Das Herz Von Elowia
lichtete sich sein düsterer Ausdruck. »Oh, du meinst das Schmuckstück, das ich dir geschenkt habe?«
Sie tastete nach dem Juwel um ihren Hals. »Ja, welche Bedeutung hat er?«
Der Mann vor ihr sah sie verdutzt an und räusperte sich verlegen. »Er ist das Symbol unserer Ehe. Du trägst einen hellen Stein als Zeichen deiner weiblichen Reinheit und ich einen dunklen Stein als Zeichen meiner männlichen Kraft.«
Sie befühlte die glatten Kanten des Steins und er schenkte ihr ein zartes Lächeln. »Gefällt er dir nicht mehr? Damals hast du ihn sehr gemocht, als ich ihn dir geschenkt habe.«
»Oh doch«, versicherte sie ihm schnell und ließ den Stein aus ihrer Hand gleiten.
Sie merkte, wie eine leichte Röte ihre Wangen überzog und ihre Haut glühte.
»Ich habe lange geschlafen, nicht wahr?«
»Ja, sehr lange. Fast drei Tage lagst du im Fieberwahn, nur mit Gewalt konnte unser Arzt, Hanak, dir immer wieder Medizin und Wasser einflößen. Du hast im Schlaf geschrien und um dich geschlagen. Du musst einen Albtraum gehabt haben.«
Ihre Wangen wurden noch heißer. »Oh«, brachte sie nur peinlich berührt hervor und senkte beschämt ihren Kopf.
Wenn sie sich doch nur an etwas erinnern könnte, an irgendwas. Aber weder an ihr Leben vor dem Fieberschlaf, noch an den Traum, den sie geträumt hatte, erinnerte sie sich.
»Du siehst blass aus. Du solltest dich noch ein wenig ausruhen.«
»Aber ich bin nicht mehr müde.«
Er stand auf und sagte scharf: »Ruh dich aus, ich komme heute Abend wieder.«
»Aber ich ...«
»Höre auf das was ich sage«, befahl er ihr unwirsch. »Oder willst du, dass ich den Arzt kommen lasse?«
Sie konnte sich zwar nicht an den Arzt erinnern, aber so wie Barrn es betonte, konnte es keine Freude sein, auf diesen Mann zu treffen.
Sie schüttelte den Kopf und er nickte ihr zufrieden zu.
Er zog die Decke bis über ihre Schultern und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, dann verließ er das Zimmer.
Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, schlug sie die Decke zurück und tapste mit nackten Füßen leise über den kalten Boden. Das hellblaue Nachthemd schlug an ihre Fußknöchel, als sie eilig zu der Tür ging und die Klinke runter drückte. Die Türe ließ sich nicht öffnen. Dieser Mistkerl hatte sie eingesperrt. Sie machte kehrt und rannte zu dem Fenster und lehnte sich hinaus. Es verschlug ihr fast den Atem. Sie befand sich im höchsten Zimmer einer alten Burg und rings um sie herum waren nur die kleinen Zinndächer der umliegenden Turmspitzen zu sehen. Weiter unten waren die Häuser der Stadt, die sich wie bunte Blumen um die Burg drängten. Sie zog enttäuscht den Kopf wieder herein.
Mit einem Seufzer trottete sie zurück zum Bett und ließ sich auf das Bett plumpsen. Plötzlich erschien eine Frau vor ihr. Ihr dunkles Haar war zu einem Zopf geflochten und ihr hellblaues Kleid strahlte mit ihren meerblauen Augen um die Wette.
Ihr Gesicht war verzerrt. Sie rief mit leiser, aber intensiver Stimme: »Lilith. Lilith.«
»Lilith?« Mit dem Namen konnte sich nichts anfangen.
Die Frau blieb abrupt vor ihr stehen und sie wurde bleich: »Lilith?« fragte sie spröde und in ihren schönen Augen zeichnete sich Panik ab. »Lilith, wo ist dein Dolch?«
»Fayn«, flüsterte Lilith. Der Name war ihr plötzlich in den Sinn gekommen, ohne dass sie sagen konnte, warum. Die Frau verschwamm vor ihren Augen und verblasste.
Die Hand, die Lilith nach ihr ausgestreckt hatte, glitt nur noch ins Leere. Verwundert schaute sie auf die Türe, die immer noch unberührt und geschlossen vor ihr lag.
Hatte sie wieder geträumt? Wurde sie langsam verrückt oder erlag sie wieder den Illusionen des Fieberwahns?
Sie war der Verzweiflung nahe. Sie stütze sich mit ihren Händen an der Wand ab und ließ den Kopf hängen. »Verdammt«, fluchte sie. »Verdammt.«
»Lilith wo ist dein Dolch«, wiederholte sie den Satz laut, aber er ergab immer noch keinen Sinn.
Wer war Lilith? Und was wollte diese Lilith mit einem Dolch?
Ihr Kopf schwirrte. Jetzt waren da drei Namen, mit denen sie nichts anfangen konnte: Lilith. Barrn. Fayn. Sie nahm sich vor ihren Ehemann nach den anderen zwei Namen zu fragen, vielleicht gab es ja eine einfache Erklärung. Wenn Barrn ihr Mann war, konnten Lilith und Fayn vielleicht ihre Schwestern sein. Sie hielt inne. Hatte sie Schwestern? Sie presste ihre Lippen aufeinander. Und wie war überhaupt ihr Name? Nur Königin würde sie ja wohl nicht heißen.
Aufgewühlt schritt sie in ihrem Zimmer auf und ab, bis sie eine
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