Das Herz des Yoga: Körper, Geist, Gefühle - Die drei Säulen der Transformation
diesem schwierigen Moment ruhig und gelassen, im tiefen Atmen zentriert.
Die Person daneben kann zwar ihre Beine um ihren Hals wickeln, atmet aber unregelmäßig und hat negative Gedanken. Wessen Praxis ist die bessere? Gelenkigkeit ist nicht das Ziel, sie ist ein Nebeneffekt. Die Körperstellungen sind das Floß, um auf die andere Seite des Flusses zu gelangen. Aber es ist kein Wettbewerb. Wir wollen einfach auf die andere Seite des Flusses – das ist das Ziel. Wenn Sie zur Freude finden und ein sinnvolles Leben leben, dann werden Sie gut im Yoga.
Die meisten Leute kommen zum Yoga, um ihren Körper zu heilen – ihren Rücken, ihre Knie usw. –, und es funktioniert; aber das ist es nicht, warum sie Jahr um Jahr zurückkommen. Sie kommen wieder, weil Yoga ihr Leben heilt. Wenn wir unseren Freunden und Familienangehörigen voller Begeisterung erzählen, wie sehr Yoga unser Leben verändert hat, ernten wir möglicherweise verständnislose oder sogar verächtliche Blicke. Sie können sich nicht vorstellen, wie das, was sie für bloße gymnastische Übungen halten, eine so großartige Auswirkung haben soll. Dann sind sie sich sicher, dass wir uns einer Sekte angeschlossen haben – eben weil sie keine Ahnung haben, dass es beim Yoga um mehr gehen könnte als ums Strecken unserer Beinmuskeln.
Für den Neuling scheint Yoga in erster Linie eine körperliche Sache zu sein, als solche wird er oft missverstanden. Oberflächlich betrachtet scheint es sich hier um eine Praxis zu handeln, bei der man den Körper bestimmte Haltungen einnehmen lässt und sie dann wieder auflöst, doch dies ist ein gewaltiger Irrtum. Stellen Sie sich einen Menschen vor, der weder lesen noch schreiben kann und auch noch nie etwas von einem Buch gehört hat. Stellen Sie sich weiterhin vor, dass dieser Mensch auf eine Frau stößt, die auf einer Parkbank sitzt und einen tief berührenden Roman liest. Er würde nur eine Frau wahrnehmen, die sehr still auf einer Bank sitzt, auf einen viereckigen Gegenstand starrt und offensichtlich sonst gar nichts tut. Er nimmt dies so wahr, weil er nicht in den Geist und ins Herz der Leserin sehen und erleben kann, was diese erlebt. Ganz ähnlich würde ein Mensch, der gar nichts über Yoga weiß und durchs Fenster einem Yogaunterricht zuschaut, augenscheinlich nur einem »Gymnastikunterricht« zusehen. Und weil er Erfahrung mit Sport oder Tanzen hat, wäre das auch eine logische Annahme. Aber diese Annahme wäre überaus unzutreffend. Das, was letztlich die Macht und Kraft des Yoga ausmacht, ist für das physische Auge nicht wahrnehmbar.
Wie bereits besprochen, hat bewusstes Atmen im Verein mit den verschiedenen Yogastellungen eine heilende Wirkung und harmonisiert unser Nervensystem. Diese Transformation des Nervensystems bewirkt eine große Veränderung in unserem Leben, weil sich der Ablauf unserer Entscheidungsprozesse allmählich verändert. Und das funktioniert so: Ein ruhiger, gelassener und zentrierter Mensch trifft andere Entscheidungen als ein gestresster Mensch. Ein wütender Mensch trifft eine andere Wahl als ein fröhlicher Mensch. Wenn das Nervensystem ausbalanciert ist, befinden wir uns nach und nach mit ruhigeren Menschen und stilleren Orten in Resonanz. Wir entdecken langsam, dass wir nicht so heftige Reize brauchen, um uns lebendig zu fühlen, und geben nach und nach, fast unbewusst, negative Gewohnheiten, ungesunde Nahrungsmittel und Substanzen auf. Wir brauchen weniger Anreize und fühlen uns dennoch lebendiger. Diese scheinbar kleinen Veränderungen summieren sich und geben unserem Leben eine neue Richtung. Wir befinden uns auf einem neuen Weg und fragen uns überrascht, wie das alles gekommen ist.
Denk daran: Es ist nicht das Ziel, uns zu verknoten – wir sind schon verknotet. Ziel ist es, die Knoten in unserem Herzen zu lösen. Ziel ist es, uns mit der höchsten, liebenden und friedvollen Macht des Universums zu vereinen und voll und ganz zur höchsten Ebene menschlichen Bewusstseins zu erwachen.
ÜBUNG
Verpflichten Sie sich, sechs Tage in der Woche Hatha Yoga zu praktizieren, und seien es auch nur täglich vierzig Minuten. Vierzig Minuten am Tag für Sie, für Ihre Familie, für den Rest Ihres Lebens.
Sport-Logik contra Yoga-Logik
John Lennon sagte einmal: »Leben ist das, was dir passiert, während du dabei bist, andere Pläne zu schmieden.« Ziehen Sie in Betracht, dass Yoga das ist, was Ihnen passiert, während Sie denken, dass Sie versuchen, sich in Form zu bringen.
Der Begriff
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