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Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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wohl«, flüsterte sie und drückte einen Kuss auf Moyos Fell. »Wir sehen uns wieder. Ich verspreche es.«
    Sie klammerte sich an Moyo, als könne sie dadurch die Wärme und die Kraft der Löwin auf ihren kleinen Körper übertragen. Dann richtete sie sich auf. Noch ein letztes Mal glitten ihre Finger durch das weiche Fell.
    Moyo stieß einen hohen, traurigen Schrei aus wie der Wind, der über die Ebenen singt. Sie trat vor und stellte sich zwischen Angel und das offene Tor. Sie bewegte den Kopf von einer Seite zur anderen, als sei sie unentschlossen, ob sie Angel gehen lassen solle oder nicht. Schließlich jedoch wich sie zurück und machte den Weg frei.
    Angel blickte in Moyos goldene Augen und wandte dann den Blick respektvoll ab. Ein letztes Mal schaute sie zu den drei Gestalten, die auf den Feldbetten schliefen, und blickte zu den Löwenjungen, die eng aneinandergeschmiegt dalagen.
    Lebt wohl, Boy und Girl. Leb wohl, Mdogo.
    Sie erstarrte, als sie sah, wie sich ein kleiner Kopf hob. Kurz darauf kam eines der Jungen auf sie zugelaufen. Ihr Herz krampfte sich zusammen, als sie Mdogo erkannte. Am liebsten hätte sie sich hingehockt und die Arme ausgebreitet. Sie konnte beinahe das Kitzeln seiner Schnurrhaare an ihrer Wange fühlen, den rauhen Kuss seiner Zunge.
    Rasch schulterte sie den Beutel und drängte sich durch die Öffnung. Mit aller Kraft schob sie das Tor wieder zu. Wenn Mdogo sie vorher erreichte, wäre sie nicht in der Lage zu gehen.
    Hastig lief sie los und schaute sich nicht mehr um. Aber sie spürte, dass Moyo und Mdogo ihr nachblickten. Das Löwenjunge begann zu jammern. Wie verzweifelte Hände streckte sich der klagende Laut nach ihr aus und flehte sie an, zurückzukommen.

    Das Mondlicht schimmerte auf den Steinen und malte tiefschwarze Schatten auf den Sand. In dem hellen, kalten Licht sah alles deutlicher und zugleich flacher aus. Angel schritt schnell aus, der Beutel scheuerte auf ihrer Haut. Unten in der Tasche befanden sich ein Kochtopf aus Ton und zwei Wasser-Kalebassen, und die harten Gefäße drückten auf ihren Rücken. Beim Gehen entstand ein leise gluckerndes Geräusch. Sie dachte an den Baumwollsack Reis, den sie eingepackt hatte, und das Tuchbündel mit getrockneten Bohnen. Sie hätte auch gerne Bananen mitgenommen, fand sie dann aber zu schwer. Der einzige Luxus, den sie sich erlaubt hatte, war eine einzige Süßkartoffel. Aber trotzdem war der Beutel schwer, weil sie zu den Nahrungsmitteln und dem Wasser auch noch ihre Sandalen und ein gerahmtes Foto von Moyo als junge Löwin, das sie von der Wand in der Esshütte genommen hatte, eingepackt hatte. Sie lieh es sich nur aus, sagte sie sich. Und George Lawrence konnte ja immer noch die echte Moyo anschauen.
    Sie stellte sich vor, wie die Leute im Camp aufwachten. Ihre drängenden Stimmen, ihre besorgten Gesichter. Sie würden sie sicher verfolgen, aber sie war, nachdem sie das Camp verlassen hatte, über eine nahe gelegene Felsengruppe gegangen, um keine Spuren zu hinterlassen. Schuldgefühl überkam sie. Sie waren alle so nett zu ihr gewesen. Sie sah jeden Einzelnen vor sich: George Lawrence, der aussah wie ein Großvater mit seinen weißen Haaren und der Pfeife; der Massai, Daniel, der mit ihr zusammen mit Moyo und den Jungen gespielt und mit ihr Maa gesprochen hatte, so dass sie sich wie zu Hause fühlen konnte. Ndisi, der noch nicht stricken konnte, ohne dass sie danebensaß und ihm half.
    Und Emma.
    Als sie an Emma dachte, schwand ihr schlechtes Gewissen. Es war ihre Schuld, dass Angel gehen musste. Sie dachte daran, wie sie gesagt hatte: Ich bin nicht wie Laura. Es tut mir leid.
    Angel richtete den Blick auf den Hügel vor sich und beschleunigte ihre Schritte. Ihr Entschluss stand fest. Emma hatte sich geweigert, ihr zu helfen. Aber Angel würde selber für sich sorgen. Sie ging noch einmal die Informationen durch, die sie Ndisi entlockt hatte. Als sie ihn gefragt hatte, wo Daniels Station sei, ganz beiläufig, als ob sie die Antwort nicht wirklich interessieren würde, hatte er auf den Hügel hinter dem Camp gezeigt. Dahinter erhob sich eine flache Kuppe, die in der Form einem Löwen glich, der am Horizont kauerte.
    »Sie liegt auf der anderen Seite dieses zweiten Hügels. Die Straße ist lang – sie führt ganz außen herum. Aber wenn du wie ein Vogel fliegen könntest, wäre es nicht sehr weit.«
    Angel runzelte die Stirn. Sie war kein Vogel, sondern ein kleines Mädchen, das eine schwere Last trug. Sie schob den Sack auf

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