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Das Herz ihrer Tochter

Das Herz ihrer Tochter

Titel: Das Herz ihrer Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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für
Sie der einzige Weg zur Erlösung ist.«
    Er stand auf und begann hin und her zu
gehen. »Mein Weg, mich zu retten, ist vielleicht nicht der Weg, den andere
einschlagen.«
    »Das macht nichts«, sagte ich. »Andere
interessieren das Gericht nicht. Das Gericht will lediglich wissen, ob Sie glauben, dass es Sie in
Gottes Augen von Sünde reinwaschen wird, wenn Sie Ciaire Nealon Ihr Herz
spenden.«
    Als er vor mir stehen blieb und mir in
die Augen blickte, sah ich etwas, das mich überraschte. Da ich so damit
beschäftigt gewesen war, für Shay Bourne einen Notausstieg vorzubereiten, hatte
ich vergessen, dass manchmal das Unerhörte tatsächlich die Wahrheit ist. »Ich
glaube es nicht«, sagte er. »Ich weiß es.«
    »Dann sind wir im Geschäft.« Ich schob
die Hände in die Taschen meines Kostüms, und plötzlich fiel mir ein, was ich
Shay noch hatte sagen wollen. »Es fühlt sich ein bisschen stachelig an«, sagte
ich. »Als würde man über eine Art Nadelbrett gehen. Aber es tut nicht weh. Es
riecht nach Sonntagmorgen, als würde vor deinem Fenster Rasen gemäht, während
du so tust, als wäre die Sonne noch nicht aufgegangen.«
    Während ich sprach, schloss Shay die
Augen. »Ich glaube, ich erinnere mich.«
    »Gut«, sagte ich. »Aber nur für den Fall,
dass Sie sich doch nicht mehr erinnern.« Ich zog die Hände aus den Taschen und
streute das Gras, das ich auf dem Rasen vor dem Gefängnis ausgerissen hatte,
auf den Boden.
    Ein Lächeln machte sich auf Shays Gesicht
breit. Er streifte sich Schuhe und Strümpfe von den Füßen und ging barfuß über
das Gras, immer hin und her. Dann bückte er sich, sammelte die Halme
büschelweise auf und stopfte sie sich in die Brusttasche, über einem Herzen,
das noch immer kräftig schlug. »Ich werd sie verwahren«, sagte er.
    Ich weiß, Gott bürdet
mir nichts auf, was ich nicht bewältigen kann.
    Ich wünschte bloß, Er
hätte nicht so großes Zutrauen in mich.
     
    Mutter Teresa
     
    JUNE
     
    Alles hat seinen
Preis.
    Du kannst den Mann deiner Träume haben,
aber nur für ein paar Jahre.
    Du kannst die perfekte Familie haben,
aber sie entpuppt sich als eine Illusion.
    Du kannst deine Tochter am Leben
erhalten, aber nur wenn in ihrer Brust das Herz des Menschen schlägt, den du am
meisten auf der ganzen Welt haßt.
    Ich konnte vom Gefängnis nicht gleich
nach Hause. Ich zitterte so heftig, dass ich zunächst nicht mal richtig Auto
fahren konnte, und selbst als ich mich wieder einigermaßen im Griff hatte,
verpaßte ich zweimal die Highwayausfahrt. Ich war zu dem Treffen gegangen, um
Shay Bourne zu sagen, dass wir sein Herz nicht wollten. Wieso hatte ich es mir
dann doch anders überlegt? Vielleicht weil ich wütend war. Vielleicht weil ich
so schockiert darüber war, was Shay Bourne gesagt hatte. Vielleicht weil es
bereits zu spät sein konnte, wenn die Organbank für Ciaire endlich ein
passendes Spenderherz fand.
    Außerdem, so sagte ich mir, war das Ganze
vermutlich ohnehin müßig. Die Chance, dass Bourne überhaupt als Spender für
Ciaire infrage kam, war verschwindend gering; sein Herz war wahrscheinlich zu
groß für den Körper eines Kindes, oder es war durch irgendwelche Krankheiten
oder langjährigen Drogenkonsum schon zu stark geschädigt.
    Und dennoch dachte ein anderer Teil in
mir immer wieder: Aber was wenn?
    Konnte ich Hoffnung zulassen? Und konnte
ich es ertragen, wenn die Hoffnung ein weiteres Mal von Shay Bourne zerschlagen
wurde?
    Als ich mich schließlich wieder so weit
gefangen hatte, dass ich nach Hause zu Ciaire fahren konnte, war es später
Abend. Ich hatte eine Nachbarin gebeten, stündlich nach ihr zu sehen, weil
Ciaire sich kategorisch gegen einen richtigen Babysitter gesträubt hatte. Sie
schlief tief und fest auf der Couch, der Hund zusammengerollt über ihren Füßen.
Dudley hob den Kopf, als ich hereinkam, ein echter Wächter. Wo warst du, als mir Elizabeth genommen wurde?, dachte ich nicht zum ersten Mal und kraulte Dudley zwischen den Ohren.
Noch Tage nach den Morden hatte ich den Welpen auf dem Arm gehalten und in
seine Augen gestarrt, als könnte er mir die Antworten geben, nach denen ich so
verzweifelt suchte.
    Ich schaltete den Fernseher aus, der
ungehört vor sich hin plapperte, und setzte mich neben Ciaire. Wenn sie Shay
Bournes Herz in sich trug, würde er mich dann aus ihren Augen anblicken, wenn
ich sie ansah?
    Könnte ich das aushalten?
    Und falls nicht... würde Ciaire trotzdem
weiterleben?
    Ich streckte mich neben Ciaire auf

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