Das Herz des Yoga: Körper, Geist, Gefühle - Die drei Säulen der Transformation
anderen an.
Wir werden nicht für unseren Zorn bestraft; wir werden von unserem Zorn bestraft. Der Buddha
Als wir das Yogazentrum Sacred Movement Yoga in Los Angeles aufbauten, bedeutete der Lärm der viel befahrenen vierspurigen Straße direkt vor dem Gebäude eine Herausforderung. In den Hauptverkehrszeiten kam es noch dazu häufig zu Staus. Daher ersetzten wir die Fensterscheiben durch dickes Glas, das das Licht hereinließ und den meisten Lärm draußen hielt. Der einzige Lärm, der noch manchmal durchdrang, waren Hupgeräusche.
Eines Tages, wir näherten uns dem Ende meines Unterrichts, und alle lagen in der abschließenden Entspannungshaltung ( Shavasana ) da, saß ich vor der Gruppe und beobachtete, wie sie alle in ihrem friedlichen Zustand dalagen. Es war eine der Unterrichtsstunden, wo am Ende alle so aussahen, als seien sie im Himmel. Ich war dankbar zu sehen, dass alle so friedlich ruhten. In diesem großartigen Moment beschloss einer da draußen, so laut und lange wie möglich auf seine Hupe zu drücken.
Als dieses Hupen ertönte, sah ich die ganze Gruppe, fast fünfzig Schüler, zusammenfahren, denn es erschreckte jedermann. Ich sah alle fünfzig Nervensysteme zusammenzucken und sich verspannen. Manche Schüler öffneten die Augen und blickten sich um, bevor sie schließlich versuchten, wieder in den entspannten Zustand zu kommen. Das zu sehen machte mich nachdenklich.
Wenn ich gekonnt hätte, wäre ich nach draußen gegangen und hätte an die Fensterscheibe des Fahrers geklopft, der da gehupt hatte. Ich hätte ihm bedeutet, seine Scheibe herunterzulassen, und hätte ihn gefragt: »Sind Sie sich bewusst, dass Sie gerade wirklich laut auf Ihre Hupe gedrückt haben?« Und er hätte erwidert: »Natürlich. Ich habe wegen dem da vorne gehupt. Die Ampel steht schon seit zweieinhalb Sekunden auf Grün, und er steht immer noch da.«
Und dann hätte ich gesagt: »Aber sind Sie sich bewusst, dass Sie alle in den Autos rings um Sie herum erschreckt haben? Und dass sich genau hier ein Yogazentrum befindet, in dem fünfzig Schüler verschreckt auffuhren, als Sie auf die Hupe drückten? Und wissen Sie, was noch? Wir haben hier zwei Räume. Im anderen Raum befinden sich fünfunddreißig Leute; ich bin mir ziemlich sicher, dass auch sie sich erschreckt haben. Und Sie sind sich wahrscheinlich dessen nicht bewusst, aber neben unserem Yogazentrum befindet sich ein Gesundheitszentrum mit einer Menge Leute, die sich auf Massagetischen entspannen; ich bin ganz sicher, dass auch sie gestört wurden. Und wenn Sie mal einen Blick auf diesen ganzen Block hier werfen, da gibt es einige Restaurants und Läden und Wohnungen über den Läden – ich schätze also, dass sechs- oder siebenhundert Leute es zu spüren bekamen, dass Sie auf Ihre Hupe gedrückt haben.«
Wenn wir voller Wut auf eine bestimmte Person auf die Hupe drücken, kommt das bei allen an. Wenn wir auf eine Person stocksauer sind, benehmen wir uns, als wären wir auf alle stocksauer.
Versuchen Sie einmal, jemanden anzusprechen, der sich gerade mit jemandem lautstark gestritten hat; er könnte, vollgepumpt mit Adrenalin, sich umdrehen und Sie anschreien. Wenn jemand versucht, bei einem mit Fäusten ausgetragenen Kampf dazwischenzugehen, kann es durchaus passieren, dass der Friedensstifter ebenfalls etwas abbekommt, weil die Person, die gerade zum Schlag ausholt, sich nicht bremst. Es ist ihr egal – an diesem Punkt ist sie auf alle wütend.
Sie und ich, wir sind auch so. Wenn Sie einen wirklich schlechten Tag in der Arbeit hatten und dann zu Ihrem Mann nach Hause kommen, werden Sie wahrscheinlich Ihre Frustration bei ihm abladen. Wir nennen das »Dampf ablassen«. Und irgendwann schaut Ihr Mann Sie vielleicht an und sagt: »Was schreist du mich an? Ich war’s nicht.« Und Sie brüllen: »Ich weiß, dass du es nicht warst! Und ich schreie nicht!« Haben Sie das schon erlebt? Wahrscheinlich in beiden Rollen. Groll und Verbitterung sind über die Zeit hinweg angestaute und mitgeschleppte Wut, und wenn wir diese kleine Phiole des Grolls überall mit uns herumschleppen, werden wir sie vermutlich auch mit jedermann teilen, vor allem mit unseren nächsten Angehörigen.
Denken Sie daran: Wir können unsere Beziehungen positiv beeinflussen oder sie negativ infizieren. Negative Gefühle können sich innerhalb einer Familie oder Gemeinschaft wie eine ansteckende Krankheit ausbreiten. Aber auch Heilung breitet sich in einer Gemeinschaft aus.
Berechtigte
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