Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)
Helikopter.«
Sofort verkrampfte sich Angel. »Ist es die Polizei?«
Emma blickte alarmiert auf, aber sie schüttelte den Kopf. »Für die Polizei ist es viel zu teuer, so zu reisen. Wahrscheinlich sind es Touristen oder Leute von der Minengesellschaft.«
Kurz darauf konnten sie den Helikopter sehen. Zuerst war es nur ein kleiner Fleck am Himmel, aber er wurde rasch größer und kam stetig näher.
Emma wechselte einen Blick mit Angel. Der Helikopter flog tatsächlich auf das Camp zu. Auch George und Daniel blickten auf. Sie schirmten die Augen zum Schutz vor der hellen Nachmittagssonne mit den Händen ab. Ndisi lockte Moyos Junge in das Gehege neben Bill und Ben und sperrte sie zur Sicherheit ein.
Das Geräusch wurde immer lauter, bis es die Luft erfüllte. Vögel flatterten kreischend auf. Der Helikopter flog in einem großen Kreis über das offene Gelände vor den Toren und landete dann. Der Rotor wurde langsamer, bis man schließlich die Rotorblätter erkennen konnte.
»Komm«, sagte Emma zu Angel, »lass uns mal schauen, wer das ist.«
Sie ergriff Angels Hand, und gemeinsam gingen sie zu den Toren. Draußen hockte der Helikopter wie eine übergroße Krabbe. Anscheinend war er in privatem Besitz – er sah nicht aus wie ein Polizei- oder Militärhubschrauber.
Emma trat mit Angel zu Daniel, George, Ndisi und Samu, die wie Wachen am Eingang zum Camp standen. Zwischen ihnen lag Moyo. Sie schnüffelte mit hocherhobenem Kopf. Ihr Schwanz schlug hin und her.
Die Pilotentür ging auf, und ein Mann in weißem Hemd und mit Sonnenbrille sprang zu Boden. Er ging um die Maschine herum und öffnete die Beifahrertür. Emma sah etwas Buntes, dann stiegen Leute aus. Ein untersetzter Afrikaner als Erster. Er trug eine Polizeiuniform. Sie spürte, wie Angel immer kleiner wurde, und drückte ihr beruhigend die Hand. Ein zweiter Afrikaner folgte. Er war groß und in einen hellblauen Anzug mit Mao-Kragen gekleidet. Seine Blicke glitten über die kleine Gruppe am Eingang, und er lächelte. Er hob die Hand, um Daniel zu begrüßen.
»Ich glaube, das ist Joshua«, sagte Emma zu Angel. Erleichtert atmete sie auf. »Daniels Freund.« Hoffentlich brachte er gute Nachrichten.
Erneut bewegte sich jemand an der Kabinentür, und Emma erstarrte. Ein weißhäutiger Mann war aufgetaucht und kletterte unbeholfen heraus. In seiner eleganten Stadtkleidung wirkte er seltsam fehl am Platz. Aber es war nicht sein eleganter Anzug, der Emmas Blick fesselte, es waren seine weißblonden Haare. Sie hatten die gleiche Farbe wie Angels Haare – und auch wie die Haare von Laura. Es gab keinen Zweifel, dass das Angels Onkel war.
Emma hörte, wie Angel scharf die Luft einzog. Anscheinend war sie zu dem gleichen Schluss gekommen. Beruhigend rieb sie die Hand des Kindes. Am liebsten hätte sie ihr gesagt, sie solle sich keine Sorgen machen, es würde alles gut werden. Aber sie hatte selbst Angst.
Moyo ging auf den Mann zu und beäugte ihn neugierig, als ob auch sie sich Gedanken darüber machte, in welcher Verbindung er zu Angel stand. Er wich zurück und warf nervös einen Blick auf den Polizeibeamten. Die Hand des Beamten fuhr zu seiner Pistole, die er in einem Halfter an der Hüfte trug. Der Pilot blieb am Helikopter stehen und hielt vorsorglich Abstand.
»Sie brauchen keine Angst vor Moyo zu haben«, rief George. »Sie tut Ihnen nichts. Bleiben Sie still stehen, und starren Sie sie nicht an.«
Der Beamte und Angels Onkel wirkten nicht überzeugt, aber sie befolgten Georges Anweisungen. Sie blickten starr geradeaus und hielten die Arme fest an die Seiten gepresst, als Moyo langsam um sie herumging und sie beschnüffelte. Auch Joshua stand ruhig da, aber auf seinem Gesicht zeichnete sich eher Ehrfurcht ab als Angst. Als Moyo schließlich wieder ihren Platz neben Angel einnahm, riss Joshua sich nur mit Mühe von ihrem Anblick los.
Er ging zu Daniel, und die beiden Männer begrüßten einander. Sie ergriffen jeweils die linke Hand des anderen und legten die rechte Hand auf den linken Unterarm. Daniel hatte Emma erklärt, man zeige damit, dass der starke rechte Arm keine Waffe hielt. Nach dem Handschlag umarmten sie sich. Man merkte ihnen deutlich an, wie sehr sie sich freuten, sich wiederzusehen.
Danach trat Joshua auf George zu und begrüßte ihn mit einem kurzen europäischen Händeschütteln.
»Willkommen im Kampi ya Simba«, sagte George höflich.
»Es tut mir leid, dass wir ohne Vorankündigung hierherkommen«, sagte Joshua. »Aber
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