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Das Herz kennt die Wahrheit

Das Herz kennt die Wahrheit

Titel: Das Herz kennt die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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Nachdem er sich von seinen Verletzungen erholt hatte, hätte er manch eine Gelegenheit ausnutzen können. Der Bauer und seine Frau, die ihn gesundgepflegt hatten, waren freundliche und vertrauensselige Menschen gewesen. Zu vertrauensselig. Denn oft waren sie aus dem Haus gegangen und hatten ihrer hübschen Tochter aufgetragen, dem Kranken das Essen zu bringen und seine Wunden zu versorgen. Und das Mädchen, das schon beinahe eine junge Frau war, hatte nicht mit ihren Reizen gegeizt. Allzu oft hatte sie durchblicken lassen, er könnte sie ganz für sich haben. Daher war er gleich nach seiner Genesung in das Dorf geflohen. Obwohl sie hübsch und willig gewesen war, hatte er sie nicht anziehend gefunden.
    Dann war da die Frau in der Schenke in Timmeron gewesen. Sie hatte sich förmlich auf ihn gestürzt, bis er ihr deutlich gemacht hatte, dass er sich erst noch von seinen Brandwunden erholen müsse. Dies hatte nicht ganz der Wahrheit entsprochen, war aber auch keine Lüge gewesen. Er hatte ihre Gefühle nicht verletzen wollen, denn er wusste, wie sehr es schmerzte, zurückgewiesen zu werden. Denn im Dorf war er auf viele Leute getroffen, die sich geweigert hatten, ihn anzustellen. Nicht, weil er der Arbeit nicht gewachsen gewesen wäre, sondern weil sie seinen Anblick nicht ertragen konnten. Von da an hatte er es vorgezogen, für sich zu bleiben, anstatt die Gesellschaft der Menschen zu suchen.
    Warum nahm der Kapitän der "Undaunted" seine Sinne gefangen, wenn er doch alle anderen Menschen ablehnte? Es mochte daran liegen, dass sie die hübscheste Frau war, die er je gesehen hatte. Oder daran, dass ihre Furchtlosigkeit ihn tief beeindruckte. Vielleicht erinnerte sie ihn aber auch an jemanden, den er in seinem anderen Leben gekannt hatte.
    Während er das Sternenlicht durch das Bullauge erahnen konnte, dachte er darüber nach, wie überrascht Darcy gewesen war, dass er die Namen der Himmelskörper kannte und die Mythen, die sich damit verbanden. Zuerst hatte sie sich begeistert gezeigt, doch dann war sie ihm plötzlich sehr traurig vorgekommen. Was steckt dahinter? fragte er sich. Was für einen stillen Kummer verbarg Captain Darcy Lambert in ihrem Herzen?
    Darcy Lambert. Der Name war so lieblich wie die Frau, die ihn trug.
    Er schloss die Augen und fasste den Entschluss, sie aus seinen Gedanken zu verbannen. Und wenn es die ganze Nacht dauern würde.
     
    Die Morgensonne stieg wie ein leuchtender Feuerball aus dem Meer auf. Der Himmel war rot gefärbt, und eine frische Brise blähte die Segel.
    Die "Undaunted" machte gute Fahrt und durchschnitt die Wellen mit Kurs auf einen fernen Hafen. An Deck prüften Gryf und die anderen die Taue, während Darcy und einige der Matrosen die Segel brassten.
    Hoch oben aus den Wanten erscholl Darcys Stimme: "Land voraus!"
    "Das muss Brenallyn sein", rief Newton. "Dort nehmen wir neue Fracht an Bord." Er begann, Befehle zu erteilen, und die Männer kamen eilig ihren Aufgaben nach, als man sich vorbereitete, den Anker zu werfen. Gryf stand an der Reling und schaute Darcy zu, die gerade die Wanten hinunterkletterte und schließlich das Deck erreichte. Als sie bemerkte, dass er sie beobachtete, errötete sie leicht und wandte sich ab; rasch machte sie sich am Steuerrad zu schaffen, während Newton lautstark Befehle gab.
    "Lasst das Boot zu Wasser, Leute. Ihr da, Gryf. Ihr begleitet mich zum Kai und kümmert Euch um die Ladung."
    "Aye, Sir."
    "Was ist mit mir, Newt?" Als Whit mit flehenden Augen zu ihm aufschaute, musste Newton unweigerlich an den Welpen denken, den die Lambert-Kinder einst gehabt hatten. Mit großen Augen und unbeholfenen Pfoten war er mitten durch das Haus getapst und hatte dabei Mistress Coffeys makellos sauberen Boden verschmutzt.
    "Nun gut, Junge. Aber du bleibst bei uns. Wenn du herumstreunst, verlassen wir den Hafen ohne dich, verstanden?"
    "Aye, Sir." Der Bursche grinste Gryf an und eilte dann zur Reling, um zuzuschauen, wie das Beiboot zu Wasser gelassen wurde. Als es in die leichten Wellen klatschte, war er der Erste, der die Strickleiter hinabstieg.
    Nachdem Newton und Gryf und einige andere Matrosen im Boot Platz genommen hatten, schaute der Junge hoffnungsvoll zur Reling hinauf. "Was ist mit dem Captain?"
    "Darcy kommt nicht mit, Junge. Sie wird an Bord gebraucht. Ich kann allein mit dem Hafenmeister verhandeln."
    Gryf sah die Enttäuschung in Whits Augen. Dann spürte er, dass der Junge nicht der Einzige war, der gehofft hatte, Darcy würde mit an Land

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