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Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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einhüllen. Der Rhythmus war stärker als das Rumpeln des Landrover, und sie spürte, dass es Daniel genauso ging.
    Nach einer Weile schwieg die einzelne Stimme, und die Stammesgesänge wurden lauter. Sie stellte sich vor, wie die Stimmen – kühn und stark – sich in der Dunkelheit über das ganze Land ausbreiteten. Daniel bog auf die Piste zur Station ein. Als er die Scheinwerfer ausschaltete, gewöhnten sich Emmas Augen nach und nach an die Dunkelheit. Im schwachen Licht des Halbmondes konnte sie die dunklen Umrisse des Land Cruiser erkennen.
    »Mosi ist wahrscheinlich zum Schlafen ins Dorf gegangen«, sagte Daniel. »Wir sehen ihn morgen früh.«
    Er nahm eine Taschenlampe aus dem Fach in der Fahrertür und schaltete sie ein. Ein schmaler Strahl beleuchtete den Weg, als Emma Daniel folgte. Auf der Ladefläche des Landrover lagen geschnittenes Gras und Wildpflanzen, und sie nahmen jeder einen Armvoll. Sie hatten das Futter von einem Bauern gekauft, der es auf einem Handkarren nach Hause gefahren hatte. Emma hatte das ganze Bündel bezahlt, damit sie die Kamele wenigstens ein paar Tage lang füttern konnten.
    Sie stolperte den dunklen Pfad entlang, der Riemen ihrer Tasche drohte von ihrer Schulter zu rutschen, und da sie beide Hände in dem trockenen Gras vergraben hatte, zerkratzte es ihr die Handgelenke. Als sie sich dem Drahttor näherten, brüllten die Kamele. Emma hatte keine Ahnung, ob vor Aufregung, Angst oder Hunger.
    Daniel öffnete das Tor und begann sofort, beruhigend auf die Tiere einzureden. Emma hörte ein raschelndes Geräusch, als er das Futter fallen ließ. Dann öffnete sich knarrend eine Tür und wurde wieder zugeschlagen. Kurz darauf begann ein Dieselmotor zu knattern, und außen vor der Hintertür ging das Licht an. Die Glühbirne war hoch oben an den Balken montiert, so dass sie einen weiten Lichtschein warf.
    Emma trat zu den Kamelen. Daniel hatte seine Ladung in eine Schubkarre geworfen.
    »Geben Sie ihnen das Heu«, sagte Daniel. »Den Rest heben wir für später auf.«
    Emma verteilte das Gras auf dem Boden, dann trat sie einen Schritt zurück, als die Mutter gierig zu fressen begann. Ihren verletzten Huf hielt sie dabei die ganze Zeit über hoch. Das Kalb schnupperte an dem Gras.
    Daniel trat neben Emma. Nach ein paar Minuten hörte die Kamelstute auf zu fressen und kam zu ihnen gehumpelt. Sie ignorierte Daniel und drehte ihren Kopf Emma zu. Sie schnüffelte an ihren Haaren und rieb dann ihre weichen, samtigen Lippen an Emmas Wange.
    »Sie mag Sie«, sagte Daniel. »Weil Sie eine Frau und weiß sind, glaubt sie, dass sie zu Ihnen gehört.«
    Emma lächelte. Es war irgendwie schmeichelhaft, von diesem riesigen Tier bewundert zu werden. »Was macht die Polizei mit ihnen?«
    »Sie müsste die Tiere eigentlich behalten, bis sich die Besitzer melden. Aber das könnte dauern, und sie müssen ja versorgt werden. Ich glaube, man wird sie sofort verkaufen. Das Kalb ist alt genug, um von der Mutter weggenommen zu werden. Sie werden es zu einem Kamelhändler schicken. Und das verletzte Tier geht zum Löwenmann.«
    »Der Löwenmann?«
    Daniel zögerte, und als er weitersprach, wählte er seine Worte vorsichtig. »Das ist ein alter Mann – ein Engländer –, der in dieser Gegend ein Camp hat. Er kümmerte sich um Löwenjunge, die keine Mütter haben. Wenn sie erwachsen sind, lässt er sie wieder in den Busch.«
    »Und … was will er mit dem Kamel?«
    »Er muss die Jungen ja füttern. Außerdem wird er ständig von erwachsenen Löwen besucht, und er gibt ihnen Fleisch. Er kauft alle alten und verletzten Kamele.«
    Emma riss entsetzt den Kopf hoch. »Sie meinen – sie wird getötet?«
    »Ja, leider«, erwiderte Daniel. »Wir sind hier in Afrika. Nur die Starken überleben.«
    Emma wandte sich der Kamelstute zu. Das Tier hielt den Kopf hoch und hatte zufrieden die Augen geschlossen, während es an einem Büschel Gras kaute. Grüner Speichel tropfte von seinem Kinn herunter. »Können wir nicht etwas für seinen Fuß tun?«
    Daniel nickte. »Ich werde ein Antiseptikum auftragen. Morgen untersuche ich den Huf richtig.«
    Er fuhr die Schubkarre in eine kleine Einfriedung, wo die Kamele nicht herankamen, und trat dann in einen Schuppen. Emma hörte, wie er dort herumkramte. Sie füllte die Eimer am Wassertank, wobei sie sorgfältig darauf achtete, nichts zu verschütten, und trug sie zu den Kamelen. Als die Stute trank, hob Daniel ihren Fuß, drückte Salbe auf den Schnitt und verrieb sie mit dem

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