Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)
mindestens zwei Jahre lang mit dem Kind hier leben. In dieser Zeit können sie Pflegeeltern sein.«
James stieß ein ungläubiges Lachen aus. »Das ist doch lächerlich. Diese Regelung mag ja sinnvoll sein, wenn es keine Verwandten gibt, aber …«
»Es wäre etwas anderes, wenn Sie eine enge Beziehung zu dem Kind hätten. Aber haben Sie mir während des Flugs nicht erzählt, dass Sie das Kind heute zum ersten Mal sehen?«
»Aber sie ist meine Nichte.«
»Blut ist nicht alles, Mr. Kelly.« Joshua wandte sich an Emma und blickte sie durchdringend an. »Emma, sind Sie bereit, diese Verpflichtung mit Angel einzugehen?«
James unterbrach ihn. »Warten Sie. Sie können doch nicht im Ernst erwarten, dass Louise und ich für zwei Jahre hierherziehen! Wir haben beide einen Beruf. Es war schon schwer genug für mich, mir diese wenigen Tage hier freizuschaufeln.«
Der Minister zog die Augenbrauen hoch. Dann blickte er wieder zu Emma. »Und was ist mit Ihnen? Ich frage Sie noch einmal, und überlegen Sie sich Ihre Antwort gründlich. Sind Sie in der Lage, diese Verpflichtung einzugehen?«
Emma spürte, wie Angel den Atem anhielt.
»Ja, das bin ich.«
»Und möchten Sie es auch wirklich.«
Emma lächelte Angel zu. »Mehr als alles auf der Welt.«
Angel stieß erleichtert die Luft aus und schmiegte ihren Kopf an Emmas Hüfte.
»Sie haben also vor, nach Tansania zu ziehen?«, fuhr Joshua fort. »Das ist eine große Veränderung.«
»Ja, das stimmt«, erwiderte Emma, »aber ich kann es tun. Ich weiß es einfach.« Sie war selbst überrascht, wie sicher sie klang. Und nicht nur das. Sie empfand diese Sicherheit auch.
»Ich habe gehört, Sie wollen Daniel bei seiner Erforschung des Olambo-Fiebers unterstützen? Er hat mir gesagt, Sie seien eine erfahrene medizinische Wissenschaftlerin?«
Emma blickte zu Daniel. Er nickte ermutigend. »Wir möchten mit einem neuen Forschungsprojekt beginnen. Wir glauben, wir haben möglicherweise das Bindeglied gefunden, um einen Impfstoff entwickeln zu können.«
James räusperte sich, um das Gespräch wieder auf Angel zurückzubringen, aber Joshua schien keine Notiz davon zu nehmen. Er schwieg einen Moment lang und blickte in die Ferne. Als er sich wieder Emma zuwandte, waren seine Augen schmerzerfüllt. »Diese Angelegenheit liegt mir sehr am Herzen. Ich habe meinen einzigen Sohn durch das Blutfieber verloren.«
Daniel sagte etwas auf Maa, und Joshua lächelte traurig. Dann fuhr Daniel auf Englisch fort: »Aber der Erfolg unserer Forschungsarbeit hängt davon ab, dass das Löwen-Camp erhalten bleibt und die Wilderer aus dem Gebiet vertrieben werden.«
»Georges Löwen sind der Schlüssel«, warf Emma ein. »Sie leben in beiden Welten – in der der Tiere und der der Menschen. Sie sind einzigartig und müssen geschützt werden.« Sie spürte, dass George sie dankbar ansah.
Joshua machte eine Geste zu dem Polizeibeamten hin. »Deshalb habe ich heute meinen Freund Mr. Malindi mitgebracht. Er wird prüfen, warum der Antrag, den Mr. Lawrence gestellt hat, damit hier ein Nationalpark entsteht, ignoriert worden ist. Ich wollte, dass Mr. Malindi Mr. Lawrence kennenlernt und sich im Camp umschaut, bevor er mit seiner Untersuchung beginnt.«
George blickte ihn nervös an. »Aber was soll das bedeuten? Damit vergeht doch nur Zeit, und die Wilderer töten die Tiere immer weiter …«
Joshua lächelte. »Innerhalb von zwei Wochen wird es hier für den Übergang einen Ranger geben. Sobald der Antrag genehmigt ist, wird das Gebiet zum Nationalpark erklärt.« Er blickte George an. »Keine Sorge. Es wird auf jeden Fall passieren. Wenn ich nach Daressalam zurückkehre, werde ich über den neuen Forschungsansatz mit dem Gesundheitsminister sprechen. Auch er wird das Projekt unterstützen. Wenn nötig, werden wir bis zum Präsidenten gehen.«
Georges Mund stand staunend offen. Er schien überwältigt vor Freude.
Der Minister wandte seine Aufmerksamkeit wieder Angel zu. Er hockte sich nicht hin, um auf gleicher Höhe mit ihr zu sein – er blickte auf sie herunter wie jemand, der daran gewöhnt war, größer als seine Gefährten zu sein. »Und jetzt möchte ich dir ein paar Fragen stellen, Angel. Wo bist du geboren?«
»In der Feigenbaum- manyata. «
»Die beim Geschichtenhügel? Ich kenne sie gut. Hast du lange dort gelebt?«
»Wir haben nicht wirklich dort gelebt. Wir haben eigentlich nirgendwo gewohnt. Wir sind einfach mit unseren Kamelen herumgereist und haben dort angehalten, wo
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