Das Herz Von Elowia
Wir müssen Fayn hier rausschaffen, bevor es zu spät ist.«
Barrn war überrascht, wie sachbezogen Baia sein konnte, wenn sie nicht gerade damit beschäftigt war, Diamantaner, bevorzugt Krieger mit sehr mächtigen Juwelen, herauszufordern. Nie zuvor hatte er eine solche aufbrausende und dennoch liebenswerte Frau getroffen.
Die Kriegerin stieg achtlos über die getöteten Wachmänner hinweg, hielt dabei aber ihr Schwert immer griffbereit, falls jemand angreifen sollte. Was zu Barrns Erleichterung jedoch nicht geschah. So rannten sie ungehindert durch die Gassen, bis Fayns Juwel, endlich vom Bannzauber befreit, die Schwäche seiner Trägerin ausnutzte und anfing hell zu strahlen. Der Stein hatte die mentalen Fesseln, die ihn sonst banden, überwunden und gierte nach mehr Macht. Unaufhörlich riss er die Lebensenergie aus Fayns Körper.
Barrn musste erkennen, dass Fayns Stein sie nicht retten würde, sondern im Gegenteil sie immer mehr Kraft kostete.
Noch im Laufen keuchte er Skat zu: »Kannst du ihr Juwel bändigen?«
Skat hob ratlos die Schultern. »Ich kann es versuchen.«
Sie rannten um die nächste Ecke und Barrn legte Fayns Körper vorsichtig auf dem Boden ab. Skats Juwel funkelte dunkelgrau auf, als er seine Hand auf ihren Diamanten legte.
»Beeil dich«, drängte Barrn, als er sah, wie ihr Juwel immer intensiver strahlte und schon die ganze Gasse mit seinem roten Licht erhellte.
»Ja«, brummte Skat genervt. »Ich bin schließlich kein Heiler.«
Baia, die sich inzwischen verstohlen umgesehen hatte, tippte Barrn auf die Schulter. »Dahinten kommen Leute, lasst uns verschwinden. Wir können zu einer alten Hütte, die ich kenne. Da wären wir für den Augenblick in Sicherheit.«
»Ja gut. Zeig uns den Weg, Baia.«
Barrn packte den zierlichen Körper der Fee fester und lief Baia hinter her, die sie zu einer baufälligen Hütte lotste. Sie rannte um die Hütte herum und kam mit einem Schlüssel wieder.
Barrn und selbst Skat, der seine Schwester inzwischen kennen musste, musterten sie entgeistert. Ihr Bruder räusperte sich. »Du hast einen Schlüssel für die Hütte?«
Barrn fiel das leuchtende Rot von Baias Wangen auf, als sie verlegen nickte. »Ja. Es ist mein Versteck.«
»Dein was?«, entfuhr es Skat.
»Mein Versteck, halt«, gab Baia unwillig zu und schloss den Schuppen auf. »Hier bin ich, wenn ich alleine sein will.«
»Wenn du nicht gerade bei der Rev als Spionin bist, oder?«, fragte Skat zynisch und schob Baia ungehalten durch die geöffnete Tür.
Barrn folgte dem Geschwisterpaar in die Hütte hinein und legte Fayn vorsichtig ab. Sie stöhnte im Schlaf und ihre Hände zuckten, so als wolle sie nach irgendwas greifen. Mit jedem Atemzug wurde ihr Gesicht blasser und ihre Lungen rasselten.
Der Anblick war zu viel für ihn. Mit einer Entschlossenheit, die keinen Aufschub duldete, griff er nach seinem Schwert. Erst als ihn Baia und Skat mit offenem Mund betrachteten, versuchte er ein wenig finsteres Gesicht zu machen. »Ich habe noch etwas zu erledigen. Seht zu, dass ihr einen verschwiegenen Heiler findet. Geld spielt keine Rolle.«
Baia schluckte und nickte dann wie in Trance, dabei stierte sie ratlos auf Barrns Schwert. »Was hast du vor?«
»Zeugen verschwinden lassen«, antwortete er ihr nur trocken.
Baia runzelte die Stirn. »Barrn«, setzte sie an, doch er unterbrach sie barsch. Er hatte eine Entscheidung getroffen und er musste jetzt dazu stehen. »Nenne mich nicht mehr so. Ich heiße Narrp.«
Sie sah ihn verdattert an und wollte aufbegehren, aber Skat legte seinen Arm um ihre Schultern. »Tu, was du tun musst, Barrn«, sagte sein Diener und Barrn lächelte ihn dankbar an. Auf Skats Gespür konnte er sich immer verlassen.
Ohne einen weiteren Blick auf Fayn oder auf Baia zu werfen, verließ er den Schuppen und trat den schweren Marsch zum Wachhäuschen am Tor an.
Als Barrn eintrat, sahen das Milchgesicht und der große Mann überrascht auf. Und während der junge Mann eher verdrießlich über den unerwarteten Besuch dreinschaute, zeichnete sich auf dem Gesicht des Torwächters ein breites Lächeln ab.
Barrns Lächeln viel sehr dünn aus und er zückte sein Schwert. Der Torwächter wurde blass und tastete nach seiner Waffe, die auf dem Tisch lag, doch Barrn war eine Spur schneller und fegte das Schwert vom Tisch.
Inzwischen war der Wächter, der Barrn am Tor nicht erkannt hatte, aufgesprungen. Der Stuhl fiel polterten um, als sich das Milchgesicht hastig erhob und sein Schwert unsicher gegen Barrn
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