Das Herz Von Elowia
wurde. Jolan schien zu zögern, doch dann drückte er seine ledernen Stiefel in die Flanken seines Kenjas und ließ es wieder an die Spitze traben. Er drehte sich noch einmal zu ihr um, bevor er sich einem anderen Krieger zu wandte und mit ihm eine angeregte Diskussion führte. Lilith beschlich das unangenehme Gefühl, dass es in dieser Diskussion um sie gehen könnte. Jolan traute ihr immer noch nicht. Und sie behielt recht. Kurz darauf ließ sich der Krieger, mit dem Jolan gesprochen hatte, unauffällig zurückfallen, bis er knapp hinter Lilith ritt. Der junge Krieger wirkte noch sehr unerfahren. Er hatte nur ein sehr helles Juwel. Lilith löste langsam ihre verkrampfte Haltung, im Gegensatz zu ihrem neuen Bewacher, der sichtlich nervös in seinem Sattel hin und her rutschte und ihr immer wieder verstohlene Blicke zu warf. Lilith lächelte ihn freundlich an, doch anstatt ihre Geste zu erwidern, wandte er abrupt - fast panisch- den Kopf ab und starrte angestrengt Richtung Horizont, bis ihm die Augen tränten.
Lilith zuckte gelassen mit den Schultern und versuchte das beißende Gefühl der Einsamkeit in ihrer Brust zu ignorieren.
So ritten sie schweigend nebeneinander, bis ein dunkler Schatten auf den warmen Wüstensand fiel. Alle - Lilith eingeschlossen - rissen erschrocken die Köpfe nach oben und beschatteten gleichzeitig ihre Augen mit ihren Händen, um das Ungetüm besser erkennen zu können, was sich als schwarzer Umriss am Himmel abzeichnete.
»Totenflieger«, brüllte Jolan und riss gleichzeitig sein Schwert in die Höhe. Unter den jungen Kriegern brach Hektik aus und die Kenjas scheuten. Auch Liliths Kenja tänzelte und versuchte sich aus dem harten Griff seines Reiters zu befreien und auszubrechen. Sie musste ihre ganze Kraft darauf verwenden, Goldstück zu bändigen. Ihre Arme schmerzten, als sie mit einem heftigen Ruck den Kopf des Kenjas herumriss, und versuchte es zum Stehen zu bringen. Sie merkte, wie ihre Kräfte nachließen und ihr Kenja immer wilder an seinen Zügeln zerrte, doch als sie sich umsah, konnte sie feststellen, dass sogar Jolan mit seinem Tier zu kämpfen hatte. Die Tiere scheuten so sehr, dass keiner der Reiter auch nur annähernd eine Kampfposition einnehmen konnte.
Das Ungetüm über ihren Köpfen zog seine Kreise dichter. Lilith hatte so etwas noch nie gesehen. Es sah aus wie ein riesiger schwarzer Wurm mit Flügeln, die wie flüssiges Metall in der Sonne glänzten. Der riesige Schädel mit Dornen gespickt und seine Augen loderten in einem hellen goldgelb.
»Bei den sieben Schwertern, was ist das?«, flüsterte sie.
»Ein Totenflieger. Das sind Tiere aus dem Dämonenreich«, brüllte Antara über den Lärm des Tumultes hinweg.
Lilith sah sie mit einer Mischung aus Ratlosigkeit und Befremdung an. Antara wusste mehr über die Dämonen als sie.
Das Mädchen hatte ihren Ausdruck anscheinend richtig gedeutet und sie erklärte: »Sie ernähren sich von Diamanten. In letzter Zeit tauchen sie immer häufiger auf. Keiner weiß, warum sie das Dämonenreich verlassen.«
Lilith hob andächtig ihren Kopf, da war es, ein Wesen, das irgendwie zu ihr gehörte, aus ihrer Welt stammte. Sie fühlte fast so etwas wie Sympathie für das hässliche und doch wunderschöne Geschöpf, welche so bedrohlich über ihren Köpfen schwebte und geifernd seinen breiten Kiefer öffnete.
Jolan hatte inzwischen sein Kenja zum Stehen gebracht. Das Tier tänzelte nervös unter seinem Reiter, doch Jolan presste nur seine Schenkel dichter an den Körper des Tieres und schenkte ihm keine weitere Beachtung. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Totenflieger. Zwei seiner Krieger hatten neben ihm Stellung bezogen und reckten ebenfalls ihre Köpfe gegen den gleißenden Himmel. Das Monster stieß einen schrillen Schrei aus, der sich wie ein Peitschenhieb durch die Luft fraß und mit einer unglaublichen Wucht auf die kleine Gruppe niederging. Hatten die Krieger gerade ihre Tiere beruhigt, so brach nun heilloses Durcheinander aus. Einige Tiere brachen aus und galoppierten wie wild durch das Gedränge, dabei versetzten sie die übrigen Kenjas in noch mehr in Panik, sodass die Krieger völlig die Kontrolle über ihre Tiere verloren.
Lilith selbst krallte sich an ihrem Kenja fest, so gut es ging. Es bäumte sich auf und sein Schwanz riss tiefe Furchen in den staubigen Boden.
Der Totenflieger verharrte einen Moment regungslos über ihren Köpfen, bevor er sich im Sturzflug auf die versprengte Gruppe fallenließ.
Lilith schrie auf, als
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