Das Herz ist ein einsamer Jäger (German Edition)
Material dorthin schaffen, wo das Haus gebaut werden soll, außerdem die Handwerker, die Schiebkarren und Lastwagen herstellen, in denen das Material zum Bauplatz gefahren wird. Schließlich die Arbeiter, die das Haus bauen. In einem Steinhaus steckt die Arbeit vieler, vieler Menschen, eine Bretterbude dagegen kann jeder von uns allein in seinem Hinterhof zusammenbauen. Ein Steinhaus ist deshalb teurer, weil es mehr Arbeit kostet. Wenn also jemand dieses Steinhaus kauft, bezahlt er die Arbeit, die darin steckt. Wer aber bekommt nun das Geld – den Profit? Etwa die vielen Leute, die daran gearbeitet haben? Nein, die Unternehmer, von denen sie abhängig sind! Und wenn wir das weiter verfolgen, dann sehen wir, dass diese Unternehmer andere Unternehmer über sich haben, und die haben wieder Unternehmer über sich – und schließlich sehen wir: Diese ganze Arbeit, die jedem Artikel seinen Geldwert verleiht, wird von einigen wenigen beherrscht. Ist das so weit klar?«
»Ja, das verstehn wir.«
Hatten sie es wirklich verstanden? Er fing noch einmal von vorne an und wiederholte alles. Diesmal stellten sie Fragen.
»Aber der Lehm für die Mauersteine da – kostet der kein Geld? Und Land pachten und davon ernten – kostet das nichts?«
»Ein guter Einwand«, sagte Doktor Copeland. »Grund und Boden, Lehm und Holz – all diese Produktionsmittel sind natürliche Ressourcen. Diese natürlichen Ressourcen werden nicht vom Menschen gemacht – der Mensch verarbeitet sie nur und nutzt sie für seine Arbeit. Ich frage also: Dürfen solche Dinge das Eigentum eines Einzelnen oder einer kleinen Gruppe von Menschen sein? Darf ein Mensch Grund und Boden, Raum, Sonne und Regen für die Saat besitzen? Darf ein Mensch von diesen Dingen sagen: ›Das gehört mir?‹ Darf er sich weigern, sie mit anderen zu teilen? Marx hat gesagt: Diese natürlichen Ressourcen müssen allen gehören. Sie sollen nicht in kleine Stücke aufgeteilt, sondern von allen gemeinsam, je nach ihrer Fähigkeit, für ihre Arbeit nutzbar gemacht werden. Das ist genau so, wie wenn ein Mann stirbt und seinen vier Söhnen einen Maulesel hinterlässt. Da werden die Söhne auch nicht den Maulesel in vier Teile schneiden, damit jeder seinen Anteil bekommt. Der Maulesel wird ihnen gemeinsam gehören, und sie werden ihn gemeinsam für ihre Arbeit benutzen. Dasselbe, sagt Marx, muss auch für die natürlichen Ressourcen gelten: Nicht einer Gruppe von Reichen dürfen sie gehören, sondern gemeinsam allen Arbeitern der ganzen Welt.
Wir, die wir heute hier zusammen sind, haben keinen Privatbesitz. Dem einen oder anderen von uns gehört vielleicht das Haus, in dem er wohnt, oder er hat sich ein oder zwei Dollar zurückgelegt. Aber wir besitzen nichts, was nicht unmittelbar lebensnotwendig wäre. Unser einziger Besitz ist unser Körper. Und den verkaufen wir tagtäglich, unser ganzes Leben lang. Wir verkaufen unseren Körper, wenn wir frühmorgens zur Arbeit gehen und uns den ganzen Tag über abplagen. Man zwingt uns, ihn um jeden Preis, zu jeder Zeit, für jeden Zweck zu verkaufen. Wir sind gezwungen, unseren Körper zu verkaufen, damit wir etwas zu essen haben, damit wir leben können. Und der Lohn, den wir dafür bekommen, reicht gerade aus, um unsere Kraft zu bewahren, um weiter für den Profit der anderen zu arbeiten. Wir werden heutzutage nicht mehr auf dem Gerichtsplatz feilgeboten und als Sklaven verkauft. Aber man zwingt uns dazu, unsere Körperkraft, unsere Zeit in fast jeder Stunde unseres Lebens zu verkaufen. Man hat uns aus der einen Sklaverei befreit, um uns in eine andere Sklaverei zu zwingen. Ist das Freiheit? Sind wir noch freie Menschen?«
Eine tiefe Stimme auf dem Hof rief: »Das ist die reine Wahrheit!«
»Ganz richtig – so ist es!«
»Und nicht allein wir leben in dieser Sklaverei. Auf der ganzen Welt gibt es Millionen Sklaven aller Hautfarben, aller Rassen und aller Glaubensbekenntnisse. Das dürfen wir nicht vergessen. Es gibt viele unter uns, die hassen die Armen der weißen Rasse, und diese hassen uns. Wie die Spinnereiarbeiter, die unten am Fluss wohnen. Die Not dieser Leute ist fast so groß wie die unsere. Dieser Hass ist von Übel, er kann niemals zu etwas Gutem führen. Wir müssen immer an die Worte von Karl Marx denken und die Wahrheit sehen, so wie er sie uns gelehrt hat. Die Ungerechtigkeit sollte uns, die wir Not leiden, nicht trennen, sondern uns alle vereinen. Wir müssen daran denken, dass alle Dinge auf Erden ihren Wert erst durch
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