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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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das wird er nicht«, antwortete er voller Selbstver trauen. Er ging auf sie zu, blieb jedoch stehen, als ob er seine Handlungsweise nochmals überdenken wollte. Als er schließlich zu ihr sprach, unterdrückte er ein Grinsen, und seine Stimme klang auf trügerische Weise leise und ruhig.
    »Ah, aber Ihr missversteht mich. Ich dachte nur daran, Euch zu lehren, was ich von meiner Frau verlange.« Er deutete auf das Feuer. »Bereitet uns eine Brühe, um die Kälte zu vertreiben.«
    Lilliane betrachtete ihn misstrauisch. Sein G e sichtsausdruck war milde; seine Körperhaltung entspannt, überhaupt nicht bedrohlich. Doch sie wusste, dass man ihm nicht vertrauen konnte. Sie warf ihm einen ebenso wütenden wie skeptischen Blick zu und versuchte, in seinen Augen seine wahren Absichten zu lesen. Aber was immer er dachte, er hielt es verborgen.
    Lilliane zögerte, unsicher, was sie jetzt tun sollte. Dann überkam sie ein weiterer Schauer, und ihr Magen knurrte. »Ich könnte selbst eine Mahlzeit vertragen«, murmelte sie, als sie sich vorsichtig dem heißen Herd näherte. »Ihr mögt haben, was ich nicht aufesse.« Dann wandte sie sich von ihm ab, zornig auf sich selbst, dass sie dieses Zug e ständnis ge macht hatte.
    In der einfachen Hütte gab es nur wenig, aus dem man ei ne schmackhafte Mahlzeit hätte zubereiten können, aber Lil liane fand einen Sack getrockneter Bohnen, einen Korb mit Karotten und eine Zwiebel. Sie legte alle Zutaten in einen Topf und fügte ein halbes Maß aus dem mageren Vorrat des Mannes an Salz hinzu. Im Geiste nahm sie sich vor, dem armen Mann einen Sack voll zu schicken, wenn sie wieder auf Orrick war.
    Beim Gedanken an Orrick verdüsterte sich ihr Antlitz, und sie warf ihrem Verhängnis einen Seitenblick zu. Be stürzt stellte sie fest, dass er sie unverhohlen beobachtete, und als sich ihre Blicke trafen, grinste er erneut. Etwas an diesem einseitigen Grinsen verwirrte Lilliane und ließ ihr Herz heftig in ihrem Busen pochen.
    Verschüchtert widmete sie sich wieder eifrig ihrer Aufga be. Aber selbst, als sie in einem groben Kessel Wasser erhitz te und eine Handvoll Lindenblüten hinzufügte, war sie sich bewusst, dass seine Augen ständig auf ihr ruhten. Sie war kurz davor, in Panik auszubrechen, als sie den Tee schließ lich vom Feuer nahm.
    Er rührte keinen Finger, um ihr zu helfen, als sie zwei höl zerne Tassen gefunden hatte. Nachdem sie beide mit damp fendem Tee gefüllt hatte, setzte sie seinen Becher auf den kleinen viereckigen Tisch und zog sich wieder zurück.
    Lilliane wollte ihrem mächtigen Eroberer nicht in die Au gen blicken. Und ganz bestimmt wollte sie ihn nicht dabei beobachten, wie er sie betrachtete. Doch in der kleinen Hütte hatte man kaum eine Wahl. Entschlossen richtete sie ihren Blick auf das sanft prasselnde Feuer, aber trotz ihres Ent schlusses glitten ihre Augen bald wieder zu ihm zurück.
    Obwohl Corbett weiterhin schwieg, während er seinen Tee trank, wusste sie, dass sein Geist nicht müßig war. Die Narbe auf seiner Stirn verlieh ihm ein grimmiges Aussehen, und auch sein bewusst nachsichtiger Gesichtsausdruck trug nicht dazu bei, diesen Eindruck zu mindern. Aber sie mut maßte, dass es sich um einen Trick handelte, den er einsetzte, um diejenigen einzuschüchtern, die sich ihm in den Weg stellten. Sie war entschlossen, sich davon nicht aus der Fas sung bringen zu lassen.
    Als sie ihren Tee ausgetrunken hatte, ging sie verlegen zum Feuer zurück, um das kochende Gemüse umzurühren. Ihr Haar hatte zu trocknen begonnen, und sie schob eine sich ringelnde Locke über ihre Schulter zurück, bevor sie sich hinabbeugte, um einen Blick auf die Suppe zu werfen.
    »Du hast wunderschönes Haar.«
    Bei diesen Worten fuhr sie in die Höhe und wandte sich abrupt zu ihm um. Sie wusste nicht, was sie von ihm erwartet hatte, aber dieses Kompliment und sein nachdenkliches Ver halten waren es ganz sicher nicht. Einen schrecklichen Au genblick lang starrten sie einander nur an.
    Sie bemerkte, wie ihr Puls schneller wurde, war aber ent schlossen, nach außen hin ruhig und gefasst zu erscheinen. »Ihr könnt Eure reizenden Kompl i mente für törichtere Frau en als mich aufsparen«, gab sie kühn zurück. »Mir liegt nichts daran.«
    Sie hörte ein Geräusch, das wie ein leises Kichern klang, aber wütend weigerte sie sich, es auch nur mit einem Blick zur Kenntnis zu nehmen.
    Wieder herrschte Stille. Als die Suppe und die Brühe fer tig waren, servierte sie ihm eine großz ü gige

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