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Das Herz ihrer Tochter

Das Herz ihrer Tochter

Titel: Das Herz ihrer Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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zu
heben.
    »Ich möchte zu Maggie Bloom.«
    Die Mitarbeiterin hob die rechte Hand,
während sie mit der linken weitertippte, und deutete mit dem Daumen nach hinten
und nach links. Ich suchte mir einen Weg zwischen Kisten voller Akten und
Zeitungsstapeln hindurch den Flur hinunter und fand Maggie an ihrem
Schreibtisch, wo sie sich gerade etwas auf einem Block notierte. Als sie mich
sah, lächelte sie. »Wissen Sie was«, sagte sie, als wären wir alte Bekannte.
»Ich habe eine phantastische Nachricht. Ich glaube, Shay kann gehängt werden.«
Dann wurde sie blass. »Ich meine ... ich hab natürlich gemeint... Na, Sie
wissen schon, wie ich das meine.«
    »Wieso sollte er das wollen?«
    »Weil er dann sein Herz spenden kann.«
Maggies Miene verfinsterte sich. »Aber vorher brauchen wir von der Gefängnisverwaltung
die Genehmigung, ihn untersuchen zu lassen, um festzustellen, dass sein Herz
nicht zu groß ist für eine Elfjährige -«
    Ich holte Luft. »Moment. Ich muss mit
Ihnen reden.«
    »Passiert mir nicht oft, dass ein
Priester bei mir beichten will.«
    Wenn sie wüßte, dachte ich. Es
geht hier nicht um dich, rief
ich mir in Erinnerung und konzentrierte mich gedanklich auf Shay. »Shay möchte
June Nealon persönlich fragen, ob sie sein Herz für ihre Tochter annehmen
würde. Leider Gottes wird sie nicht besonders erpicht darauf sein, ihm einen
Besuch abzustatten. Ich möchte wissen, ob es so was gibt wie eine gerichtlich
verfügte Mediation, die wir beantragen könnten.«
    Maggie hob eine Augenbraue. »Meinen Sie
wirklich, sie sollte das ausgerechnet aus seinem Mund erfahren? Ich kann mir
nicht vorstellen, dass das unserer Sache dienlich sein wird ...«
    »Bitte, ich weiß, Sie tun Ihre Arbeit«,
sagte ich, »aber auch ich tue meine. Shays Seele zu retten mag Ihnen ja
unerheblich erscheinen, aber für mich ist es das Wichtigste. Im Augenblick
glaubt Shay, er könne sich nur retten, wenn er sein Herz spendet - aber
zwischen Gnade und Erlösung besteht ein großer Unterschied.«
    Maggie faltete die Hände auf dem
Schreibtisch. »Und der wäre?«
    »Nun ja, June kann Shay vergeben. Aber
Gott allein kann ihn erlösen - und dafür muss er nicht sein Herz spenden. Ja,
eine Organspende wäre eine wunderbar selbstlose letzte Tat auf Erden, aber sie
wird nicht die Schuld tilgen, die er bei der Familie des Opfers hat, und sie
ist nicht erforderlich, um sich Pluspunkte bei Gott zu verschaffen. Erlösung
ist keine persönliche Verantwortung. Erlösung muss man sich nicht erarbeiten.
Sie ist ein Geschenk, von Jesus.«
    »Dann«, sagte sie, »glauben Sie also
nicht, dass er der Messias ist.«
    »Nein, das halte ich für ziemlich
abwegig.“
    »Damit rennen Sie bei mir offene Türen
ein. Ich wurde jüdisch erzogen.«
    Die Röte stieg mir in die Wangen. »Ich
wollte damit nicht sagen -«
    »Aber inzwischen bin ich Atheistin.« Ich
öffnete den Mund, klappte ihn zu.
    »Glauben Sie mir«, sagte Maggie, »ich bin
wirklich die Letzte, die Shay Bourne für eine Reinkarnation von Jesus halten
würde -“
    »Das versteht sich ja wohl von -«
    »- aber nicht weil ein Messias nicht in
die Haut eines Straftäters schlüpfen würde«, präzisierte sie. »Ich sage Ihnen,
derzeit sitzen in diesem Land eine ganze Reihe von Unschuldigen in der
Todeszelle.«
    Ich würde ihr jetzt nicht sagen, dass ich
von Shay Bournes Schuld überzeugt war. Ich hatte die Beweise studiert; ich
hatte die Zeugenaussagen gehört; ich hatte ihn für schuldig befunden. »Darum
geht's nicht.«
    »Wie können Sie sich dann so sicher sein,
dass er nicht der ist, für den alle ihn halten?«, fragte Maggie.
    »Weil Gott nur einen Sohn hatte, den er
uns schenken konnte«, erwiderte ich.
    »Ah ja. Und wenn ich mich nicht irre, war
das ein dreiunddreißig Jahre alter Zimmermann, der zum Tode verurteilt wurde
und andauernd irgendwelche Wunder tat. Nein, Sie haben recht. Kein Vergleich zu Shay
Bourne.«
    Ich dachte daran, was ich von Ahmed und
Dr. Perego und den Gefängnisaufsehern gehört hatte. Shay Bournes vermeintliche
Wunder waren nicht mit denen von Jesus zu vergleichen ... oder doch? Wasser in
Wein verwandeln. Viele mit praktisch nichts speisen. Kranke heilen. Blinde -
oder, in Calloways Fall, Voreingenommene - sehend machen.
    Wie Shay ließ Jesus sich nicht für seine
Wunder feiern. Wie Shay hatte Jesus gewusst, dass er sterben würde. Und in der
Bibel hieß es sogar, dass Jesus zurückkehren würde. Doch obwohl das Neue
Testament keinen Zweifel daran läßt, dass das

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