Das Herz Von Elowia
die zwei Brüder sich bis aufs Blut streiten, aber das war natürlich Einbildung, denn warum sollte sich Kolkan mit Hanak anlegen?
Aber je angestrengter sie lauschte, desto mehr konnte sie Kolkans Stimme heraushören, die sich vor Zorn fast überschlug. Dann ertönte eine herrische Zurechtweisung von Hanak, die wie ein Befehl klang, und Ruhe kehrte ein.
Sie hörte auf ihr Ohr gegen die Tür zu drücken und griff nach ihrem Juwel. Sie schmiegte den Stein fest an ihre Brust und fühlte seine schwindenden Kräfte. Sie schloss ihre Augen. Die Kraft ihres Steines war versiegte. Das einst helle Glitzern ihrer Energiequelle war zu einem dumpfen Leuchten mutiert. Die sprudelnde Quelle nur noch ein schlammiger Tümpel.
Sie ließ ihren Stein los und drückte ihr schmerzendes Kreuz durch. Ihr Gesicht brannte, ihre Kieferknochen schmerzten und ihre Nase fühlte sich an, als wäre sie gebrochen.
Sie betastete äußerst vorsichtig ihre Nase mit zitternden Fingern, doch dann ließ sie ihre Hände sinken und schluckte. Sie hörte Schritte, die sich wieder ihrer Türe näherten und das metallische Klirren verriet ihr, dass es der Sucher sein musste. Nur bei ihm schlugen die Eisensporen seiner Schuhe gegen den Absatz.
Und sie hatte mit ihrer Vermutung recht. Es war Hanak, doch er hatte sich umgezogen. Er trug sein Kriegergewand aus dunklem Leder und dem schweren Suchermantel. An der Hüfte trug er sein Breitschwert und auf dem Kopf seinen Maskenhelm, der sein Gesicht größtenteils verbarg.
Obwohl sie keine Angst hatte zeigen wollen, machte sie instinktiv einen Schritt zurück, als sie ihn in seiner Sucher-Kluft erblickte. Wortlos setzte er ihr nach und griff nach ihrem Arm und zog sie hinaus. Er sprach kein Wort mit ihr, als er sie nach vorne schubste und sie in die Mitte des Raumes drängte. Sein eisiges Schweigen sprach für sich. Aus der anderen Ecke kam Kolkan mit dem gefesselten Barrn im Schlepptau, der mit einem verächtlichen Schnauben neben dem Schmied herlief.
Hanak nickte Barrn kurz angebunden zu. Dieser wandte sich nur erbost ab und betrachtete stattdessen Lilith. Sein sorgenvoller Blick ging ihr durch Mark und Bein und sie senkte schnell ihren Kopf. Sie sah auf ihre Fußspitzen hinab, um nicht zu erröten. Sie fragte sich, warum sie die Anwesenheit von Barrn mehr besorgte, als die von einem Sucher, der Schwarz trug.
»Ihr habt sie geschlagen?«, wollte Barrn mit einer unnatürlich tiefen Tonlage wissen und sein Oberkörper spannte sich.
Kolkan wollte etwas sagen, aber Hanak kam ihm zuvor. »Sie kann froh sein, noch zu leben. Sie hat mich gebissen, das Dreckstück.«
»Eine Schande, dass sie dich nur gebissen hat«, zischte Barrn und drehte sich zu Kolkan um. »Und was hat sie dir getan, dass du sie so in deinem Haus behandeln lässt?«
Kolkan zog seine Schultern hoch und knete seine muskulösen Finger. »Sie ist die Gefangene meines Bruders. Er hat das Recht mit ihr zu tun, was er möchte.«
»Hmpf « Barrn stieß die Luft zwischen seinen bebenden Nasenflügeln aus. »Was für eine feige Ausrede.«
Hanak legte seine Hände auf den Schwertknauf seines Schwertes und Lilith befürchtete, Barrn sei es gelungen, Hanak zu provozieren. Aber der Sucher winkte nur Kolkan zu sich und ordnete knapp an: »Bring sie beide in den Wagen.«
Als Barrn an Hanak vorbei kam, hörte Lilith ihn raunen: »Du wirst für jeden blauen Fleck und für jede kleine Schramme die du ihr zugefügt hast bezahlen.«
Hanak hielt Kolkan zurück. »Warte«, rief er und ging auf Barrn zu.
»Du möchtest mir was sagen, Barrn?«, fragte er lauernd.
»Ja«, gab Barrn an und spukte vor Hanak aus. »Ich wünschte, wir wären nie Freunde gewesen, denn dann müsste ich jetzt nicht um einen Freund trauern.«
»Um einen Freund trauern?«, fragte Hanak nach, bevor er den Sinn der Worte verstand.
Hanak versteifte sich. Er deutete auf Barrns Fesseln. »Mach ihn los, Kolkan. Niemand soll mir vorwerfen können, dass ich einen wehrlosen Mann geschlagen habe.«
»Aber, Bruder ...«
»Mach ihn los, hab ich gesagt!«, brüllte der Sucher.
Kolkan biss sich auf seine Lippen, tat aber wie ihm geheißen. Mit einem geübten Griff waren die Fesseln von Barrn gelöst und auch keinen Moment später schlug Hanak zu. Barrn taumelte, fing sich wieder und stürzte sich auf Hanak.
Der Sucher machte eine auffordernde Handbewegung. »Wenn du mich töten willst, mein Freund. Dann hast du jetzt die Gelegenheit dazu. Ich werde meinen Stein nicht verwenden. Mann gegen Mann.«
Barrn warf sich mit
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