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Das Herz ihrer Tochter

Das Herz ihrer Tochter

Titel: Das Herz ihrer Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Ich könnte wahrhaftig nicht sagen, welche Kausalkette dazu führte,
dass wir vom Küssen auf der Couch auf dem Teppich landeten, seine Hände in
meiner Bluse, und ich inständig hoffte, dass meine Unterwäsche nicht allzu altbacken
war.
    5.     Andere Frauen - zum
Beispiel solche, die häufiger Sex mit Männern hatten als einmal alle Jubeljahre
- hatten vermutlich ein ganzes Arsenal von Unterwäsche für Fälle wie diesen,
so wie meine Mutter ein eigenes Sabbat-Service hat.
    6.    Ich war völlig betrunken, sonst hätte ich niemals im selben Satz an
Sex und meine Mutter gedacht.
     
    Aber vielleicht waren die Einzelheiten
nicht annähernd so wichtig wie das, was sich daraus ergab - in meinem Bett lag
in diesem Augenblick ein Mann, der auf mich wartete. Unbekleidet sah er sogar
noch besser aus als bekleidet. Und wo war ich?
    Eingeschlossen im Badezimmer, wo mich die
Vorstellung, dass er meinen häßlichen, weißen, fischbäuchigen Körper sehen
würde, dermaßen lähmte, dass ich die Tür einfach nicht öffnen konnte.
    Ich hatte es clever angestellt - ich
hatte die Wimpern gesenkt und gemurmelt, ich müsse mich umziehen. Ich bin
sicher, Christian stellte sich irgendwas in Richtung Reizwäsche vor. Ich dagegen
dachte eher an eine Verwandlung in Heidi Klum.
    Mutig knöpfte ich meine Bluse auf und
stieg aus der Jeans. Da war ich, im Spiegel, in BH und Schlüpfer, genau wie ein
Bikini - nur würde ich mich niemals im Bikini zeigen. Christian sieht zig Körper am Tag, sagte ich mir. Deiner wird schon nicht der schlimmste sein.
    Aber. Da war die dellige Orangenhaut, da
war die Speckschicht, die unter einem Hosen- oder Rockbund verschwand, da war
mein ausladender Hintern, der sich so geschickt von einer schwarzen Hose tarnen
ließ. Ein einziger Blick auf die Unplugged-Version von mir, und Christian würde
schreiend das Weite suchen.

Seine Stimme drang gedämpft durch die
Badezimmertür. »Maggie?«, rief Christian. »Alles in Ordnung da drin?«
    »Jaaa!« Ich bin fett. »Kommst
du?«
    Ich gab keine Antwort. Ich blickte auf
den Bund meiner Hose. Eine Zweiundvierzig. Aber das zählte nicht, weil diese
Marke die Größen geändert hatte, damit Vierundvierziger wie meinesgleichen
sich besser fühlen konnten, weil es ihnen gelang, sich überhaupt in dieses
Modell reinzuzwängen. Aber hatte Marilyn Monroe nicht auch Größe vierundvierzig
gehabt? Oder entsprach damals Größe vierundvierzig in Wirklichkeit Größe achtunddreißig
- was bedeutete, dass ich im Vergleich der reinste Koloss war.
    Plötzlich hörte ich ein Kratzen auf der
anderen Seite der Tür. Oliver konnte es nicht sein - ich hatte ihn in den Käfig
gesperrt, weil er andauernd um unsere Köpfe herum geschnuppert hatte, als wir
uns auf dem Wohnzimmerteppich wälzten wie Burt Lancaster und Deborah Kerr am
Strand. Zu meinem Entsetzen sprang plötzlich die Entriegelung auf, und der
Türknauf drehte sich.
    Ich schnappte mir meinen uralten
Bademantel, der an der Tür hing, und wickelte ihn gerade noch rechtzeitig um
mich, ehe die Tür aufging. Christian stand da, in der Hand einen verbogenen
Drahtbügel.
    »Schlösser knacken kannst du auch?«,
sagte ich.
    Christian grinste. »Ich mache
laparoskopische OPs durch den Bauchnabel«, erklärte er. »Das hier ist nicht
viel anders.«
    Er nahm mich in die Arme und blickte mir
im Spiegel in die Augen. »Ich kann nicht sagen, komm wieder ins Bett, weil du
noch gar nicht drin warst.« Sein Kinn schob sich über meine Schulter. »Maggie«,
raunte er, und dann fiel ihm auf, dass ich einen Bademantel trug.
    Christians Augen leuchteten auf, und
seine Hände glitten hinab zum Gürtel. Sogleich zog ich sie weg. »Bitte. Nicht.«
    Seine Hände fielen herab, und er trat
einen Schritt zurück. Die Temperatur im Raum sackte um etliche Grad ab. »Tut
mir leid«, sagte Christian, plötzlich ganz sachlich. »Da hab ich wohl was
mißverstanden -«
    »Nein!«, rief ich und sah ihn an. »Du
hast gar nichts mißverstanden. Ich will es auch. Ich will dich. Ich hab bloß Angst,
dass ... dass ...du mich nicht willst.«
    »Soll das ein Witz sein? Ich will dich
schon, seit ich leider nicht dazu kam, dich wegen Verdachts auf
Blinddarmentzündung zu untersuchen.«
    »Wieso?«
    »Weil du klug bist. Und leidenschaftlich.
Und komisch. Und so schön.«
    Ich lächelte gequält. »Ich hätte dir fast
geglaubt, wenn du das Letzte nicht gesagt hättest.«
    Christians Augen blitzten. »Du glaubst im
Ernst, du bist nicht schön?« Ehe ich es verhindern

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