Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
Vom Netzwerk:
die Leute unsere Hilfe brauchten. Wenn wir keine Medizin mehr hatten, sind wir zu den Barmherzigen Schwestern gegangen, um mehr zu holen. Wenn wir kein Geld hatten, sind wir in einen Ort mit einer Bank gegangen.« Sie nickte. »Mama hatte viel Geld, aber wir haben es nie verschwendet.«
    »Laura verfügte über einen Treuhand-Fonds von unserem Vater«, sagte James. »Mir war gar nicht klar, dass sie so gelebt und gearbeitet hat. Mit den Jahren haben wir den Kontakt zueinander verloren. Unsere Leben waren viel zu unterschiedlich. Sie war immer wild und eigensinnig und hatte verrückte Pläne. Ich nehme an, sie hatte eben einfach … Spaß.«
    »Ja, wir hatten Spaß!«, sagte Angel. »Wir haben getan, was wir wollten.«
    Emma hörte, dass die Stimme des Kindes brüchig klang, und streichelte ihr über die Schulter. Durch den dünnen Stoff der Tunika spürte sie die Wärme ihrer Haut.
    »Du hast also gerne so gelebt?«, fragte Joshua. »Nur du und deine Mama.«
    »Und Mama Kitu und Matata«, fügte Angel hinzu.
    »Wer ist das?«
    »Unsere Kamele. Mama Kitu ist ein sehr gutes Kamel. Sie hat Emma auf die Suche nach mir geschickt.«
    Joshua lächelte sanft. »Und, was wäre dir jetzt am liebsten?«
    »Sie ist doch nur ein Kind!«, protestierte James.
    Joshua schüttelte den Kopf. »Sie hat ihre Mutter mit ihren eigenen Händen begraben. Sie hat bei einer Löwin gelebt. Sie ist nicht ›nur‹ ein Kind.« Er wandte sich wieder an Angel und begann, Maa mit ihr zu reden. Beim letzten Satz hob er fragend die Stimme.
    »Ich möchte bei Emma und Daniel bleiben«, erwiderte Angel mit fester Stimme. »Ich möchte Moyo und die Löwenjungen und George Lawrence und Ndisi besuchen können, und ich möchte meine Kamele zurückhaben.« Während sie sprach, rückte James näher, als ob ihre Worte ihn körperlich anziehen würden. »Ich möchte meinen Freund Zuri besuchen. Und die Nonnen. Und da ist noch etwas – ich muss zur manyata am Fuß des Ol Doinyo Lengai. Ich habe etwas für den Häuptling. Und ich bringe Ndisi Stricken bei.«
    James machte ein Gesicht, als sähe er Angel zum ersten Mal wirklich. Bewunderung und Faszination zeigten sich in seiner Miene, aber auch Enttäuschung. Joshua beobachtete seine Reaktion, und als Angel schwieg, sagte er freundlich zu ihrem Onkel: »Sie sehen selbst – sie ist ein afrikanisches Kind. Sie gehört hierher.« Mitfühlend blickte er ihn an. »Dies ist eine schwierige Zeit für Sie. Sie trauern um Ihre Schwester, und ich fühle mit Ihnen. Aber ich muss auf Angel hören.«
    James starrte ihn einen Moment lang an, dann blickte er zu Boden. Er wischte sich mit dem Handrücken die Nase ab und rieb sich über die Augen. Schließlich hob er das Gesicht. »Ich glaube, ehrlich gesagt, dass Laura es so gewollt hätte.« Er wandte sich an Emma. »Ich glaube, sie hätte Sie gemocht.«
    Emma lächelte ihn, Tränen in den Augen, an. »Danke.«
    Angel trat auf James zu. Nervös blickte Emma sie an. Am liebsten hätte sie sie zurückgezogen.
    »Onkel James«, sagte Angel. »Es tut mir wirklich leid, dass du mich nicht haben kannst. Ich wollte nicht ungezogen sein.«
    James strich ihr über den Kopf. »Vielleicht können wir ja Freunde sein. Schreib mir Briefe. Und eines Tages besuchst du mich vielleicht.« Er wischte sich eine Träne aus dem Gesicht und grinste sie an.
    Joshua bedachte ihn mit einem respektvollen Blick, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Emma zu. »Sie müssen nach Arusha kommen, um ein formelles Gespräch mit einem Sozialarbeiter zu führen. Dann müssen die Dokumente ausgestellt werden. Wir müssen auch über Angels Schulbesuch sprechen.«
    »In dem Dorf in der Nähe der Station ist eine Schule«, sagte Daniel. »Der Lehrer ist ein Freund von mir – ein Massai.«
    Eifrig wandte sich Angel an ihn. »Kann ich auch eine Uniform haben?«
    »Natürlich«, erwiderte Daniel. »Wie alle anderen Kinder wirst auch du eine Uniform tragen.«
    Angels Augen leuchteten auf. Sie drehte sich zu Moyo um, um ihre Aufregung mit ihr zu teilen.
    Joshua beobachtete sie einen Moment lang, dann wandte er sich wieder an Emma. »Es gibt einiges zu bedenken. Aber das hat alles ein paar Wochen Zeit. Dieses Kind muss sich erst von seinem Verlust erholen, das ist das Wichtigste.« Er schwieg, als müsse er seine letzten Gedanken noch einmal überprüfen. Die Stille dehnte sich. Emma hielt den Atem an. Schließlich nickte er bedächtig. »Ich überlasse sie offiziell Ihrer Obhut. Wenn alles gutgeht, sehe ich

Weitere Kostenlose Bücher