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Das Herz ihrer Tochter

Das Herz ihrer Tochter

Titel: Das Herz ihrer Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Calloway,
»ich tausche drei Zigaretten gegen die Hälfte von deinem Brownie.
    »Ich biete eine ganze Packung Kaffee«,
hielt Joey dagegen.
    »Der verschwendet doch keinen leckeren
Brownie an dich«, sagte Calloway. »Ich geb dir Kaffee und vier Zigaretten.«
    Texas und Pogie meldeten ebenfalls
Interesse an. Sie boten Shay einen CD-Spieler. Ein Playboy-Heit. Eine
Rolle Klebeband.
    »Zwei Gramm Meth«, verkündete Calloway.
»Mein letztes Angebot.«
    Die Brotherhood machte mit dem
Methylamphetaminhandel im Knast ein Riesengeschäft. Wenn Calloway bereit war,
seinen persönlichen Vorrat zu opfern, dann musste er wirklich ganz wild auf den
Brownie sein.
    Soweit ich wusste, hatte Shay nicht mal
eine Tasse Kaffee getrunken, seit er bei uns war. Ich hatte keine Ahnung, ob er
rauchte oder Drogen nahm. »Nein«, sagte Shay. »Nein euch allen.«
    Einige Minuten verstrichen.
    »Himmelherrgott, ich kann das Ding noch
immer riechen«, sagte Calloway.
    Ehrlich, ich übertreibe nicht, wenn ich
sage, dass wir gezwungen waren, den Duft - den wunderbaren Duft - stundenlang
einzuatmen. Als ich um drei Uhr morgens wie üblich wach wurde, war der
Schokogeruch so stark, als hätte der Brownie in meiner Zelle gelegen statt in
der von Shay. »Wieso ißt du das blöde Dinge nicht endlich«, murmelte ich.
    »Weil«, erwiderte Shay, offenbar so
hellwach wie ich, »ich mich dann auf nichts mehr freuen könnte.«
     
    MAGGIE
     
    Ich liebte Oliver aus vielen Gründe, aber
vor allem deshalb, weil meine Mutter ihn nicht ausstehen konnte. Er ist ein Ferkel, sagte
sie jedes Mal, wenn sie zu Besuch kam. Er
macht alles kaputt. Maggie, sagte
sie, wenn du dich von ihm trennst,
würdest du vielleicht endlich jemanden finden.
    Jemand, das war ein Arzt wie der Anästhesist vom Dartmouth-Hitchcock Medical
Center, mit dem meine Eltern mich einmal verkuppeln wollten, der mich gefragt
hatte, ob ich das Runterladen von Kinderpornos für eine Verletzung der Bürgerrechte
hielt. Oder der Sohn des Kantors, der in Wahrheit seit fünf Jahren eine
monogame schwule Beziehung führte, aber seinen Eltern noch nichts davon erzählt
hatte. Jemand, das war der Juniorpartner in der Steuerberaterfirma, die für meinen
Vater die Steuern machte, der mich auf unserem ersten und einzigen Date gefragt
hatte, ob ich schon immer so rundlich gewesen sei.
    Oliver dagegen wusste genau, was ich
brauchte und wann ich es brauchte. Aus diesem Grund kam er, sobald ich mich an
dem Morgen auf die Waage stellte, unter dem Bett hervorgehoppelt, wo er fleißig
am Kabel meines Radioweckers genagt hatte, und hockte sich genau auf meine
Füße, sodass ich die Digitalanzeige nicht ablesen konnte.
    »Gut gemacht«, sagte ich und stieg von
der Waage, ohne genau auf die Zahlen zu achten, die rot blinkten, ehe sie
verschwanden. Eine Sieben war bestimmt nur deshalb vorne dabei gewesen, weil
Oliver mit auf der Waage gewesen war. Überhaupt, wenn ich einen formellen
Schriftsatz zu diesem Thema aufsetzen müsste, würde ich Folgendes klarstellen:
(a) Größe vierundvierzig ist eigentlich gar nicht so groß, weil (b) Größe
vierundvierzig bei uns Größe zweiundvierzig in London ist, womit ich in
gewisser Weise dünner bin, als ich es wäre, wenn ich als Britin geboren worden
wäre, und (c) das Gewicht spielt eigentlich gar keine Rolle, solange man nur
gesund ist.
    Okay, mag sein, dass ich auch nicht
gerade viel Sport trieb. Aber das würde ich irgendwann, jedenfalls erzählte ich
das meiner Mutter, der Fitneß-Queen, sobald alle Menschen, für die ich
unermüdlich tätig war, gerettet waren, uneingeschränkt und ohne Ausnahme. Ich
sagte ihr (und jedem anderen, der es hören wollte), dass es Aufgabe der ACLU, der Amerikanischen
Bürgerrechtsunion, war, Menschen dabei zu helfen, Stellung zu beziehen. Leider
Gottes kannte meine Mutter nur Stellungen aus dem Yoga - Taube, Krieger zwei
und wie sie alle hießen.
    Ich zog meine Jeans an, die ich
zugegebenermaßen nicht sehr häufig wusch, weil sie im Trockner einlief und ich
einen halben Tag leiden musste, ehe der Stoff sich wieder so weit gedehnt
hatte, dass sie bequem saß. Ich suchte mir einen Pullover aus, unter dem sich
meine Speckröllchen nicht allzu sehr abzeichneten, und wandte mich dann Oliver
zu. »Was meinst du?«
    Er senkte das linke Ohr, was so viel
bedeutete wie: »Was machst du dir überhaupt Gedanken, wo du doch gleich sowieso
wieder alles ausziehst und nur einen Bademantel trägst?«
    Wie immer hatte er recht. Es ist nicht
einfach, die eigenen

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