Heilung. Doch das Zurechtkommen beinhaltet Stillstand, wohingegen Heilung positive Umwandlung impliziert.
Wenn Sie Ihrem Arzt erzählen, Sie seien deprimiert und hätten gerne ein Medikament dagegen, dann wäre ein erster wichtiger Schritt des Wandels der, dass Sie sagen: »Ich bin chronisch unglücklich und weiß nicht, was ich tun soll.« Damit würden Sie anerkennen, dass Sie akut oder gewohnheitsmäßig deprimiert sind. Das ist gut, denn das bedeutet, dass Sie sich dem zuwenden, was ist: der Wahrheit. Aber könnte es sein, dass die Depression selbst gar nicht das Problem ist? Könnte es nicht vielmehr das Problem sein, das die Depression verursacht? Meine These ist, dass die Depression bei sehr vielen Menschen ein gesundes Symptom ist, so wie andere Formen von Schmerz. Wenn Ihre Hand aus Versehen mit dem heißen Herd in Berührung kommt und Sie vor Schmerz aufschreien, dann ist der Schmerz das Signal des Körpers, dass Sie die Hand vom Herd zurückziehen müssen. Ein Schmerzmittel einzunehmen wäre dann nur eine zusätzliche Möglichkeit, mit der Sache umzugehen. Ähnlich kann die Depression ein Symptom sein, das Ihnen sagt, dass Sie in Ihrem Leben ein paar Veränderungen vornehmen müssen. Statt einfach nur Medikamente zu nehmen, könnten Sie einen anderen Umgang mit Ihrer Depression in Betracht ziehen, eine, die sicherer und effektiver ist. Manchmal müssen wir unser energetisches Herzzentrum heilen und nicht gesunde Symptome mit Medikamenten zudecken.
Ich arbeitete einmal mit einer Yogastudentin – ich werde sie Catherine nennen –, die auf der materiellen Ebene ziemlich erfolgreich war. Eines Tages sprach sie mit mir über ihr Leben: »Wissen Sie, ich bin gut in meiner Arbeit, ich verdiene genug Geld, und ich wohne in einem hübschen Haus in den Hügeln. Aber mir ist klar geworden, dass ich meine Arbeit nicht mehr mag. Ich mag sie schon seit zehn Jahren nicht mehr. Ich mache weiter, weil ich gut darin bin, gutes Geld dafür bekomme und meine Familie sich an einen gewissen Lebensstil gewöhnt hat. Wir sind nicht reich, aber es geht uns gut. Doch inzwischen läuft es in meiner Ehe nicht mehr so besonders, und ich stelle fest, dass ich die meiste Zeit deprimiert bin. Mein Arzt möchte mir Medikamente geben. Wie denken Sie darüber?«
Ich dachte bei mir, dass dies eine schrecklich traurige Geschichte ist, so voller Missverständnisse hinsichtlich der Prioritäten. Zu Catherine sagte ich, es höre sich so an, als sollte sie vielleicht in Erwägung ziehen, ein paar Veränderungen in ihrem Leben vorzunehmen. Sie erwiderte, dass sie davor Angst habe und nicht das Gefühl hätte, den Mut für radikale Änderungen in ihrem Leben aufbringen zu können. Vorsichtig brachte ich meine Meinung zum Ausdruck: Meinem Gefühl nach waren in ihrem Fall Medikamente keine Lösung. Ich sagte: »So, wie Sie es beschrieben haben, sollten Sie deprimiert sein. Das ist eine natürliche und gesunde Reaktion auf die Situation, die Sie mir gerade dargelegt haben. Sie haben mir gerade geschildert, wie Sie – seit Jahren – ein Leben führen, das Sie so nicht länger leben wollen. Um Himmels willen, Sie müssen ein paar Veränderungen vornehmen. Wenn Sie die Tatsache ignorieren, dass die Situation Sie emotional zu Grunde richtet, und dann Medikamente nehmen, um mit den von Ihnen ignorierten Gefühle fertigzuwerden, dann werden Sie die Situation nur noch verschärfen, statt sie zu lösen.«
Ich schlug Catherine vor, eine andere Methode im Umgang mit ihrer Depression in Betracht zu ziehen. Dazu gehörte, dass sie sich einen Therapeuten suchte und sich für ein Jahr freistellen ließ (was ihr zustand), um die nötige Zeit und Energie für eine Analyse ihres Lebens, ihrer Gefühle und ihrer Ehe zu haben. Sie würde Zeit haben, jeden Tag Yoga – und vor allem ihre Atemübungen – zu praktizieren. Das würde sie wieder für ihr Innenleben öffnen, und es könnten sich mit Hilfe eines guten Therapeuten Antworten und Lösungen zeigen.
Medikamente als erste Maßnahme gegen die Depression einzunehmen wäre bei Catherine ebenso sinnvoll gewesen, wie wenn jemand, der über heftige Schmerzen in der Brust klagt, Schmerzmittel nimmt und mit seiner
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