Das Herz einer Frau
Vorfälle bei Autorennen und in Spielkasinos stießen bei dem in jeder Hinsicht konservativen Patriarchen nicht gerade auf Begeisterung.
„Nein danke“, hörte Ashley Matt murmeln. „Ich muss zurück nach Atlanta.“
„Du bist gerade erst aus Atlanta gekommen.“
„Weil ich dort ein anderes Projekt habe.“
„Du brauchst eine Pause“, knurrte Cord.
„Meine Art von Risiko Vermeidung. Wer arbeitet, sündigt nicht.“
„Langsam wirst du für mich zum schlechten Vorbild“, sagte ihr Bruder nur trocken. „Wenn ich noch länger mit dir herumhänge, werde ich vielleicht selbst noch respektabel.
Bist du hier fertig?“
Sie spürte Matts Anspannung, als er ihr einen Blick zuwarf. „Zwischen deiner Schwester und mir gibt es nichts mehr zu besprechen.“
„Dann lass uns gehen.“ Cord klopfte ihm auf den Rücken. Ohne noch etwas zu ihr zu sagen, wandte er sich ab.
„Wofür war der Scheck?“
„Für die Auktion.“
„Richtig“, hörte sie ihren Bruder erwidern. „Ich kann nicht glauben, dass du sie dazu gebracht hast. Willst du sie es wirklich tun lassen?“
Matt war schon aus der Tür. Cord folgte ihm.
Sie hatte keine Ahnung, wieso ihr Bruder dachte, dass Matt darüber bestimmen konnte, ob sie an einem Haus arbeitete oder nicht. Die beiden Stimmen wurden rasch leiser, und sie verstand nicht mehr, was sie sagten.
Die Anspannung lag noch im Raum. Sie schloss die Tür, bevor Elisa hereinkommen und ihr zum wiederholten Mal von ihrer sechs Monate alten Tochter vorschwärmen konnte. Denn meistens hielt sie auch noch einen Vortrag darüber, dass Ashley unbedingt einen Ehemann und eigene Babys brauchte. Sie hätte gern eine Familie gegründet, aber dazu musste sie erst dem Richtigen begegnen. Aber dies war nicht der richtige Zeitpunkt, daran zu denken.
Mit der Hand auf dem Knauf legte sie die Stirn an das glatte Holz. Im Moment ging ihr nicht aus dem Kopf, was sie mit dem Falschen getan hatte.
Sie hatte nicht die leiseste Ahnung davon, wie man ein Haus baute. Ihre Talente lagen in der Organisation und Geldbeschaffung. Deshalb hatte ihre Mutter sie damit betraut, Spenden für East Coast Shelter zu sammeln. Aber nur weil sie dabei half, Steine und Balken zu kaufen, musste sie noch lange nicht wissen, wie man sie zusammensetzte.
Schlimmer noch, die Medien würden dabei sein, wenn sie es versuchte.
Sie hob den Kopf und drehte sich langsam zu ihrem Schreibtisch um. Erst vor einem Monat hatten sämtliche Zeitungen über Gabe berichtet, der die Tochter ihrer Hausdame geheiratet hatte. Cords Name war seit sechs Wochen nicht mehr aufgetaucht, also war es nur eine Frage der Zeit, bis er wieder negative Schlagzeilen machte. Ihre kleine Schwester Tess lebte seit einem Jahr mit ihrem Ehemann in Boston, und schon gab es Gerüchte, dass die junge Ehe in der Krise war. Tess bestritt es standhaft, aber ihr Lächeln war Ashley ziemlich angestrengt erschienen, als sie sich vor ein paar Wochen zum Lunch getroffen hatten.
Jetzt würde wohl auch sie selbst bald zum Gegenstand einer Titelstory werden.
Sie hatte das mulmige Gefühl, dass ihr Gastspiel auf der Baustelle eine Katastrophe werden würde. Das einzig Positive daran war, dass sie es für einen guten Zweck tat. Das und die Tatsache, dass sie jetzt Matts Scheck hatte und ihm nicht mehr begegnen musste.
Jedenfalls glaubte sie das, bis die Zentrale von East Coast Shelter ihr Informationsmaterial schickte. In der PRBroschüre für die Auktion hatte nichts darüber gestanden, dass Matts Baufirma zu den Sponsoren gehörte, da war sie sicher. Jetzt las sie, dass das Projektmanagement bei Callaway Construction und seinem Präsidenten Matthew J. Callaway lag.
Das erklärte, warum er bei der Auktion gewesen war. Aber es trug nicht dazu bei, ihre Angst vor dem Abenteuer zu lindern, auf das sie sich eingelassen hatte.
Ashley mobilisierte ihren ganzen Optimismus und sagte sich, dass die beunruhigende Entdeckung keine Folgen für sie haben musste. Der Name ihres Vaters stand auf den Briefbögen Dutzender von Unternehmen. In manche davon setzte er nur selten einen Fuß. Er traf die Entscheidungen, andere setzten sie um. Wenn sie in Florida ankam, würde Matt sich um Großbaustellen in Newport News, Atlanta oder einem anderen weit entfernten Ort kümmern.
An diese Hoffnung klammerte sie sich, bis sie in der zweiten Augustwoche auf dem kleinen Flugplatz von Gray Lake, Florida, aus dem gecharterten Flugzeug stieg. Über dem heißen Asphalt flimmerte die Luft, und sie brauchte
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