Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
Vom Netzwerk:
vorzustellen, wie es wohl sein mochte, wenn sie sich so verhielt wie Laura. Wenn sie einfach alles veränderte – nicht nur zum Arbeiten hierblieb, sondern sich auch um Angel kümmerte. Wie seltsam und wundervoll das sein würde. Sie stellte sich vor, »ja« zu sagen. Es war doch nur ein kleines Wort. Aber sie wusste, dass sie es dann auch wirklich ernst meinen musste. Sie konnte Angel keine falschen Hoffnungen machen – das wäre noch schlimmer, als Daniel und George im Stich zu lassen. Sie hatte auf einmal das Gefühl, auf dem Prüfstand zu stehen, und bekam es mit der Angst zu tun. Die Anforderungen waren hoch. Sie konnte doch nicht wissen, ob sie es überhaupt schaffte. Und sie wusste nicht, ob sie mutig genug wäre, um so eine große Aufgabe überhaupt anzugehen.
    Emma schaute Angel ins Gesicht. Der flehende Blick aus den blauen Augen zerriss ihr das Herz, und sie bekam kaum Luft. Als sie dann sprechen konnte, klang ihre Stimme überlaut und hart. »Ich bin nicht wie Laura. Es tut mir leid.«
    Angel stand auf. Als sie ihren Stuhl zurückschob, blieb ein Stuhlbein am Teppich hängen. Der Stuhl kippte um, und die Kissen darauf fielen zu Boden. Vorsichtig trat sie um sie herum und ging dann langsam aus dem Raum.
    Emma wandte sich an George und Daniel. Bekümmert sahen sie einander an. Emma sprang auf und lief hinter Angel her. An der Stelle, an der sie alle letzte Nacht geschlafen hatten, lag Moyo mit ihren Jungen im Schatten. Sie hatte den Kopf gehoben und schaute dem Kind wachsam entgegen, als spürte sie die Spannung, die in der Luft lag.
    Angel kniete sich zu den Löwenjungen. Sie wollten mit ihr spielen, aber die Löwin schlug sie mit der Pfote weg. Sie beugte den Kopf über Angel, und ihr Kinn berührte die Haare des Kindes. In dieser Haltung verharrten sie wie eine Statue von Mutter und Kind. Moyo blickte Emma an. Ihre Augen loderten in einem tiefen Goldbraun.

    Das Kochfeuer war zu rotglühender Asche heruntergebrannt. Es war Abend, aber der Mond war noch nicht aufgegangen. Emma saß neben Daniel, jeder auf einem niedrigen Hocker. Nicht die Hitze hatte sie hierhergezogen, sondern der rosige Schimmer von den Kohlen – sie schienen das einzig Leuchtende zu sein in der trüben Stimmung, die sich über das Camp gelegt hatte.
    Emma ergriff einen Stock und stocherte in den Kohlen. Bekümmert dachte sie an die Ereignisse des Tages. Die Erregung, die sie alle ergriffen hatte wegen der möglichen Verbindung zwischen den beiden Fiebererkrankungen, war rasch davon überschattet worden, dass Emma sich an den Forschungen nicht beteiligen wollte. Daniel hatte ihr zwar keinen Vorwurf gemacht, aber sie hatte trotzdem das Gefühl, ihn verraten zu haben. Und bei Angel empfand sie es genauso.
    Sie blickte zu dem Kind, das mit dem Rücken zu ihnen neben der Löwin lag. Sie war früh schlafen gegangen. George hatte sich ebenfalls hingelegt, als ob auch er genug vom Tag hatte. Wieder fühlte Emma tiefe Bewunderung für Angel. Sie hatte sich tapfer bemüht, die Situation zu akzeptieren. Eine Zeitlang hatte sie neben Moyo gesessen, und dann hatte sie wieder bei den Arbeiten im Camp mitgeholfen. Stundenlang hatte sie mit Daniel zusammen Bills und Bens Gehege sauber gemacht, aber ihr Gesicht war dabei ernst gewesen. Emma ging sie aus dem Weg und hielt sich an die Männer, an Moyo und die Löwenjungen. Nur einmal war sie zu Emma gekommen, um ihr ihre grüne Schultertasche zu reichen. Sie hatte sie hinter dem Rücken versteckt, als sie auf sie zukam.
    »Girl hat etwas Schlimmes gemacht«, hatte sie nervös gesagt. »Sie hat deine Tasche gefunden.«
    Sie hielt sie Emma hin. Man sah Bissspuren in dem feinen italienischen Leder, eine Seitentasche war halb abgerissen und der Riemen durchgekaut.
    »Aber deine Sachen sind alle noch darin, ich habe nachgeschaut.« Angel blickte sie bekümmert an. »Es tut mir wirklich leid. Ich weiß ja, wie wichtig sie für dich ist.«
    »Es ist schon okay.« Emma konnte kaum sprechen. Angel war ihretwegen so niedergeschlagen. Die Tasche kam ihr plötzlich ganz unwichtig vor. »Es ist wirklich egal.«
    Angel lächelte erleichtert und ging wieder. Emma hatte damit begonnen, die Teppiche in der Esshütte zu säubern. Sie hatte Ndisi angeboten, sich auf diese Weise nützlich zu machen, weil sie sich von den Gedanken, die sie quälten, ablenken wollte. Aber stattdessen ging sie im Geiste alle Gründe noch einmal durch, warum sich Angels Onkel um sie kümmern sollte. Die Tatsache, dass sich der Mann sofort

Weitere Kostenlose Bücher