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Das Herz ihrer Tochter

Das Herz ihrer Tochter

Titel: Das Herz ihrer Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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hackte, und wischte mir
die Hände an der Jeans ab.
    »Ich wette, es ist wieder der Spinner,
der uns Zeitschriften andrehen will«, sagte Ciaire, als ich an ihr vorbeiging.
    »Ich wette dagegen.« Der Typ war ein
grobschlächtiger junger Mann aus Utah gewesen, der für die Kirche Jesu Christi
der Heiligen der Letzten Tage Abos verkaufte. Ich war oben unter der Dusche
gewesen, während Ciaire durch die Fliegentür mit ihm sprach - wofür ich ihr
hinterher die Leviten gelesen hatte. Das Wort Heilige hatte sie aufhorchen
lassen; sie wusste nicht, dass sich dahinter die Mormonen versteckten. Ich
hatte ihm den Tipp gegeben, sein Glück in einer Stadt zu versuchen, in der kein
Doppelmord von einem jungen Mann begangen worden war, der auf der Suche nach
Arbeit die Häuser abgeklappert hatte, und sobald er weg war, hatte ich die
Polizei gerufen.
    Nein, ich war sicher, dass es nicht
derselbe Typ war.
    Zu meiner Überraschung stand ein Priester
vor der Tür. Sein Motorrad parkte in meiner Einfahrt. Ich öffnete und setzte
ein höfliches Lächeln auf. »Sie müssen sich in der Haustür geirrt haben.«
    »Nein, Ms Nealon, das hab ich bestimmt
nicht«, erwiderte er. »Ich bin Father Michael, von St. Catherine. Ich würde
gern kurz mit Ihnen sprechen, wenn das geht.«
    »Verzeihen Sie ... kennen wir uns?«
    Er zögerte. »Nein«, sagte er. »Aber das
würde ich gern ändern.«
    Ich hätte ihm am liebsten die Tür vor der
Nase zugeknallt. (Wäre das eine Todsünde? Spielte das eine Rolle, wenn man
nicht an Todsünden glaubte?) Ich könnte Ihnen den genauen Zeitpunkt nennen, an
dem ich mit der Religion abgeschlossen hatte. Kurt und ich waren beide
katholisch erzogen worden. Wir hatten Elizabeth taufen lassen, und ein
Priester hatte die Beerdigung abgehalten. Danach hatte ich mir geschworen, nie
wieder einen Fuß in eine Kirche zu setzen, weil ich überzeugt war, dass Gott
nichts für mich tun könnte, was den Verlust, den ich erlitten hatte,
wiedergutmachen würde. Aber dieser Priester hier war ein Fremder. Und
vielleicht ging es ihm ja gar nicht darum, meine Seele zu retten, sondern
Claires Leben. Was, wenn dieser Priester von einem Herzen wusste, von dem die
nationale Organbank noch nicht gehört hatte?
    »Bei uns sieht's aus wie Kraut und
Rüben«, sagte ich, öffnete aber die Tür, um ihn hereinzulassen. Er blieb
stehen, als wir am Wohnzimmer vorbeikamen, wo Ciaire noch immer Fernsehen
guckte. Sie wandte den Kopf, und ihr schmales, blasses Gesicht schwebte über
der Sofalehne wie ein Mond. »Das ist meine Tochter«, sagte ich, aber als ich
mich zu ihm umdrehte, stockte ich - er sah Ciaire an, als wäre sie bereits ein
Geist.
    Ich wollte ihn schon wieder vor die Tür
setzen, als Ciaire Hallo sagte und die Ellbogen auf die Rückenlehne des Sofas
stützte. »Kennen Sie sich mit Heiligen aus?«
    »Ciaire!«
    Sie verdrehte die Augen. »Ich frag ja
bloß, Mom.“
    »Ja«, sagte der Priester. »Den heiligen
Ulrich mag ich besonders. Das ist der Schutzpatron, der Maulwürfe fernhält.“
    »Glaub ich nicht.«
    »Hast du hier drin schon mal einen
Maulwurf gesehen?“
    »Nein.«
    »Na, siehst du, dann macht er seine
Arbeit doch anscheinend ganz gut«, sagte er und grinste.
    Weil er Ciaire zum Lächeln gebracht
hatte, beschloss ich, ihn nicht vor die Tür zu setzen und ihm eine Chance zu
geben. Er folgte mir in die Küche, wo wir reden konnten, ohne dass Ciaire
mithörte. »Sie müssen Ciaire verzeihen«, sagte ich. »Sie ist eine Leseratte.
Seit Neuestem ist sie ganz wild auf Heilige. Vor sechs Monaten waren es noch
Ritter.« Ich deutete auf den Tisch, bot ihm einen Stuhl an.
    »Ich bin wegen Ciaire hier«, sagte der
Priester. »Ich weiß, dass sie krank ist.«
    Das war meine heimliche Hoffnung gewesen,
und jetzt machte mein Herz einen Sprung. »Können Sie ihr helfen?«
    »Möglicherweise«, sagte der Priester.
»Aber ich brauche zuerst Ihre Zustimmung zu etwas.«
    Ich wäre ins Kloster gegangen; ich wäre
über glühende Kohlen gelaufen. »Was Sie wollen«, schwor ich.
    »Ich weiß, dass die Staatsanwaltschaft
sich bereits an Sie gewandt hat in Sachen Täter-Opfer-Ausgleich -«
    »Verlassen Sie mein Haus«, sagte ich
unvermittelt, aber Father Michael rührte sich nicht.
    Röte stieg mir ins Gesicht - vor Zorn und
vor Scham, weil ich nicht gleich darauf gekommen war: Shay Bourne wollte seine
Organe spenden; ich suchte verzweifelt nach einem Herzen für Ciaire. Trotz der
ausführlichen Berichterstattung über die Geschehnisse im

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