Das Herz Von Elowia
verschwinden.
»Fühlst du dich nicht sehr nackt, so ohne Stein?«, fragte sie ihn, denn obwohl sie ein Mischblut war, konnte sie sich ein Leben ohne Stein kaum vorstellen, noch dazu, wenn man ein reinblütiger Diamantaner war.
Barrns Ausdruck wurde wieder eine Spur milder. »Jein.«
»Was meinst du damit?«
»Ja, weil es schwer ist, ohne Stein auf Elowia etwas zu gelten und nein, weil ich nie der Knecht eines Juwels sein werde, welches mich nur für seine Zwecke benutzt. Ich bin frei, indem was ich tue.«
»Und du hast ganz sicher keinen Stein?«, fragte sie ihn misstrauisch.
Er lächelte sie verschmitzt an. »Nein, ganz sicher. Warum fragst du?«
Lilith sah verlegen weg. »Manchmal, wenn auch selten, umgibt dich die Aura eines Juwels.«
Barrn runzelte seine Stirn, und Lilith bereute plötzliche ihre Ehrlichkeit.
Zu ihrer Erleichterung schlug Skat die Zeltplane zurück. Er wirkte unruhig. Auch bei ihm hatte der Kampf Spuren hinterlassen. »Barrn lass uns zur Festung reiten, es ist zu gefährlich, hier zu bleiben.«
Barrn sah verbittert aus. »Zur Festung? Das ist viel zu unsicher.«
Sein Diener nickte. »Wir werden nur kurz dort bleiben und schnell wieder abreisen. Aber wir brauchen dringend ein paar neue Männer, Waffen und Proviant.«
»Keine neuen Männer, wir werden alleine weiter reiten.«
Skat holte tief Luft. »Bitte?«, entrüstete er sich. »Wir sollen alleine durch die Wüste reiten? Die Wüstenräuber wird es freuen.«
»Keine weiteren Männer, nur du, ich, Fayn und Azra.«
»Azra?« Die Stimme des Dieners wurde düster und auch Lilith beschlich ein leises Unbehagen.
»Ja. Er ist ein starker Krieger und er redet nicht viel, dass gefällt mir.« Barrn grinste Skat an. »Also das Gegenteil von dir.«
»Ich rede nicht viel«, blökte Skat beleidigt und schob seine Unterlippe vor. »Ich unterhalte mich nur gerne.«
Barrn zwinkerte ihm zu. »Genau.«
Skat neigte sein Haupt und sagte beschwörend: »Wir kennen Azra nicht. Ist das wirklich eine gute Idee?«
»Nein. Aber er ist ein ausgezeichneter Krieger und er hinterfragt nicht, was ich tue oder wer ich bin.«
»Hmm«, kommentierte Skat in einem äußerst unzufriedenen Ton die Entscheidung seines Herren.
Barrn richtete sich auf, warf sich seinen Umhang um und deutete auf Lilith. »Sperr sie in den Wagen und bitte versuche sie dabei nicht halb umzubringen, schaffst du das, ja?«
Skat verzog verdrießlich seinen Mund. »Wieso kannst du eigentlich immer meine Gedanken lesen? Das ist irgendwie ungerecht. Meinst du, ich könnte sie nicht ein wenig misshandeln. Nur einen klitzekleinen Stoß, hm?«
Barrns Blick wurde finster.
Der Diener zog abwehrend die Schulter hoch. »Ja gut, ich hab es verstanden. Ich werde mich bemühen, sie heil zum Wagen zu bringen.«
Dann packte er Lilith am Unterarm und wollte sie hochziehen, doch mitten in der Bewegung hielt er inne und starrte auf ihren Diamanten. Barrn sah ihn voller Schadenfreude an und weidete sich an seinem verwirrten Ausdruck. Dann sagte er beiläufig: »Ach vergaß ich zu erwähnen, dass sie grau trägt?«
Skat kniff die Augen zusammen. »Das ist nicht grau, das ist undefinierbar.«
Barrn schloss seinen Umhang. »Was immer es auch für eine Farbe ist, unterschätze es nicht«, dann hob er die Zeltplane, ging hinaus und ließ einen verdatterten Skat zurück.
Der Diener riss Lilith mürrisch mit sich und sie stapften durch den Sand. Der Nachthimmel wurde heller und der Morgen kündigte sich an. Lilith sah, wie der Krieger ihren Diamanten verstohlen musterte und wie er versuchte herauszufinden, was diese neue Nuance beuteten könnte. Wäre es nicht so ein trauriger Tag gewesen, hätte Lilith laut über den verunsicherten Krieger gelacht, aber so schwieg sie und dachte sorgenvoll an Harukan.
Skat öffnete die Wagentür, half ihr hinein und schloss die Türe wortlos. Lilith lehnte sich erschöpft gegen die Tür. So viel war gerade geschehen, worüber sie nachdenken musste. Sie hatte Harukan verloren und die Fee war verletzt worden. Zwei Mal wäre sie beinahe in einen schwarzen Strudel gezogen worden und um ein Haar von den Räubern ermordet worden. Und ihr Diamant spielte verrückt. Er hatte die Farbe eines Kampfsteines angenommen, nur um dann wieder zu seiner Ursprungsfarbe zurückzukehren.
Sie rutschte auf den Boden und streckte sich aus, die Arme unter dem Kopf verschränkt. Es war so unendlich still ohne das Geplapper des jungen Sklaven.
Lilith schloss die Augen und lauschte in die Stille hinein. Irgendwas störte sie
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