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Das Herz kennt die Wahrheit

Das Herz kennt die Wahrheit

Titel: Das Herz kennt die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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Newt." Als sie merkte, dass er sie musterte, spürte sie ein Prickeln auf den Wangen. "Du weißt, dass harte Arbeit mir gut tut."
    "Ja, das mag sein." Er kehrte sich ab. "Ich denke, du solltest mit mir an Land gehen."
    Dass sie nicht widersprach, war für ihn ein klares Anzeichen dafür, wie sehr sie mit den Gedanken woanders war. Für gewöhnlich zog sie es vor, an Bord zu bleiben und das Abliefern der Ware ihm zu überlassen.
    Da er ihrem Blick folgte, merkte er, dass sie Gryf beobachtete, der sich aus den Wanten schwang, gefolgt von seinem eifrigen Freund. Ja. Das war ihre Ablenkung. Und es bereitete dem alten Mann mehr Sorgen, als er sich eingestehen wollte. Schnaubend schritt er davon und gab den Seeleuten, die sich an Deck tummelten, lautstarke Anweisungen.
    "Werft den Anker aus", rief er.
    Während die Mannschaft die Ankerwinde betätigte und das Beiboot zu Wasser ließ, drehte Newton sich um und sah, dass Darcy begierig jede Bewegung von Gryf in sich aufnahm. Allein das bestärkte ihn in seinem Entschluss, ein wenig Abstand zwischen den beiden zu schaffen. Um ihnen beiden einen Gefallen zu tun.
    "Ich habe es mir anders überlegt, Mädchen." Er hüllte sich in seinen Mantel, da ein kalter Wind über das Wasser fegte. "Du kannst an Bord bleiben und die Männer dazu anhalten, den Schaden zu reparieren, während ich mit einigen Leuten die Ladung an Land bringe."
    "Gut, Newt. Das ist mir recht."
    Er wandte sich von ihr ab und suchte sich die Männer aus, die ihn im Beiboot begleiten sollten. "Du da, Will. Und Gryf. Und Fielding, ihr kommt mit, um die Vorräte wieder aufzufüllen. Die anderen bleiben mit dem Captain an Bord und kümmern sich um das Leck im Rumpf."
    "Was ist mit mir, Newt?" Whit sah ihn mit flehendem Blick an, und der alte Seemann musste wegschauen, um dem Burschen zu widerstehen.
    "Nein, Junge. Du bleibst hier beim Captain. Das ist ein Befehl."
    Als er sich abkehrte, fühlte er sich erleichtert, da alles reibungslos verlaufen war. Darcy hatte keinen blassen Schimmer, was er vorhatte. Allerdings wusste er selbst nicht so genau, was er eigentlich beabsichtigte. Ihm war lediglich klar, dass er mit dem Mann allein sein wollte, der dem Mädchen so zu schaffen machte.
     
    "Vorsicht da, Leute."
    Newton stand auf dem Kai und gab den Hafenarbeitern Anweisungen, die das Frachtgut aus dem Beiboot luden. Als alles abgeladen war, sah er zu, wie die Männer die Fracht auf Schäden untersuchten. Dann betrat er das kleine Hafengebäude, wo er die fällige Bezahlung entgegennahm. Er und der Hafenmeister gaben sich die Hand, bevor Newton sich verabschiedete.
    Draußen warteten die drei Männer der Crew im Regen. Der alte Mann holte einige Geldstücke aus der Tasche und reichte sie dem Koch.
    "Hier, Fielding. Nimm Will mit und besorge uns neue Vorräte für die Fahrt. Ich werde mit Gryf auf euch warten, damit wir zusammen zum Schiff übersetzen."
    "Aye, Sir."
    Während die zwei Männer verschwanden, wandte Newton sich dem Mann zu, der neben ihm stand. "Da wir ein wenig Zeit haben, könnten wir uns in der Schenke aufwärmen."
    Die beiden eilten durch den Regen und waren froh, als sie die behaglich warme Schankstube betraten. Einen Moment standen sie vor dem lodernden Kaminfeuer und wärmten sich.
    Newton deutete auf einen Tisch vor dem offenen Kamin, und nachdem sie sich gesetzt hatten, brachte eine Frau ihnen Krüge mit Ale.
    Noch ehe sie sich vom Tisch entfernte, hatte Newton bereits seinen Krug geleert und stellte ihn auf die verkratzte Tischplatte. Gryf tat es ihm gleich und streckte seine langen Beine dem wärmenden Feuer entgegen.
    Umständlich räusperte sich der alte Seemann. Er wusste, dass er stets frei heraus sagte, was er dachte, doch in diesem Augenblick wünschte er sich, den richtigen Ton zu treffen. Er atmete tief durch und kam geradewegs zur Sache. "Ihr habt ein Auge auf den Captain geworfen."
    Gryf lächelte. "Welcher Mann würde sich anders verhalten?"
    "Aber es ist nicht beim Anschauen geblieben."
    Gryf schwieg und fragte sich, worauf der Erste Offizier hinauswollte.
    Das Schweigen verwirrte den alten Mann mehr als jedes Wort. Vielleicht hatte er gehofft, Gryf würde alles abstreiten. Oder sich zumindest entschuldigen. Er war sich nicht sicher, was er erwartet hatte. Aber gewiss nicht dieses beharrliche Schweigen.
    Newton seufzte. "Ich denke, Ihr solltet es erfahren. Das Mädchen hat vor kurzem einen schmerzlichen Verlust hinnehmen müssen."
    Er sah, dass sein Gegenüber ruckartig den Kopf

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