Das Herz Von Elowia
Fayn entsetzt.
Sie streckte ihre Hand aus, ihr Diamant schrie schrill auf. Die Fangarin nahm behutsam ihre Hand beiseite. »Du kannst mir nicht mehr helfen. Dein Diamant würde an meiner Kraft zerbrechen.«
»Was willst du?«, wollte Fayn wissen, die sich kaum zurückhalten konnte, die Fangarin nicht anzufassen. Alles in ihr schrie, sie heilen zu wollen.
Die Fangarin legte ihre schlanken Finger auf Fayns Stirn.
Fayn nahm ein leichtes Kribbeln auf ihrer Haut wahr, welches sich zu einem unangenehmen Stechen steigerte. Fayn versank in einem dichten Nebel aus Bildern, Gedanken und Gefühlen der Fangarin. Immer tiefer wurde sie in den Strudel aus Visionen hinab gerissen. Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart vermischten sich zu einem Karussell aus Abbildungen von Realität und Traum.
Sie hörte und sah mit Abscheu, die Worte und Taten ihrer Mutter und sie sah eine Zukunft, die schrecklicher war, als das, was sie sich je vorgestellt hatte.
Sie schreckte auf. Benommen drehte sie den Kopf und sah auf die zusammengerollte Baia neben sich hinab. Sie befühlte ihren Diamanten und runzelte ihre Stirn, hatte sie das alles nur geträumt? Sie richtete sich vollends auf und raffte ihr Kleid zusammen und erhob sich. Sie trat hinaus ins Freie und ließ ihren Blick über die sandige Einöde schweifen. Sie holte tief Luft und atmete langsam aus, dann wandte sie sich um und ging zu den Kenjas. Eins der Tiere blökte freudig, als es die Fee auf sich zu kommen sah. Fayn lächelte dem hässlichen Reittier zu und streckte ihre Hand aus und berührte das feuchte Maul des Tieres. Die Nähe des Kenja beruhigte ihre Gedanken, dennoch ging ihr das Bild der verletzen Fangarin nicht mehr aus dem Kopf und die Bilder, die ihr das Wesen vermittelt hatte, ließen sie frösteln.
Fayn lauschte. Sie musste sich nicht umdrehen, um die federnden Schritte sofort erkennen zu können. Nur Baia schlich auf solchen Samtpfoten durch die Welt.
»Hier bist du also«, raunte Baia und trat neben Fayn und legte ebenfalls ihre flache Hand auf den Kopf des Kenjas. »Ich bin auch gerne in der Gesellschaft von Tieren. Sie können einen nicht belügen oder hintergehen. Es sind ehrliche Geschöpfe.«
»Ja. In einer Welt aus Lügen sind sie wohl die Einzigen, denen man vertrauen kann«, meinte Fayn und dachte daran, wie sie selbst eine Lügnerin und gleichzeitig eine Betrogene war. Von ihrer eigenen Mutter hinters Licht geführt. Der Kreis schloss sich.
Die lebendigen Augen von Baia überflogen Fayn und sie wechselte das Thema. »Du siehst blass aus. Bekommt dir die Reise nicht?«
»Nein«, sagte Fayn rasch. »Es ist alles in Ordnung. Ich habe nur schlecht geträumt.«
»Geträumt oder eine Vision gehabt?«, bohrte Baia nach und klopfte dabei auf die Nase des Kenjas. Fayn wagte es nicht Baias Blick zu erwidern und leckte sich mit ihrer Zunge über ihre trockenen Lippen. »Es war nur ein Traum.«
Baia zog ihre Stirn in Falten und plötzlich riss sie ihre Augen auf. »Fayn«, rief sie überrascht aus und Sorge schwang in ihrer Stimme mit. »Du blutest.«
Verdattert sah Fayn auf die Stelle hinab auf die Baia zeigte. Verwirrt strich sie mit ihren Fingern über ihren Ärmelsaum, der blutgetränkt war. Aber sie verspürte keine Schmerzen, und als sie den Stoff beiseiteschob, war keine Wunde zu sehen.
Baia hielt verwundert die Luft an.
Fayn dagegen wurde heiß und kalt. Die Vision war real gewesen. Das Blut an ihrem Ärmel war der Beweis, dass sie nicht geträumt hatte. Baia war gerade im Begriff nach Fayns Arm zu greifen, um sich selbst zu vergewissern, ob dort wirklich keine Wunde war, als Fayn entschied: »Lass uns deinen Bruder wecken. Wir sollten weiter reiten.«
Sie rannte förmlich zurück zu Skat und hielt keuchend vor ihm an. Sie stupste ihm unsanft in die Seite. »Steh auf Skat. Wir reiten weiter.«
Ein tiefes Murren zeugte von wenig Einverständnis, aber Fayn ließ nicht locker. Endlich erhob sich Skat müde und streckte sich gähnend. Verwundert sah er erst Fayn und dann seine Schwester an. »Was ist denn hier los?« Sein Mund verzog sich unwillig.
»Das«, antwortete ihm Baia spitz, »musst du schon Fayn fragen.«
Skat rollte mit seinen Augen. »Weiber«, nuschelte er schlecht gelaunt und hievte sich hoch.
Als Fayn keine Anstalten machten ihm zu antworten noch auf Baias Bemerkung zu reagieren, wandte er sich wieder seiner Schwester zu. »Ja was ist denn nun? Habt ihr euch darüber in die Haare gekriegt, wer von euch Barrn als Ehemann haben darf, hm?«
Baia lief knallrot
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