Das Herz Von Elowia
unkontrolliert zu zittern. Heiße Wut, er fühlte reine, heiße Wut und er wünschte sich ein paar Wächter wären übrig geblieben, an denen er seinen Zorn hätte abreagieren könnte. Aber zu seinem Leidwesen waren sie alle schon tot.
Er sah auf Baias Haut und plötzlich bekamen ihre Wunden eine ganz andere Bedeutung. Auf die Hitze folgte die Kälte in seinem Herzen. »Haben sie über dich auch so geredet?«
Die Kriegerin blinzelte nervös und nach einer kurzen Pause, die Barrn unendlich lang vorkam, schüttelte sie ihren Kopf. »Du hast es doch am eigenen Leib erfahren, mit mir legt man sich nicht an.«
Ihm war das kurze Absacken ihrer Tonlage nicht entgangen und ein bitterer Verdacht beschlich ihn, aber er schwieg.
Unschlüssig drehte er sich um die eigene Achse und versuchte herauszufinden, wohin man Fayn und Azra gebracht haben könnte. Sein Blick fiel auf eine kleine Holztür, die nur einen halben Mann in der Höhe maß. Er musste sich bücken, um hindurchzukommen. Nachdem sich seine Augen an die Finsternis gewöhnt hatten, konnte er im Lichtstrahl der geöffneten Tür Fayn erkennen, wie sie leblos auf dem Boden lag.
Entsetzt stolperte er zu ihr hin und kniete sich neben sie. Im ersten Moment konnte er nicht sagen, ob sie noch lebte oder schon tot war, so regungslos lag sie da. Selbst ihre Atemzüge waren so flach, dass man kaum die Bewegung ihres Brustkorbs ausmachen konnte.
Wieder wallte das Blut durch seine Adern, als er ihren Körper hochhob und behutsam ihren Stein befühlte.
Durch den Bannzauber von Persuars Juwel war ihr Stein nicht in der Lage, ihren Körper zu heilen und um selbst zu überleben, zog er die restliche Energie aus Fayns Leib heraus.
Er drückte ihren Körper gegen seine Brust und legte sein Kinn auf ihrem Haarschopf ab. »Meine Fayn, es tut mir so leid, dass ich dich so lange in dieser Hölle gelassen haben. Bitte verzeih mir.«
Ihre Finger zuckten und sie öffnete träge ihre Augenlider.
»Barrn«, hauchte sie und streckte ihre Hand nach seiner Wange aus. »Du bist voller Blut.«
»Ja, ich habe in Blut gebadet.«
Sie sah ihn aus tieftraurigen und nicht aus verächtlichen Augen an, womit er um einiges besser hätte umgehen können. »Warum hast du das getan?«
Er konnte ihr nichts anderes erwidern als die Wahrheit:
»Weil Narrp ein Mörder ist. Für Barrn ist einfach kein Platz in dieser Welt.«
Wieder streiften in diese Augen, in denen so viel Schmerz lag. Konnte sie ihn nicht einfach verabscheuen, für das, was er tat? Es hätte alles viel leichter gemacht.
Sie fuhr mit den Fingerspitzen über seine Haut und wischte einen Blutstropfen weg. »Für Barrn wird es immer ein Platz geben, wenn du es nur zulässt.«
»Barrn hätte niemanden retten können, weil er zu schwach ist, da er an moralische Wertvorstellungen gebunden ist«, erwiderte er ungehalten.
Aber sie antworte ihm nicht mehr, denn ihr Kopf war zu Seite gerutscht und sie hing ohnmächtig in seinen Armen. Er schmiegte sein Gesicht in ihr Haar und seine Schultern zuckten.
Baia, wie immer undiplomatisch, aber pragmatisch veranlagt, kniff in seinen Oberarm. »Heulen kannst du später. Jetzt müssen wir sie erst einmal aus dem Gefängnis schaffen, damit ihr Stein ihren Körper heilen kann und aufhört sie auszusaugen.«
Barrn mochte die Art, wie Baia mit Problemen umging. Seufzend sah er sich im kargen Raum um, der vollkommen leer war und keinen weiteren Gefangenen beherbergte. »Wir müssen nur noch Azra finden, dann gehen wir.«
Aber nachdem sie auch den letzten Winkel und sogar die Toilettenhäuschen der Wachmänner durchsucht hatten, blieb Azra trotzdem unauffindbar.
»Azra«, überlegte Baia und knabberte nachdenklich an ihren Fingernägeln. »Wohin können sie ihn gebracht haben?«
Barrn zuckte kaum merklich zusammen und drückte die bewusstlose Fee dichter an sich. »Er ist ein Söldner gewesen, vielleicht haben sie ihn sofort getötet.«
Baia kaute intensiver auf ihren Fingerkuppen herum und murmelte: »Azra war kein Söldner. Ein Söldner wäre nie so dumm gewesen, sein Schwert gegen einen Sucher zu erheben. Niemals. Er hätte uns eher verraten, als das zu tun.«
Barrn runzelte seine Stirn. »Wer war er dann?«
Die Kriegerin zuckte mit ihren Schultern und reichte Skat ihre Hand, um sich die Stufen hinauf helfen zu lassen. »Was oder wer er auch immer gewesen sein mag, er ist verschwunden und wir können ihn nicht mehr danach fragen. Also warum sollten wir uns mit Vermutungen den Kopf zerbrechen? Es gibt Wichtigeres zu tun.
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