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Das Herz ihrer Tochter

Das Herz ihrer Tochter

Titel: Das Herz ihrer Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Rauch«, sagte Reverend
Justus. »Er will uns mit seiner Rhetorik vom Kern der Wahrheit ablenken.«
    »Und der wäre?«, fragte King.
    »Glauben Sie ernsthaft, falls der Herr
uns wieder die Gnade seiner Anwesenheit auf Erden erweisen wollte - ich betone falls-, dass er seine
Wohnstatt dann ausgerechnet im Körper eines zweifachen Mörders nehmen würde?«
    Das Wasser begann zu kochen, ich
schaltete den Fernseher ab, ohne Fletchers Antwort abzuwarten, und hob meinen
Tauchsieder aus dem Topf. Wieso sollte Gott in irgendeinem von uns wohnen?
    Aber vielleicht war es andersherum ...
vielleicht wohnten wir ja in Gott.
     
    MICHAEL
     
    Auf der Fahrt zu Maggies Eltern befielen
mich Schuldgefühle. Ich hatte Father Walter und St. Catherine verärgert. Ich
hatte mich mit meiner Ansprache im Fernsehen lächerlich gemacht. Und obwohl ich
fest vorgehabt hatte, Maggie zu beichten, dass Shay und ich eine gemeinsame
Geschichte hatten, von der er nichts wusste, hatte ich gekniffen. Wieder
einmal.
    »Ich muss Sie vorwarnen«, riss Maggie
mich aus meinen Gedanken, als sie in die Einfahrt bog. »Meine Eltern werden bestimmt
ganz begeistert sein, wenn sie Sie in meinem Auto sitzen sehen.«
    Ich schaute mich in der ruhigen,
baumbestandenen Wohngegend um. »Hier kriegen sie wohl nicht viel Besuch, was?«
    »Zumindest nicht von potentiellen
Schwiegersöhnen.«
    »Ich will Ihnen nicht Ihre Illusionen
nehmen, aber ich bin nicht gerade der Stoff, aus dem Lebenspartner gemacht werden.«
    Maggie lachte. »Danke, sehr nett, aber
ich bilde mir ein, dass nicht mal ich so verzweifelt bin. Nein, Sie sollen bloß
wissen, dass meine Mutter für so etwas einen Spezialradar hat oder so - sie
kann ein Y-Chromosom aus zehn Meilen Entfernung wittern.«
    Als hätte Maggie sie herbeigezaubert,
trat prompt eine Frau aus dem Haus. Sie war zierlich und blond, hatte eine
adrette Bubikopffrisur und eine Perlenkette um den Hals. Entweder war sie
gerade von der Arbeit gekommen oder auf dem Weg irgendwohin - meine Mutter
hätte an einem Freitagabend ein altes Flanellhemd von meinem Vater getragen,
die Ärmel aufgerollt, und ihre Wochenendspeck-Jeans, wie sie sie nannte. Sie
blinzelte, erblickte mich durch die Windschutzscheibe. »Maggie!«, rief sie. »Du
hast kein Wort davon gesagt, dass du einen Freund zum Essen mitbringst.«
    Schon allein die Art, wie sie das Wort Freund aussprach, löste bei
mir echtes Mitgefühl für Maggie aus.
     
    »Joel!«, rief sie nach hinten ins Haus.
»Maggie hat einen Gast mitgebracht!«
    Ich stieg aus dem Wagen und richtete
meinen Kragen. »Hallo«, sagte ich. »Ich bin Father Michael.«
    Maggies Mutter hob die
Hand an den Hals. »Oh Gott.“
    »Nicht ganz«,
erwiderte ich.
    In dem Augenblick kam Maggies Vater aus
der Haustür geeilt, während er sich noch sein Hemd in die Hose stopfte. »Mags«,
sagte er, und als er sie innig in die Arme schloss, sah ich seine Jarmulke.
Dann wandte er sich mir zu und streckte mir die Hand hin. »Ich bin Rabbi
Bloom.«
    »Sie hätten mir ruhig sagen können, dass Ihr
Vater Rabbi ist«, flüsterte ich Maggie zu.
    »Sie haben nicht danach gefragt.« Sie
hakte sich bei ihrem Vater ein. »Daddy, das ist Father Michael. Er ist
Häretiker.«
    »Bitte sag mir, dass du nichts mit ihm
hast«, murmelte Mrs Bloom.
    »Ma, er ist Priester. Natürlich hab ich
nichts mit ihm.« Maggie lachte, als sie zur Tür gingen. »Aber ich wette, gegen
den Straßenkünstler, der mit mir ausgehen wollte, hättest du jetzt bestimmt
nicht mehr so viel einzuwenden...«
    Somit standen nur noch wir zwei Männer
Gottes etwas verlegen in der Einfahrt. Rabbi Bloom führte mich ins Haus und
weiter in sein Arbeitszimmer. »Also«, sagte er. »Wo ist Ihre Gemeinde?«
    »In
Concord«, sagte ich. »St. Catherine.«
    »Und woher kennen Sie meine Tochter?«
    »Ich bin Shay Bournes Seelsorger.«
    Er blickte auf. »Das muss
nervenaufreibend sein.«
    »Ist es auch«, sagte ich. »In vielerlei
Hinsicht.«
    »Und, ist das ernst zu nehmen, was man
über ihn hört?«
    »Dass er sein Herz spenden will?
Durchaus. Ob es ihm möglich sein wird, wird allerdings von Ihrer Tochter
abhängen.«
    Der Rabbi schüttelte den Kopf. »Nein, das
meine ich nicht. Maggie könnte Berge versetzen mit ihrer Beharrlichkeit. Ich
meinte, ob er Jesus ist oder nicht.«
    Ich blinzelte. »Ich hätte nie gedacht,
dass ich die Frage mal aus dem Mund eines Rabbi hören würde.«
    »Jesus war schließlich Jude. Dafür gibt
es eindeutige Belege: Er hat zu Hause gewohnt, ist

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