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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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Ihr sucht. Es würde mir ganz sicher nicht das Herz brechen!«
    »Ah, aber zufällig habe ich schon eine ganz bestimmte Magd im Auge. Vielleicht kennt Ihr sie ja?« Ehe sie es richtig bemerkte, hatte er ihre Finger vom Stiel des Kelches gelöst und sie geschickt in die seinen verschlungen. »Sie hat ein sü ßes Gesicht und ist von wohlgerundeter und verführerischer Gestalt. Doch sie besitzt eine unverschämte Art und eine scharfe Zunge.« Er lachte leise über ihre ohnmächtige Wut. »Sie wollte mir ihren Namen nicht sagen, und doch bin ich sicher, dass ich sie irgendwann finden werde.«
    »Nicht, wenn sie es verhindern kann«, murmelte Lilliane, während sie ihm ihre Hand zu entwinden versuchte.
    Sir Corbett antwortete nicht sofort. Als er schlie ß lich sprach, klang seine Stimme warnend. »Sowohl die Magd als auch die Lady auf diesem Gut werden mein sein. Zweifelt nicht daran.« Er ließ ihre Hand los. »Ob Ihr bereit seid oder nicht, ist für mich unerheblich. Ihr werdet Eurer Pflicht als Tochter und Frau nachkommen, wie ich die meine als Ehe mann tun werde.«
    Dies wurde mit solcher Überzeugung und Endgü l tigkeit gesagt, dass Lillianes Herz sich voller Furcht zusammenzog. In diesem Augenblick war er schlicht und ergreifend ihr Feind. Und er kündigte seinen Sieg an, bevor der Kampf noch begonnen hatte.
    Lilliane war unfähig zu antworten. Schlimmer noch, sie spürte närrische Tränen aufsteigen. Sie wusste nur eins, dass sie von ihm fort musste, und erhob sich abrupt vom Tisch, wobei sie in ihrer Hast beinahe den Stuhl umgeworfen hätte. Sie nahm sich nicht die Zeit, sich zu entschuldigen. Tatsäch lich fürchtete sie, dass sie peinliche Tränen zu überwä l tigen drohten, sobald sie auch nur ein Wort sprach.
    Genau wie bei ihrem Eintreten senkte sich nun bei ihrem Rückzug Schweigen über die große Halle. Sie wusste, dass nun Vermutungen angestellt würden, dass die Mühlen des Klatsches nach ihrem übe r stürzten Aufbruch nun um so flei ßiger mahlen würden. Aber sie konnte nicht bleiben. Sie konnte es einfach nicht!
    Sie hätte niemals zurückkehren sollen, sagte sie sich, als sie die steinernen Treppen erklomm. Sie hätte in der Abtei von Burgram bleiben und niemals herkommen dürfen, um Tullia bei ihren Hochzeit s vorbereitungen zu helfen.
    Aber was geschehen war, war geschehen, daran konnte sie nichts ändern, als sie ihre tränenfeuchte Wange mit dem Handrücken abwischte. Sie war gekommen, und ihr Vater hatte sich entschlossen, das Verlobungsversprechen zu hal ten. Ein schwerer Seufzer entrang sich ihrer Kehle, und sie verlan g samte ihren wilden Schritt, um wieder Atem zu schöpfen. Die Mauer fühlte sich kühl und glatt an, als sie die heiße Wange daran lehnte. Das half ihr, ihre umherwirbeln den Gedanken zu zügeln. Sie musste nachdenken und sich vom Hochzeitsfieber zurüc k ziehen, das das gesamte Schloss ergriffen zu haben schien. Wie sehr sie doch wünschte, ein fach fortgehen und sich eine friedliche Lichtung im Wald su chen zu können, auf der sie allein sein konnte.
    Aber sie wusste, dass es keinen Sinn hatte. Die Wachen würden ihr nachts allein niemals erlauben, das Schloss zu verlassen. Aber sie wollte auch keinesfalls müßig in ihrem Gemach herumsitzen und sich grämen und sorgen.
    Dann erinnerte sie sich an den Aussichtsturm. Über dem Zimmer, in dem früher ihre Eltern gewohnt hatten, befand sich der Aussicht s turm, eine kleine überdachte Plattform, die von Zinnen umgeben war. Aber nachdem ihr Großvater vor fünfzig Jahren einen neuen Trakt für die Wachen hatte er richten lassen, war der Aussichtsturm des alten Lord, wie er genannt wurde, für die Sicherheit des Schlosses überflüssig geworden. Als Kind hatte sie sich hierher zurückgez o gen, um zu träumen oder ihre Wunden zu lecken. Genau wie damals wusste sie jetzt, dass dieser Ort genau das war, was sie jetzt brauchte.
    Sie schritt die ausgetretenen Steinstufen hinauf. Sie wan den sich hinauf, an ihrem eigenen Gemach und dann am Turmzimmer vorbei. Sie wandte die Augen ab, als sie an die ser besonderen Tür vorbeieilte. Dahinter lag das Gemach, das Sir Corbett für sich beanspruchte, der Raum, den sie mit ihm teilen sollte. Sie machte eine Grimasse und eilte an die ser beleidigenden Tür vorbei und die steile Treppe hinauf.
    Lilliane war außer Atem, als sie schließlich in die kühle Nachtluft hinaustrat. Der Herbst lag über dem Land, und das kühle Septe m berwetter verursachte auf ihren Armen und Schultern eine

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