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Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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Ziel ist es, herauszufinden, wo sich der Virus zwischen den Ausbrüchen versteckt. Es muss ein Wirtstier oder ein Insekt geben, das den Virus mit sich herumträgt, von ihm aber nicht angegriffen wird. Wir fangen wilde Tiere und sammeln Blutproben. Wir testen auch Haustiere. Ratten. Flöhe. Alles.« Er spreizte die Hände. »Wir können den Virus einfach nicht finden. Noch nicht.«
    »Und so lange kann eine Epidemie nicht verhindert werden.«
    »Das ist richtig. Die letzte Epidemie war 2007 – im gleichen Jahr, in dem der Ol Doinyo Lengai ausbrach. Damals starben viele Leute am Fieber.« Daniel versagte kurz die Stimme, und sein Gesicht nahm wieder den verlorenen Ausdruck an, den Emma am Grabhügel schon gesehen hatte. »Kinder und alte Leute starben daran, aber auch starke, gesunde Erwachsene. Alle.« Er blickte Emma in die Augen. »Ich weiß nicht, wie viel Sie über Olambo-Fieber wissen. Es ist ein schwerer Tod.«
    »Nun, ich habe alle vom CDC dokumentierten Fälle studiert und weiß, dass als erste Symptome Halsschmerzen und brennende Augen auftreten, dann Fieber, Muskelschmerzen und Kopfschmerzen und kurz darauf Ausschlag. Der Hals wird so rauh, dass er aussieht wie eine offene Wunde. Und dann beginnt man zu bluten.« Emma hatte die Beschreibung des Krankheitsverlaufs so oft gelesen, dass sie sie fast Wort für Wort wiederholen konnte. »Das Blut tritt aus Injektionseinstichen aus oder aus dem Zahnfleisch des Patienten; Frauen können heftig aus dem Uterus bluten. Wenn die Organe zu versagen beginnen, fallen die Patienten schließlich ins Koma. Die Sterblichkeitsrate liegt bei etwa achtzig Prozent. Im Grunde verblutet der Patient von innen heraus. Wie Sie bereits sagten, ist die ursprüngliche Quelle des Virus unbekannt, aber er überträgt sich durch Blut, Speichel, Erbrochenes.«
    Daniel schwieg ein paar Sekunden lang, dann nickte er. »Es ist genau, wie Sie gesagt haben. Wenn das Fieber ausbricht, hat jeder Angst, sich anzustecken. Olambo ist ein cleverer Virus, weil die Opfer so viel bluten. Wenn in einer Familie jemand erkrankt, wird derjenige manchmal sogar von den eigenen Verwandten im Stich gelassen. Das ist wirklich schrecklich.«
    Emma senkte den Kopf. »Das ist meiner Mutter passiert. Ich habe die Berichte aus dem Archiv des CDC bekommen. Ihr Kollege verließ die Station, weil er sie evakuieren lassen wollte, und ihr einheimischer Assistent rannte weg. Sie hatte niemanden, der ihr Schmerzmittel oder einen Schluck Wasser geben konnte. Sie war ganz allein, als sie starb.« Emma blickte Daniel an. »Man hat ihre Leiche im Schlafzimmer der Station gefunden.«
    »Das habe ich gehört«, erwiderte Daniel traurig. In seinen Augen stand tiefes Mitgefühl. »Aber ich kann Ihnen etwas sagen – sie war nicht völlig allein.«
    Emma starrte ihn an. »Wie meinen Sie das?«
    »Als ich zu der Station kam, um mit meinem Forschungsprojekt zu beginnen, hing eine Fotografie an der Wand im Schlafzimmer. Sie hing so neben dem Kopfende des Bettes, dass man nur den Kopf zu drehen brauchte, um sie zu sehen. Es ist das Foto eines kleinen Mädchens.« Seine Stimme wurde weich. »Ich glaube, das sind Sie.«
    Emma schluckte. Ihre Mutter hatte auf ihren Exkursionen immer eine gerahmte Fotografie ihrer Tochter dabeigehabt. Normalerweise hatte sie sie unter dem Kopfkissen aufbewahrt.
    »Was haben Sie mit dem Bild gemacht?«, flüsterte sie.
    »Die Leute, die vor mir in der Station waren, haben es nicht angerührt – und ich auch nicht. Es sieht so aus, als ob es dorthin gehört. Wenn wir zurückkommen, zeige ich es Ihnen.«
    Emma nickte. Ihr versagte die Stimme. Sie hatte das Gefühl, ein unerwartetes Geschenk bekommen zu haben. Sie würde das Foto sehen und berühren können – in gewisser Weise war es ein Beweis dafür, dass sie bei Susan gewesen war, als sie starb. Und wenn sonst nichts bei dieser Reise nach Tansania herauskam, dafür allein hatte es sich schon gelohnt.
    »Das Bild hängt in dem Zimmer, wo Ndugu schläft«, sagte Daniel. »Mein Zimmer ist außen am Haus. Eigentlich ist es nur ein Schuppen.«
    Emma warf ihm einen überraschten Blick zu. Sie erinnerte sich nur an zwei Räume in der Station – das Labor und den Raum gegenüber; der Rest der Anlage bestand aus Nebengebäuden. Natürlich hatte sie angenommen, dass der einzige richtige Schlafraum dem leitenden Wissenschaftler zustand, nicht seinem Assistenten. Wissenschaftler waren doch normalerweise sehr auf ihren Status bedacht.
    »Ich schlafe gerne in

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