Das Herz kennt die Wahrheit
Schneeflocke. Sie duftete nach Meer und schwach nach Blumen eines exotischen Eilands.
"Gryf, wir dürfen nicht …" Darcy versuchte zurückzuweichen, doch er hielt sie bereits an den Schultern fest, damit sie sich nicht von ihm abwenden konnte.
Dann schlang sie unvermutet die Arme um seine Taille und schmiegte sich an ihn.
Mit einem wohligen Seufzer umarmte er sie und presste sie gegen seinen Leib.
Er hörte, wie sie seufzte, als er den Kuss vertiefte. Und dann hatte er sich in ihr verloren. Verloren in einem Kuss, der süß und kühn zugleich war. Er konnte ihr Verlangen spüren. Ein Verlangen, das dem seinen glich.
Von dem eigenen Begehren getrieben, fuhr er ihr mit beiden Händen durchs Haar und küsste sie auf die Lider, die Wange und das Kinn, bevor er ihre Lippen mit einem Kuss verschloss. Sie hatte die süßesten Lippen, die er je geschmeckt hatte. Mehr als alles andere wollte er sie ganz in sich aufnehmen, alles an ihr erkunden, um schließlich mehr zu verlangen.
"O Darcy. Es fühlt sich so gut an, dich in meinen Armen zu spüren. So unendlich gut. Als wärest du für mich allein geschaffen."
Bei seinen Worten musste sie ein Schluchzen unterdrücken. Woher sollte er ahnen, was diese Worte für sie bedeuteten, die bereits ein anderer Mann gesagt hatte?
Aufgewühlt von ihren widerstreitenden Gefühlen, klammerte sie sich an ihn. Einerseits fühlte sie sich lebendiger als je zuvor. In diesem Moment waren all ihre Sinne allein auf diesen Mann gerichtet, der langsam ihr Herz und ihre Seele eroberte. Andererseits war ihr bewusst, dass sie ihn nicht auf diesen Weg führen durfte. Doch sie fand keine Möglichkeit, der wachsenden Woge des Verlangens Einhalt zu gebieten. Sie vermochte diesem Mann genauso wenig zu widerstehen, wie sie den Regen aufhalten konnte, der mittlerweile auf das Deck über ihnen prasselte. Mit einem leisen Seufzer genoss sie den herrlichen Augenblick.
Gryf konnte die Einsamkeit in ihr spüren. In seinem Herzen herrschte die gleiche trostlose Leere. Und obgleich er wusste, dass er kein Recht hatte, sich solche Freiheiten herauszunehmen, war das Verlangen nach ihr zu groß. Er wollte noch einen atemberaubenden Kuss, sie noch einen Augenblick länger in dieser Weise halten und ihr Herz spüren, das so schnell wie seins schlug.
Wenn mehr aus diesem Kuss werden sollte, würde er es darauf ankommen lassen. Er war bereits zu weit gegangen und hatte sie auf der Woge des Verlangens mit sich fortgerissen. Dieser Gedanke raubte ihm den Atem, als er sie in den Armen hielt.
Darcy spürte, dass ihr klarer Verstand immer weiter in den Hintergrund trat. Plötzlich schienen all die vernünftigen Dinge in ihrem wohlgeordneten Leben bedeutungslos zu werden. Nur das Hier und Jetzt zählte. Und dieser Mann. Sein unergründlicher, geheimnisvoller Geschmack. Der harte, kraftvolle Leib unter ihren Händen. Und die alles verzehrende Begierde, die sich in ihr aufzubäumen begann.
Sie wollte ihn. Mehr als alles andere verlangte es sie danach, dass er sie weiter in seinen Armen hielt und sie küsste, bis sich alles in ihrem Kopf drehen würde – und ihr Leib vor Verlangen nach ihm bebte. Nach ihm allein.
Nimm mich. Obwohl sie die Worte nicht laut aussprach, merkte sie, dass er offenbar genau gespürt hatte, was sie wollte. Seine Arme nahmen sie ganz gefangen, bis alles, was sie sehen oder fühlen konnte, seine Gestalt war.
"Darcy, Mädchen." Laut klopfte es an der Kajütentür.
Es war Newtons Stimme, und als die Tür sich mit einem Knarren öffnete, hoben Darcy und Gryf die Köpfe und lösten sich rasch voneinander.
Lange schaute der alte Mann die beiden eindringlich an und bemerkte die Röte auf Darcys Wangen, während Gryf sein Hemd aufnahm.
"Ich habe … Gryfs Wunde versorgt", brachte sie mühsam hervor.
"Verstehe." Newton blieb auf der Schwelle stehen, während Gryf sein Hemd zuknöpfte und in die Hose steckte. Er konnte genau sehen, dass seine Hände dabei leicht zitterten. Sein Atem ging schnell und stoßweise.
Darcy wirkte keineswegs ruhiger. Ihre Brust hob und senkte sich bei jedem angestrengten Atemzug. Sie verschränkte die Hände, um ein Zittern zu verbergen. Ihr Blick war allein auf Gryf und jede seiner Bewegungen gerichtet.
Newtons Augen verengten sich. "Wenn Ihr hier fertig seid, dann könnt Ihr der Crew an Deck helfen, Gryf. Es regnet jetzt heftiger, und ich möchte, dass das Blut noch vor Einbruch der Dunkelheit von den Planken geschrubbt wird."
"Ich kümmere mich darum." Gryf wandte
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