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Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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kleinen Räumen«, fügte Daniel hinzu, als ob er ihre Gedanken lesen könnte. »Dort fühle ich mich mehr zu Hause.« Er blickte Emma an. »Ndugus Zimmer ist geputzt, und das Bett ist frisch bezogen worden für seine Rückkehr aus Arusha. Sie können gut dort übernachten. Aber wenn Sie wollen, können wir natürlich auch tauschen.«
    Emmas Lippen öffneten sich, als sie begriff, warum er ihr dieses Angebot machte. Sie versuchte, sich vorzustellen, wie es wohl sein mochte, in dem Zimmer zu liegen, in dem Susan gestorben war. Dort zu schlafen. Die Vorstellung war beinahe makaber. Sie wollte schon darum bitten, in Daniels Zimmer schlafen zu dürfen – ihr war es egal, wie es dort aussah. Aber auf einmal regte sich Widerstand in ihr. Wie würde es wirklich sein, fragte sie sich, sich in dem Zimmer aufzuhalten, in dem einst Susan gewohnt hatte? An die Decke zu blicken und zu sehen, was sie gesehen hatte. Die gleichen Geräusche in der Nacht zu hören, die gleichen Gerüche einzuatmen …
    Emma zögerte. Sie musterte Daniels Gesicht – seine ruhige Miene, seine Geduld. Sie dachte daran, wie respektvoll er sie angesehen hatte, als sie gesagt hatte, sie sollten direkt nach Malangu fahren. Diesen Ausdruck auf seinem Gesicht wollte sie noch einmal sehen. Er würde ihr Kraft geben.
    Daniel nickte langsam, als ob er ihren innerlichen Kampf verstünde. Dann erhob er sich und rief dem Jungen zu, er könne das Geschirr abräumen.

    Die Hauptstraße aus Malangu heraus war breit und glatt im Vergleich zu den Holperpisten, auf denen sie tagsüber gefahren waren. Die Dunkelheit schien den Landrover förmlich einzuhüllen, und das Licht der Scheinwerfer drang nur zögernd durch die Schwärze der Nacht. Emma und Daniel saßen schweigend im Auto, und ihre Körper bewegten sich nur, wenn der Wagen durch ein Schlagloch fuhr. Das Licht der Scheinwerfer wirkte hypnotisch, und Emma begann, sich schläfrig zu fühlen. Plötzlich hörte sie Daniels Stimme.
    »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Musik höre? Sie hilft mir, wach zu bleiben.«
    Emma fiel der iPod ein, dessen Kabel aus seiner Tasche hing. »Nein, selbstverständlich können Sie Musik hören. Aber ich kann auch fahren, wenn Sie wollen.« Er war bestimmt müde. Aber noch während sie das Angebot machte, blickte sie zweifelnd auf das unbeleuchtete Armaturenbrett und den abgenutzten Schaltknüppel.
    »Es ist zu gefährlich, im Dunkeln mit diesem Landrover fahren zu üben. Ich höre Musik, und Sie können ein bisschen schlafen.« Daniel zog seine Ohrstöpsel und den silbernen iPod aus der Tasche. Er schüttelte die Kabel aus, bis sie entwirrt waren, und steckte sich die Stöpsel in die Ohren. Sofort schien er von frischer Energie erfüllt zu sein und bewegte den Kopf leicht in einem Rhythmus, den Emma nicht hören konnte.
    Nach ein paar Minuten beugte Emma sich zu ihm. »Was ist das für eine Musik?«
    Sie war sich nicht sicher, was sie erwartete – Swahili-Pop vielleicht, wie sie ihn im Taxi bei der Fahrt vom Flughafen in Arusha in die Stadt hinein gehört hatte.
    Daniel zog einen seiner Ohrstöpsel heraus und reichte ihn Emma. Sie rutschte näher an ihn heran, damit das Kabel bis zu ihrem Ohr reichte. Ihre Schultern waren ganz dicht nebeneinander, berührten sich jedoch nicht. Sie hielt sich den Ohrstöpsel ans Ohr und lauschte aufmerksam. So eine Musik hatte sie noch nie zuvor gehört – eine Mischung aus amerikanischem Rap und Reggae, kombiniert mit einer Art Sprechgesang in Swahili, der sich anhörte wie Stammesgesänge.
    »Das ist tansanischer Hip-Hop«, erklärte Daniel. Er grinste, und seine Zähne leuchteten weiß in der Dunkelheit.
    Emma zog die Augenbrauen hoch. »Wirklich?«
    »Tansania ist die Heimat des afrikanischen Hip-Hop«, fügte Daniel hinzu. »Ich habe mir die Musik früher häufig in Clubs in Daressalam angehört. Dieser Mann – er heißt Nasango – kommt aus dieser Gegend. Mit ihm zusammen singen Massai-Männer.«
    »Wovon singt er?«, fragte Emma.
    »Er singt von den Problemen der Armen und Verlorenen, und dass sie sich Kraft holen beim Ol Doinyo Lengai, dem Berg Gottes.«
    Der Berg Gottes.
    Emma konnte den Vulkan zwar in der Dunkelheit nicht mehr sehen, aber sie erinnerte sich daran, wie er ausgesehen hatte. Er wirkte prachtvoll und wie aus einer anderen Welt. Simon würde so etwas mit seinen geologischen Vorträgen nie erklären können. Aber wahrscheinlich würde er es sowieso nicht bemerken.
    Emma schloss die Augen. Sie ließ sich von der Musik

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