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Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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Teller hin und ging dann zur Theke.
    Das Reisgericht war auf indische Art gekocht, mit ganzen Peperoni, Fleischstücken und Gemüse. Das Essen sah aus wie frisch gekocht, und es duftete nach den exotischen Gewürzen. Teller und Besteck waren sehr sauber. Erst jetzt merkte Emma, wie groß ihr Hunger war.
    »Es stammt nicht aus diesem Café«, sagte Daniel. »Die Frau des Besitzers hatte es für ihre eigene Familie gekocht. Ich habe sie gefragt, ob wir etwas davon haben könnten, und ihr erklärt, dass Sie aufpassen müssen, was Sie essen.«
    »Danke. Das war sehr nett von Ihnen«, sagte Emma dankbar. So hatte sich schon lange kein Mann mehr um sie gekümmert. Das lag noch nicht einmal daran, dass Simon schon so lange weg war; ihre Beziehung basierte auf einer gleichberechtigten Partnerschaft, und sie fühlten sich beide verpflichtet, sich um sich selbst zu kümmern. Bei den männlichen Kollegen im Institut war es genauso.
    »Was möchten Sie gerne trinken?«, fragte Daniel. »Cola? Bier?«
    »Ich hätte gern ein Bier«, antwortete Emma. »Ich bezahle übrigens für uns beide.«
    Daniel akzeptierte ihr Gebot mit einem Nicken. »Möchten Sie lieber Tusker, Kilimanjaro oder Safari?«
    Emma lächelte. »Sie hören sich an wie ein Experte. Suchen Sie aus.«
    Daniel winkte dem Jungen. »Kilimanjaro mbili!« Er wandte sich wieder an Emma. »Das ist tansanisches Bier. Manche Leute trinken lieber Tusker, aber es wird in Kenia gebraut.«
    Der Junge brachte zwei Flaschen, die er locker zwischen den Fingern einer Hand hielt. Er stellte sie auf den Tisch und öffnete sie geschickt mit einem Flaschenöffner, den er um den Hals trug. Eigentlich sah er noch viel zu klein aus, um so selbstbewusst und effizient zu agieren.
    »Wie alt bist du?«, fragte Emma.
    »Una miaka mingapi?«, übersetzte Daniel für sie.
    Der Junge hielt sechs Finger hoch.
    »Du machst deine Sache gut«, sagte Emma.
    Daniel gab das Kompliment an ihn weiter, schüttelte aber den Kopf. »Jetzt erwartet er ein großes Trinkgeld.« Er wollte den Jungen schon wegscheuchen, fragte aber dann noch etwas. Der Junge antwortete aufgeregt, und Daniel drehte sich um, um über den Platz zu der Bühne zu schauen.
    Als der Junge gegangen war, wandte sich Daniel an Emma. »Ich habe ihn gefragt, was für ein Ereignis hier stattgefunden hat. Er sagte, ein äußerst bedeutender Mann sei hier gewesen – Joshua Lelendola, der Innenminister.«
    Emma versuchte, angemessen beeindruckt zu wirken. Daniel hatte den Namen so ehrfürchtig ausgesprochen, dass er wohl tiefen Respekt für den Mann hegte. Außerdem war das Podium aufwendig geschmückt. Wahrscheinlich waren Politiker hier wichtiger als in Australien.
    »Ich bin mit Joshua zur Schule gegangen«, fuhr Daniel fort. »Er ist auch Massai. Wir waren sehr gute Freunde.« Ein wenig enttäuscht fügte er hinzu: »Leider ist er nicht mehr hier. Er ist schon wieder nach Daressalam zurückgekehrt.« Jetzt erst schien ihm das Essen einzufallen. Er bedeutete Emma, schon anzufangen.
    Als sie den ersten Bissen im Mund hatte, beugte er sich vor und wartete gespannt auf ihre Reaktion. Sie sah ihm an, dass er gleich lächeln würde – er hatte so eine Art, sein Lächeln zurückzuhalten und es dann plötzlich freizugeben. In diesem Augenblick wirkte sein Gesicht völlig verwandelt.
    »Es schmeckt köstlich!«, verkündete sie. Er strahlte über das ganze Gesicht. Emma aß noch einen Bissen und schloss die Augen, um den Geschmack zu genießen. Der Reis schmeckte nach Kardamom und Nelken; die kleinen aromatischen Fleischstücke darin waren offensichtlich vom Huhn.
    Emma aß hungrig und trank ab und zu einen Schluck Bier aus der Flasche. Sie hörte erst auf, als der Teller leer und in der Flasche nur noch ein kleiner Schluck war.
    Als sie aufblickte, stellte sie überrascht fest, wie spät es schon war. Die Sonne war hinter den Häusern untergegangen, und der Platz lag im Schatten. Der Tag war fast vorüber.
    Ihr zweiunddreißigster Geburtstag.
    »Ich habe heute Geburtstag«, sagte sie zu Daniel.
    »Genau heute?«
    »Ja.«
    Er hob seine Bierflasche. »Happy Birthday to you.« Halb sang er die Worte zu der traditionellen Melodie. Er grinste sie an, wirkte entspannt und sorglos. Emma erwiderte sein Lächeln. In diesem Moment konnte sie ihn sich gut als Studenten vorstellen, der das Leben in Daressalam genoss. Er sah zwar ganz anders aus als die Männer, die sie zu Hause kannte, aber er war ihr plötzlich vertraut. Sie fühlte sich wohl mit ihm, und

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