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Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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Ich stellte mich neben Emily und gab meine Bestellung auf, dann streckte ich mich. Dabei nahm ich beiläufig wie Fleischer, der seine Auslage dekoriert, die beste Pose ein, die ich kannte. Emily lächelte, allerdings nicht so, wie ich es geplant hatte.
    »Hübsche Hose«, meinte sie.
    »Äh … danke. Gehört zur Uniform.« Ich zückte die Manschettenknöpfe. »Pilotenkader.«
    »Aha.« Sie trank einen Schluck Wein. »Tja, die meinen es gut mit dir. Große Nacht?«
    »Ach, du weißt schon.« Ich schwenkte die Hand in Richtung der Jungs, die uns anstarrten und gleichzeitig so taten, als ignorierten sie uns. »Wir ziehen nur ein bisschen um die Häuser.«
    »Und genießt das schöne Leben, was?« Sie war nicht gänzlich abweisend. Fand ich jedenfalls. Ich vermochte nicht zu sagen, ob sie sich lustig über mich machte oder ob sie nur eine äußerst merkwürdige Art hatte, Interesse zu bekunden. »Lassen sie euch Prunkstücke überallhin?«
    »He, wir fliegen in den Himmel. Der Himmel erstreckt sich überallhin.«
    Sie lachte und überspielte es mit einem Schluck Wein. Ich fand, es war ein guter Spruch. Mein Blick wanderte zurück zu den Jungs. Ihre Aufmerksamkeit galt ausschließlich uns.
    »Hör mal«, sagte sie. »Du bist ein netter Junge. Und das Korps wird gut zu dir sein. Bleib dabei.«
    »Weißt du, es ist kein Honiglecken.« Ich ergriff die Getränke, die ich bestellt hatte. »Harte Arbeit. Wir sorgen dafür, dass der Himmel für Bürger wie dich sicher bleibt.« Damit kehrte ich zu den Jungs zurück. Sie verhielten sich unerträglich.
    Den Rest des Abends versoff ich rasch. Als Emily ging, ließ ich mir eine Ausrede einfallen und folgte ihr.
    Es fühlte sich beinah wie inszeniert an. Ich war so verdammt wütend. Es herrschte leichter Nebel. Graue Schlieren schwebten über das Kopfsteinpflaster, die Straße präsentierte sich glitschig von Regen und durch das Bier in meinem Blutkreislauf verschwommen. Sie befand sich ein gutes Stück vor mir, als ich aus dem Lokal kam. Dann bog sie um eine Ecke, und ich folgte ihr rasch, die Fäuste in den Taschen. Wehtun wollte ich ihr nicht. Ich wollte nur reden, ihr die Augen öffnen. Sie musste einsehen, dass ich jemand war, dem Aufmerksamkeit zu schenken sich lohnte. Sie würde es einsehen.
    Die Nacht verengte sich durch meinen Rausch zu einem schmalen Tunnel. Jemand huschte in der Nähe der Stelle, an der sie gerade verschwunden war, aus einer Gasse. Sekunden, nachdem der Unbekannte ebenfalls um die Ecke gebogen war, ertönte ein Schrei. Ich rannte los.
    Ich war nicht schnell genug, um ihn zu retten. Was nicht das war, womit ich gerechnet hatte.
    Sie stand mit zerknittertem Kleid vor ihm, in den Händen eine lange, dünne Klinge. Er befand sich an der Wand. Ein Teil von ihm sickerte auf dem Boden in den Abfluss. Sie ließ ihn fallen und sah mich an.
    Ihr Atem ging angestrengt, ihr sorgsam frisiertes Haar hatte sich gelöst. Ich starrte auf das Blut an ihren Fingern. Sie warf die Klinge auf den dampfenden Körper und wischte sich die Hände an seiner Jacke ab. Dann holte sie aus seiner Tasche einen Beutel hervor und versteckte ihn in ihrem Kleid.
    »Warst du … hat er versucht …«, stammelte ich betrunken.
    »Egal, wie es war – wirst du mich melden, Pilot?« Sie senkte den Kopf und musterte mich wie ein Raubtier. Ich wich einen Schritt zurück. »Nicht alle von uns brauchen Helden, mein Freund.«
    Ich wusste nicht, was ich erwidern sollte. So ließ sie mich zurück, auf dass ich den Ordnungshütern, die bestimmt jeden Augenblick um die Ecke kommen würden, die bestohlene Leiche erklären musste.
    Unter Umständen hatte sie Fieber. Ich überprüfte es regelmäßig, doch es war schwer zu sagen. Ihr Gesicht war immer noch sehr blass, aber sie atmete gleichmäßig. Ich bereitete eine kleine Mahlzeit zu, so gut es in diesem merkwürdigen Haus ging. Sie aß ein wenig und schlief danach fast sofort wieder ein. Ich versuchte, es ihr gemütlich zu machen, aber es war schwer zu beurteilen, ob es etwas half.
    Während sie schlief, wechselte ich den Verband. Wahrscheinlich tat ich es zu oft, nur wusste ich nicht, was ich sonst tun sollte. Behutsam faltete ich ihre Bluse zurück, achtete darauf, so dezent wie möglich zu handeln. Das winzige Loch in ihrer Brust blutete immer noch und durchtränkte den Verband mit erschreckend grellem Rot. Ich hatte keine Ahnung, ob das normal oder Anlass zu Besorgnis war. Ebenso wenig wusste ich, was Camillas neugeborene Maschine in ihr bewirkte,

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