Das Herz Von Elowia
gegen das spröde Holz. Er fluchte leise vor sich hin, denn dieser Bursche war misstrauischer, als er angenommen hatte. Der Schutz der Sucher galt seinem Stiefbruder doch nur als Vorwand, um ihn hier festzuhalten.
Aber seinem Stiefbruder würde es nicht gelingen, ihn von seinem Vorhaben abhalten zu können, schon gar nicht so.
Er holte die dunkle Kleidung aus seinem Leinensack und zog sie an. Den Mantel der Sucher klemmte er sich unter den Arm und ging zu dem Fenster hin. Leise öffnete er es, beugte sich vor und befühlte die morschen Dachziegel. Er richtete sich wieder auf. Enttäuschung machte sich in ihm breit, denn das Dach würde ihn nicht tragen können und einen Absturz, der Hanak und die anderen Sucher alarmieren würde, wäre äußerst problematisch. Schließlich würde sich Hanak nicht durch weitere Ausreden täuschen lassen.
Also blieb ihm nichts anderes übrig, als sich aus dem Haus zu schleichen. Vorsichtig öffnete er die schmale Holztür und trat auf den Gang hinaus. Er verfluchte die Finsternis, die es ihm fast unmöglich machte irgendwas zu erkennen. Die alten Holzdielen knarrten unter seinem Gewicht und durchbrachen die Stille der Nacht mit einer Intensität, dass Barrn die Luft anhielt und angestrengt lauschte, ob sich in den Zimmern etwas regte.
Nach einigen Augenblicken des angespannten Wartens schlich sich Barrn weiter vorwärts. Gerade als er sich über das abgegriffene Holzgelände beugen wollte, vernahm er eine raue Stimme, die ihm sehr bekannt vorkam. Hastig zog er seinen Kopf zurück und lehnte sich gegen die Wand.
Er hörte, wie Hanak leise flüsterte: »Ihr habt eine Spur des Dämonenmädchens? Das ist sehr gut. Reite los und berichte Persuar davon. Und kein Wort zu niemandem, auch nicht zum Anführer selbst. Nimm nur deine besten Männer mit. Und noch etwas. Geh zum Gefängnis und lass dort die Fee hinrichten. Sie ist eine wertlose Gefangene.«
Die andere Stimme erwiderte nur ein knappes: »Ja Sir«, bevor sich die beschlagenen Stiefelabsätze eilig entfernten.
Barrn drückte sich tiefer in die Nische hinein und hielt die Luft an. Sein Stiefbruder kam um die Ecke und ging so knapp an ihm vorbei, dass Barrn den Lufthauch seines wehenden Mantels spüren konnte. Aber ohne ihn bemerkt zu haben, ging der Sucher vorüber und verschwand wenige Augenblicke später in seinem Zimmer.
Barrn atmete aus und lächelte grimmig. Hanak war für einen Sucher viel zu unvorsichtig geworden, was wahrscheinlich auch an seinem mächtigen Juwel lag, dessen Macht ihm zu Kopf gestiegen war. Bei Gelegenheit, beschloss Barrn, würde er seinem Freund eine Lektion erteilen, was Achtsamkeit und vor allem Respekt vor dem Prinzen bedeutete.
Aber bevor er Rache an Hanak üben konnte, musste er erst einmal seine eigenen Pläne überdenken. Er wollte, wie er es geplant hatte, zum Kerker reiten, aber jetzt musste er schneller sein als der andere Sucher, den Hanak losgeschickt hatte. Dass bedeutete einen anstrengenden Galopp ohne Pause oder Rücksicht auf das Tier zu nehmen.
Vorsichtig näherte er sich wieder der Treppe und mit einem lautlosen Satz sprang er auf das Gelände und rutschte es hinunter. Wie er vermutet hatte, saßen die Wachen schlafend auf den Stühlen des Gastraumes. Ihr Schnarchen war nicht zu überhören. Barrn schüttelte konsterniert den Kopf. Die Sucher waren zu einem überheblichen Sauhaufen verkommen.
Barrn öffnete die Türe und trat hinaus ins Freie. Er atmete tief die kühle Nachtluft ein, schlich zum Stall und holte sein Tier heraus. Mit einem geschmeidigen Sprung stieg er auf und preschte durch den dunklen Wüstensand, in die Richtung, aus der er mit Hanak und seinen Leuten gekommen war. Zurück zur Burg. Der Wind blies ihm eiskalt ins Gesicht, während sein Tier schweißnass vom schnellen Ritt war.
Er zügelte es erst, als er vor der bedrohlichen Burg angekommen war. Die Flanken seines Kenjas zitterten und es schnaubte vor Erschöpfung. Barrn schwang sich von seinem Rücken, nahm die Zügel und tätschelte die feuchte Schnauze des Tieres. Mit festen Schritten näherte er sich dem Tor zur Burg.
Eine Wache versperrte ihm aufbrausend den Weg. Barrn deutete schnippisch auf den Umhang der Sucher, den er sich inzwischen umgelegt hatte. Doch die Wache zeigte sich nur wenig beeindruckt und hielt seinen Speer gegen Barrns Brust gedrückt. »Den kannst du auch geklaut haben, Junge. Nenne mir das Losungswort.«
Barrn musste sich beherrschen, damit er den Mann nicht am Haarschopf packte und dessen
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