Das Herz Von Elowia
gegen ihn richtete. Barrn hielt Lilith immer noch mit einer Hand umklammert, als befürchtete er, sie könne sich plötzlich zwischen ihn und den Wüstenräuber drängen. Sein fester Griff schmerzte sie und sie fragte sich, welches Interesse er hatte, sein Leben für sie zu riskieren. Sie hatte eine leise Ahnung, warum er es tat und sie öffnete ihre Hand und sah auf ihren Stein hinab. Er tat es einzig und allein für ihren Diamanten. Sie hatte seine Blicke oft studiert, die er ihr zu warf, wenn er sich unbeobachtet gefühlt hatte und sie waren immer an ihrem außergewöhnlichen Stein hängen geblieben. Ernüchtert über diese plötzliche Erkenntnis, riss sie sich von ihm los, wandte sich ab und ging. Sie hörte, wie hinter ihr Metall auf Metall traf und das Keuchen zweier Männer. Achtlos ging sie an den anderen kämpfenden Kriegern vorbei, nur bei Azra blieb sie kurz stehen. Sie sah, wie er einen Wüstenräuber mit nur einem Hieb tötete und sein Juwel funkelte, selbst in der schwarzen Nacht, so grell, dass es im Umkreis von mehreren Schritten zu sehen war. Seine Kapuze hatte er tief ins Gesicht gezogen und nur sein Mund war deutlich zu erkennen und Lilith erstarrte: Er lächelte. Er lächelte sie an, während er dem nächsten Wüstenräuber, der sich ihm genähert hatte, den Arm abschlug. Sie fühlte einen dicken Kloß im Hals.
Bevor sie sich über sein seltsames Verhalten wundern konnte, stob ein Kenja an ihr vorbei. Die Hufe des Tieres wirbelten den Sand auf und Lilith griff hustend nach der Mähne des Tieres und zog sich auf dessen Rücken hinauf.
Das Tier rannte, ungerührt seines neuen Reiters, weiter. Lilith presste ihre Schenkel gegen die Flanken des Tieres und ergriff die Zügel. Mit beruhigenden Worten und etwas roher Gewalt gelang es ihr schließlich, das Tier zum Stehen zu bringen. Sie wandte das Tier in die Richtung, in welche Harukan verschwunden war. Gerade als das Tier den ersten Satz machte, nahm Lilith aus den Augenwinkeln etwas wahr, was sie dazu veranlasste das Tier wieder anzuhalten. Sie hatte gesehen, wie sich ein Mann hinter Barrn geschlichen hatte, der schwarzgrau trug.
Egal, was für ein guter Kämpfer Barrn war, ohne Stein war er machtlos. Der Mann hinter ihm kam immer näher und Barrn, der immer noch in den vorigen Kampf verwickelt war, nahm die drohende Gefahr nicht wahr.
Mistkerl hin oder her, sie musste ihm helfen. Sie schuldete ihm schließlich noch ihre Leben. Sie seufzte tief auf, riss das Kenja herum und ritt auf Barrn zu.
Dieser starrte sie erschrocken und fassungslos an. In seinen Augen lag Resignation. Er ließ sogar für einen kurzen Moment sein Schwert sinken, so als erwartete er nun den tödlichen Angriff von ihr, jetzt wo er wehrlos vor ihr stand.
Lilith drückte sich näher an den Hals des Kenjas und tastete nach ihrem unsichtbaren Dolch, den sie immer bei sich trug. Der Räuber hatte die kurze Unachtsamkeit des Waris ausgenutzt und holte zu einem Hieb aus, den Barrn nur noch mit Mühe abwenden konnte. Er versuchte, den Räuber in Schach zu halten und gleichzeitig Lilith im Auge zu behalten, während der todbringende Schatten hinter ihm immer näher kam.
Lilith ritt an Barrn vorbei, beugte sich vor und rammte den Dolch in den Mann, der sich hinter Barrn geschlichen hatte. Warmes Blut lief über ihre Hand, als sie den Dolch mit einer flüssigen Bewegung wieder herausriss.
Im gleichen Augenblick zerteilte Barrns Schwert seinen Gegner. Ungläubig drehte er sich nach Lilith um und musterte den Mann, der hinter ihm ausgestreckt lag.
Lilith, die noch nie zuvor einen Diamantaner getötet hatte, wurde von dem plötzlichen Sog, der von dem sterbenden Stein ausging, völlig überrascht. Eine schwarzgraue Welle schwappte über sie hinweg und riss sie hinfort, in eine Welt aus Schmerz und Leid. Sie sah die Bilder der Toten, die der Wüstenräuber ermordet hatte und sie hörte die gellenden Schreie der Sterbenden. Eine eiskalte Hand griff in ihre Eingeweide und quetschte ihr Herz zusammen. Verzweifelt versuchte sie ihren Stein von dem sterbenden Juwel wegzureißen und nur mit allerletzter Kraft gelang es ihr die Verbindung zu durchtrennen.
Ihr sonst perlfarbender Diamant leuchtete in einem satten dunkelgrau.
Erschrocken berührte sie ihn, hatte er seinen Weg gewählt? War er ein Kriegerstein geworden? Doch die Farbe verblasste wieder und er schimmerte wie gewohnt in einer hellen Farbe. Lilith atmete durch, zügelte ihr Kenja abermals und ließ es knapp neben Barrn zum Stehen
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