Das Herz Von Elowia
haben.«
Sie versuchte sich mit gefesselten Händen aufzurichten und ein stechender Schmerz durchfuhr ihre tauben Glieder. »Kolkan?«
Ihr Körper glühte und die Stelle ihrer Haut, wo Kolkans Hand lag, juckte unerträglich.
»Kolkan?«, fragte sie noch einmal verzweifelter in den Raum hinein.
»Ja ich bin es.«
Sie seufzte auf. »Barrn hat mir alles erzählt, du musst den Transfer stoppen, bevor es zu spät ist.«
Kolkan lachte rau und seine Hand wanderte zu ihrem Juwel und streichelte es fast liebevoll. »Dann hat dir Barrn doch auch sicher erzählt, dass es kein Zurück mehr gibt. Ich werde sterben, aber ich empfinde keinen Groll. Es war meine eigene und freie Entscheidung. Wenigstens etwas, was ich frei wählen konnte, in einer Welt, in der mir alles vorherbestimmt war.«
»Warum?«, fragte sie verwirrt und fühlte gleichzeitig eine Woge aus roter Kraft über sich hinweg rollen.
»Weil Barrn damals die Wahrheit gesagt hat. Ich will nicht länger der Sklave meines Diamanten sein, der immer über mein Leben bestimmt hat. Ich hasse diesen Stein so sehr, dass ich dafür bereit bin, ganz Elowia zu opfern und du wirst mir dabei helfen. Du wirst all das vernichten, was ich so sehr verachte und verabscheue. Ich wollte ein genauso großer Krieger wie mein Bruder sein, aber zu meinem Unglück wurde ich mit einem Heilstein geboren. Ich habe immer nur im Schatten der Sucher gestanden, war nur eine gebilligte Randfigur im Leben meines Bruders. Damit wird nun Schluss sein.«
»Aber Barrn, er liebt dich so sehr, als wärst du sein Bruder. Willst du ihn auch opfern?«
»Narrp? Narrp hat in dieser Welt auch keine Chance bekommen. Was hält Elowia für ihn als Steinlosen schon bereit? Nichts, meine Liebe, rein gar nichts.«
»Wie kannst du dir anmaßen, über sein Schicksal zu entscheiden?«, schrie Lilith durch den Stoff und zappelte in ihren Fesseln.
»Mein Täubchen, gerade du solltest deine Worte mit Bedacht wählen. Wer ist es denn, der über das Schicksal von allen anderen entscheiden wird? Du bist das. Du bist das Schicksal Elowias.«
Ein weiterer Energiestoß ließ sie zurück auf den Boden sinken, als sich rotes Feuer über ihre Haut legte.
»Du tust mir weh«, klagte sie.
»Vielleicht will ich ja auch, dass du leidest?«, raunte er leise und eine neue Welle der Macht durchflutete sie.
»Unnachgiebigkeit und Härte. Der Leitspruch der Sucherelite. Ich habe mich daran gehalten, habe jeden Tag verbissen geübt und mich in Wettkämpfen erprobt. Ich habe meinen Körper gestählt, ihn trainiert und die Grenzen meiner Macht erweitert. Ich habe alles getan, was von mir verlangt und erwartet wurde, aber am Ende ist alles an dem kleinen, roten Glas gescheitert. Die Prophezeiung besagt, jemand wird kommen und die Diamanten auslöschen, du wirst es sein, die wieder Gleichheit herstellen wird. Du wirst die ganzen Hochmütigen zu Fall bringen.«
Heißes Feuer quoll von seinen Händen auf ihren Diamanten. »Und dennoch hasse ich dich dafür. Denn du hast das bekommen, wonach ich mich gesehnt habe: ein mächtiges Juwel.«
Er zog ihr die Kapuze vom Kopf und beugte sich zu ihr herunter. Seine Augen irrten fahrig hin und her. Schließlich sah er ihr direkt in die Augen. »Du wirst meine Rache sein. Mein Abschiedsgeschenk an diese Welt.«
»Hasst du Barrn auch?«
Seine Augen verklärten sich und er kniff angestrengt die Augenlider zusammen. »Nein, wie könnte ich ihn hassen? Er ist mir so ähnlich. Beide sind wir unvollkommen. Er als Prinz ohne Stein, ich als Sucher ohne Kriegerdiamant, zählen wir nicht viel.«
Ein weiterer Energiestrom nahm Lilith kurzfristig die Luft zu atmen und sie schnappte nach Luft, aber ihre Lungen füllten sich nur mit roter Luft. Sie hustete. »Was tust du?«
»Ich beschleunige den Vorgang, damit dein Juwel rechtzeitig zur Prophezeiung wieder genug Kraft hat, um seiner Bestimmung nachzukommen.«
Ihr Stein, langsam wieder kräftiger, begann in einem sanften Rose zu leuchten und plötzlich durchzuckte Lilith schreckliche Bilder. Sie wandte sich in ihren Fesseln, aber sie konnte dem Strom nicht entgehen, den ihr Juwel aus Kolkans Körper zog. Liliths Stein hatte genug Kräfte gesammelt, um Kolkans Stein nun aktiv anzugreifen und auszusaugen.
Kolkan sah sie aus starren Pupillen und glasigen Augen an. »Das Ungeheuer ist erwacht. Sieh nur, wie wunderschön es glitzert.«
Lilith legte ihr Kinn auf die Brust und schielte auf ihren Diamanten hinunter, der inzwischen ein so explosives Rot angenommen hatte, als würde es
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